Das rote Flugzeug
Versuchung, Illawalli. Ich kann ihn nicht bezahlen. Ich kann mein Leben unter den Weißen nicht aufgeben, um nach deinem Tod über deinen Stamm zu herrschen.« Als müsse er die Verlockung mit aller Entschiedenheit zurückweisen, rief er Shuteye zu: »He, Shuteye! Ist der Tabak schon trocken?«
Die beiden Schwarzen hatten das Feuer angefacht und trockneten Tabak und Zigarettenpapier darüber. Als sie Bony s Stimme hörten, drehten sie sich beide erfreut lachend um, und Bill Sikes rief: »Es geht Ihnen wieder gut, Bony. Wollen Sie rauchen?«
Bony stand auf. »Gern«, sagte er. »Wie weit ist es bis Coolibah?«
»Ungefähr sechzehn Kilometer«, antwortete Shuteye.
»Gut, dann machen wir uns auf den Weg, wenn der Tabak trocken ist. Ich bin hungrig. Ihr müßt doch auch hungrig sein.«
»Und wie!« bekräftigte der dicke Shuteye.
»He«, fragte Bill Sikes, »was tun wir mit Mr. Kane? Der hockt da draußen auf dem Baum wie ein armes Huhn.«
»Wo?« fragte Bony erstaunt.
»Da drüben«, rief Shuteye vergnügt. »Wir sind doch an ihm vorbeigekommen. Wissen Sie noch, wie ich Sie gezogen hab’.«
Sie wiesen zu der nächststehenden Reihe Coolibah–Bäume, die gut fünfhundert Meter jenseits der braunen Fluten war. Bony, der die Eingeborenen kannte, war erstaunt über die Beiläufigkeit, mit der sie ihn auf John Kanes fatale Lage aufmerksam gemacht hatten. Illawalli hatte seine gesamten Abenteuer erzählt; die anderen hatten Feuer gemacht und Tabak getrocknet, und die ganze Zeit war der Mann da draußen in Lebensgefahr.
Aus Norden war ganz schwach das Rattern eines Motorrads zu hören, und zu Bonys Erleichterung darüber, daß Kane Coolibah nicht erreicht hatte, gesellte sich jetzt Freude über Constable Lovitts Kommen. Die Eingeborenen – deren Lebensphilosophie in vieler Hinsicht prächtig war – hatten überhaupt nicht daran gedacht, etwas zu unternehmen, solange sich Bony, ihr Anführer, nicht so weit erholt hatte, um ihnen Anweisungen zu geben, ob und wie der Mann gerettet werden sollte, von dem sie wußten, daß ihm die Verhaftung bevorstand.
Jetzt kam Lovitt in Sicht, steuerte seine Maschine mit der Routine der Erfahrung am Fuß der Sanddünen entlang. Er fuhr langsam, und es dauerte darum einige Minuten, bis er sie erreichte.
»Ich bin froh, daß Sie gesund rübergekommen sind, Sir.«
»Ich auch«, bekannte Bony. »Es war ziemlich anstrengend für uns alle. Ich wäre ertrunken, wären nicht Shuteye und Bill Sikes gewesen. Ich werde dafür sorgen, daß sie angemessen belohnt werden.«
»Kane bin ich nicht begegnet, Sir«, bemerkte Lovitt. »Als ich sah, daß der Fluß Wasser führte, war mir klar, daß Sie und auch er, wenn Sie es überhaupt geschafft haben, hinüberzukommen, weit südlich von der Kreuzung ans Ufer kommen würden. Haben Sie ihn vielleicht gesehen?«
»O ja. Er wurde genau wie wir von der Flut überrascht«, antwortete Bony. »Und jetzt hockt er da drüben auf einem Baum. Wie wir ihn da runterholen sollen, weiß ich nicht. Ich fürchte, ich würde es nicht schaffen.«
Lovitt blickte zu der Baumreihe hinüber, konnte aber trotz eifriger Hinweise der beiden Schwarzen John Kane nicht ausmachen. Sie versicherten, sie könnten ihn deutlich sehen, aber der Constable sichtete ihn erst, als er mit dem Feldstecher suchte, den er in seiner Motorradtasche hatte.
»Ja, da ist er«, sagte er. »Er sitzt auf dem größten Baum ziemlich am Ende der Reihe. Sir, ich hole ihn wohl am besten.«
»Die Strömung ist sehr stark, Lovitt«, warnte Bony. »Gibt es keine Möglichkeit, ein Boot zu beschaffen?«
»Leider nicht, Sir. Nein, ich muß schwimmen. Kommen Sie mit, Sikes?«
»Klar«, antwortete der zähe Schwarze.
»Ich auch«, meldete sich Shuteye. »Wir gehen ungefähr ein bis zwei Kilometer den Fluß rauf, schwimmen runter zu Mr. Kane und holen ihn dann da unten bei der Düne raus.«
»Sehr vernünftig«, meinte Lovitt zustimmend. Er warf einen Blick auf Illawalli. »Sie können uns begleiten und unsere Kleider wieder hier runterbringen, damit wir sie haben, wenn wir kommen.«
Sie marschierten alle fünf am Ufer entlang etwa anderthalb Kilometer nach Norden, und nachdem Lovitt das Treibgut im Fluß genau studiert hatte, bestimmte er, von wo sie losschwimmen sollten. Die drei Männer zogen ihre Sachen aus, und Bony sah mit Erstaunen, daß der Constable sich ein Paar Handschellen um die nackte Taille gürtete.
»Ich werd’ ihn vielleicht k.o. schlagen müssen, Sir«, bemerkte er
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