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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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beiläufig.
    »Möglich, ja«, stimmte Bony zu. »Wenn er sich weigert mitzukommen, wird Ihnen nichts anderes übrigbleiben. Viel Glück!«
    Er und Illawalli hoben die Uniform des Constable und die Sachen der beiden Schwarzen auf und gingen langsam wieder flußabwärts, ohne die drei Köpfe auf dem reißenden Wasser aus den Augen zu lassen. Lovitt war klug genug, Bill Sikes die Führung zu überlassen, der mit der Strömung schwamm und sich dabei dennoch immer weiter vom Ufer entfernte. Als die drei von der reißenden Strömung in der Mitte des Flusses erfaßt wurden, mußten auch Bony und der alte Häuptling Tempo zulegen, um sie weiter im Auge behalten zu können.
    Sie sahen noch, wie die drei Schwimmer den höchsten Baum in der Reihe erreichten, danach jedoch konnten sie die Geschehnisse nicht weiter verfolgen. Illawalli sah die drei Männer zuerst, die jetzt weit unterhalb des letzten Baums der Reihe waren, und er und Bony machten sich sogleich auf den Weg rund um die natürliche Bucht, die die Sanddünen bildeten.
    Während sie warteten, beobachteten sie Lovitt und Bill Sikes, die sich mit dem leblos wirkenden John Kane dem Ufer näherten. Als die Schwimmer nahe genug waren, wateten Bony und Illawalli ins Wasser, um ihnen zu helfen, und Kane wurde an Land gezogen.
    »Er wäre wohl fast ertrunken?« fragte Bony.
    »Nein, nein, dem ist nichts passiert«, antwortete Lovitt keuchend. »Aber er wollte nicht von seinem Baum runter, genau wie ich erwartet hatte. Ich mußte ihn mit Gewalt runterholen und hab’ dabei ein paar ganz schöne Kratzer abbekommen. Ich mußte ihn bewußtlos schlagen; aber wir haben ihn, und das ist die Hauptsache.«
     
    Dr. Stanisforth, der bisher über die Patientin gebeugt gestanden hatte, richtete sich auf, nahm das Stethoskop ab und sah Knowles mit einem Blick an, in dem keine Hoffnung mehr war.
    »Sie ist sehr schwach«, sagte er, »aber sie scheint einen außergewöhnlichen Lebenswillen zu besitzen. Es kann sein, daß sie noch eine weitere Woche durchhält. Im Augenblick schläft sie nicht; sie ist ohne Bewußtsein. Vielleicht wird sie das Bewußtsein überhaupt nicht wiedererlangen.«
    »Dann besteht keine Hoffnung mehr?« fragte Elizabeth leise.
    »Sie hat auf keine unserer Behandlungsversuche angesprochen. Wir haben alles getan, was in unserer Macht stand.«
    Knowles wandte sich ab. Stanisforth betrachtete ihn mitleidig. Elizabeth trat eilig zu ihm und wollte ihm eben ein Wort des Trostes sagen, als die Tür geöffnet wurde.
    Bony trat ein und blieb stehen. Er sah zu der reglosen jungen Frau auf dem Bett. Knowles stürmte durch das Zimmer und blieb mit einem Ausdruck, in dem sich Hoffnung und Verzweiflung mischten, vor Bony stehen. Bonys Augen verrieten nichts. Dann brach er mit seiner weichen Stimme das gespannte Schweigen.
    »Würden Sie meinem Freund Illawalli gestatten, sich Ihrer Patientin anzunehmen, Doktor?«
    »Was! Haben Sie diesen eingeborenen Medizinmann doch noch auf getrieben? Sie sind durch das Hochwasser gekommen?«
    »Ja. Illawalli ist draußen. Er wartet nur auf Ihre Erlaubnis, eintreten zu dürfen.«
    Die Hoffnung, die in Knowles’ Augen aufgeflammt war, erlosch wieder.
    »Es ist zu spät«, sagte er bitter.
    »Ist Miss Markham tot?«
    »Nein, Mr. Bonaparte, aber sie ist dem Tod nahe«, antwortete Stanisforth. »Sie ist nicht mehr bei Bewußtsein.«
    »Werden Sie meinem Freund trotzdem gestatten, sie zu sehen?«
    Stanisforth zuckte mit den Achseln. »Ihr Freund kann keinen Schaden anrichten«, meinte er widerstrebend.
    »Gut. Und bitte stören Sie Illawalli nicht.«
    Bony öffnete die Tür und winkte. Der große, hagere Häuptling, der noch immer die Fliegermütze auf dem Kopf trug, trat ein.
    »Illawalli«, sagte Bony leise, »die weiße Frau liegt im Sterben. Kannst du in den Geist einer Sterbenden hineinsehen?«
    Der merkwürdig gekleidete Alte musterte mit raschem Blick die anderen im Raum.
    »Ich habe nachgedacht«, sagte er. »Vielleicht ist es so, wie ich denke. Mach mir Licht.«
    Bony schaltete die Deckenbeleuchtung ein. Illawalli ging zum Bett und sah auf das ausgezehrte, ausdruckslose Gesicht hinunter. Im Zimmer und draußen war tiefe Stille. Stanisforth war sichtlich skeptisch, doch Elizabeths Gesicht zeigte gespannte Hoffnung.
    Mit der Spitze seiner kleinen Finger hob Illawalli behutsam die Augenlider der Patientin und blickte lang und eindringlich in die leeren dunkelblauen Augen, die leicht nach oben gedreht waren. Sicher eine halbe Minute lang sah er

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