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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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Geschichte ist verdammt verzwickt, und ich hasse Komplikationen.«
    »Ich nicht. Ich mag sie«, entgegnete Elizabeth und lächelte ihren Vater versöhnlich an. »Glaub mir, die Frau ist hier besser aufgehoben als sonstwo. Was sagt eigentlich Sergeant Cox zu der ganzen Sache?«
    »Ich glaube, der gute Cox ist völlig verwirrt. Er hat angedeutet, daß er sich mit dem Fall überfordert fühlt und die Absicht hat, über seinen direkten Vorgesetzten einen Kriminalbeamten aus Brisbane anzufordern.«
    »Als ob das was helfen kann!« rief Elizabeth temperamentvoll. »Wenn die beiden Schwarzen schon keine Spur finden können, wie soll dann ein Polizist aus der Stadt was ausrichten?«
    »Kriminalbeamte sind besonders geschult – ah, das Telefon! Entschuldige.«
    Er stand auf, um ins Arbeitszimmer zu gehen, und Elizabeth blieb stirnrunzelnd zurück. Sie hatte Romane gelesen, deren Handlungen weit weniger aufregend gewesen waren als die jüngsten Ereignisse auf Coolibah. Das Zimmer, das Haus, ja, das Leben selbst schienen unter einen Schatten geglitten zu sein, der die Realität auf phantastische Weise verzerrte. In Sydney und Melbourne gab es mindestens jede Woche einen Mord, jede Nacht einen Einbruch oder Raubüberfall. Einen simplen Mord konnte man akzeptieren, aber gelähmte junge Frauen in verlassenen Flugzeugen und geheimnisvolle Männer, die nachts durch das Haus schlichen und Kognak vergifteten, gehörten einer Alptraumwelt an.
    »Das war Knowles«, berichtete Nettlefold, als er wiederkam. »Er fliegt jetzt in Golden Dawn ab und hat mich gebeten, ihn am Landeplatz abzuholen. Ich muß mich mit dem Essen beeilen.«
    »Hat er dir etwas gesagt? Über den Kognak, meine ich.«
    »Nein. Als ich davon anfing, sagte er, er wolle am Telefon nicht darüber sprechen.«
    »Ach. Na, ich bin jedenfalls froh, daß er kommt. Und ich bin auch froh, daß Ted Sharp herkommt. Wann erwartest du ihn?«
    »Nicht vor Mitternacht.«
    Elizabeth sah ihren Vater eindringlich an. Dann sagte sie: »Sagst du den Männern, ehe du fährst, daß sie alle Hunde freilassen sollen?«
     
     
     
    7
    Sergeant Cox bekommt Besuch
     
    Der Sommer war gekommen, und Golden Dawn lag schläfrig im Licht der heißen Nachmittagssonne. Hitzewellen waberten über der Ebene und verzerrten die Konturen ferner Kühe und weidender Ziegen. In der Schmiede, wo der Schmied nicht an einem Hufeisen, sondern an der Achse eines Lastwagens arbeitete, dröhnte metallisch ein Hammer. Sein stetiger Schlag schien rhythmische Untermalung zu den Stimmen der Kinder, die im kleinen Schulhaus am anderen Ende des Städtchens »Waltzing Matilda« sangen.
    Sergeant Cox hatte Jackett und Weste abgelegt und saß in seinem Büro an der Arbeit. Er hatte die Hemdsärmel bis zu den Ellbogen hochgekrempelt und schob einen großen Klumpen Kaugummi im Mund hin und her. Bei der Schreibarbeit zog er Kaugummi der Pfeife oder einer gelegentlichen Zigarette vor, und der Bericht, über dem er gegenwärtig saß, verlangte so viel Aufmerksamkeit, daß er nicht einmal das Brummen des Autos wahrnahm, das von Yaraka kommend in Golden Dawn einfuhr.
    Mit dem Postbus, der um halb sechs ankommen würde, erwartete Cox einen Kriminalbeamten aus Brisbane, darum hatte er es eilig, den Bericht über die Auffindung des verlassenen Flugzeugs fertigzustellen. Im Augenblick herrschte gewissermaßen Ruhe nach dem Sturm. Captain Loveacre und seine Mannschaft waren mit der de Haviland weitergeflogen, und die Leute von der Flugunfallkommission waren, nachdem sie das Wrack genauestens untersucht hatten, erst an diesem Morgen wieder abgereist. Ihre Erkenntnisse, hatte man Cox gesagt, würden dem Commissioner, Colonel Spendor, mitgeteilt werden.
    Als Cox auf der Veranda Schritte hörte, krauste er unwillig die Stirn und schrieb verbissen weiter. Die Beantwortung amtlicher Anfragen und das Ausfüllen von Formularen bereiteten ihm, der solche bürokratischen Arbeiten gewöhnt war, keine Schwierigkeit; weit schwerer fiel es ihm jedoch, einen klaren Bericht einer Untersuchung abzufassen. Immer wieder fühlte er sich vom Geschirrklappern gestört, das aus der Küche zu ihm drang, wo seine Frau den Nachmittagstee bereitete, und jetzt wollte ihn auch noch ein Besucher aus der Konzentration reißen. Hartnäckig hielt er den eisengrauen Kopf über seine Schreibarbeit gesenkt, als der Besucher das Büro betrat, und kratzte mit der Feder weiter über das Papier.
    »Guten Tag, Sergeant.« Die Stimme war gedämpft und klang

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