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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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diesem Moment kam Mrs. Cox mit dem Tee. Mit Polizeiangelegenheiten fast so vertraut wie ihr Mann, hatte sie es sich nicht nehmen lassen, den Tee selbst hereinzubringen, um diesen höchst bemerkenswerten Kollegen ihres Mannes kennenzulernen.
    Bony stand auf, und nachdem er Vi Cox begrüßt hatte, sagte er: »Sehe ich aus wie ein Handlungsreisender, Mrs. Cox?«
    »Nein, Sir«, antwortete sie verwundert.
    »Oder wie ein Landstreicher?«
    »Aber nein, Sir.«
    »Oder wie ein Krimineller?«
    »Kriminelle erkennt man erst, wenn sie entlarvt sind, Sir«, antwortete sie vorsichtig.
    »Danke, Mrs. Cox. Ich hatte den Eindruck, Ihr Mann hielt mich für einen Kriminellen, einen Landstreicher oder einen Handlungsreisenden. Würden Sie mir jetzt bitte einen großen Gefallen tun?«
    »Gern, wenn ich kann, Sir.«
    »Nennen Sie mich Bony. Einfach Bony. Ich bekleide den Rang eines Inspektors nur deshalb, weil meine Ausbildung und meine geistigen Fähigkeiten mich berechtigen, das Gehalt eines Inspektors einzustreichen. Es ist aber das Gehalt und nicht der Titel, an dem mir liegt. Ich habe eine wunderbare Frau und drei heranwachsende Söhne, für deren Ausbildung ich sorgen muß, und da brauche ich viel Geld. Meine Söhne, meine Frau, der Commissioner und Ihr Mann nennen mich alle Bony. Es wäre mir eine Freude, wenn Sie das auch tun würden.«
    Vi Cox hätte am liebsten gelacht, wenn auch nicht aus reiner Erheiterung.
    »Natürlich, wenn Sie es möchten, Bony«, sagte sie ein wenig mühsam.
    »Danke. Und danke auch für den Tee. Ich bin sicher, er wird mir köstlich schmecken.«
    Vi Cox ergriff die Flucht, und der Sergeant machte sich daran einzuschenken.
    »Haben Sie Kinder?« fragte Bony.
    »Ja, einen Sohn. Er ist jetzt fünfzehn. Er war in seiner frühen Kindheit oft krank und hat sich dadurch spät entwickelt, aber die neue Lehrerin tut ihm sehr gut.«
    »Und was soll er einmal werden?«
    »Bestimmt nicht Polizeibeamter.«
    »Warum nicht? Das ist doch ein schöner Beruf.«
    »Da bin ich nicht Ihrer Meinung«, knurrte Cox, einen Anflug von Verdrießlichkeit in der Stimme. »Schauen Sie mich an. Als junger Mann wurde ich hier heraus verfrachtet, um unter friedlichen, gesetzestreuen Leuten Ordnung zu halten. Einfach abgeschoben. Keine Chance, je befördert zu werden – keine Chance, das bißchen Intelligenz, das ich vielleicht besitze, zu gebrauchen. Meine Frau hat das Leben in der Stadt für mich geopfert, und jetzt wird auch noch mein Sohn eine anständige Ausbildung für mich opfern. Was für Möglichkeiten hat ein junger Mann denn schon hier draußen? Er kann höchstens Viehhüter werden. Und was für Möglichkeiten habe ich? Hundertmal habe ich um Versetzung gebeten. Ich habe die Nase voll.«
    Bony senkte die Lider. Er erkannte den beinahe erloschenen Ehrgeiz des anderen, und da er sich seiner eigenen beinahe grenzenlosen Ambitionen bewußt war, konnte er sich vorstellen, was dieser Mann jahrelang hatte aushalten müssen.
    »Vielleicht wird Ihnen dieser Fall zu einer Beförderung verhelfen«, meinte er freundlich.
    »Glauben Sie?« erwiderte Cox mit einem bitteren Lächeln. »Nein, da springt bestimmt nichts für mich heraus. Ich mußte ja die Kriminalpolizei um Hilfe bitten, weil ich allein nicht zurechtkomme.«
    »Und das war zweifellos klug von Ihnen«, sagte Bony wiederum freundlich. »Wir werden zusammenarbeiten, und ich werde dafür sorgen, daß Ihre Leistungen Anerkennung finden. Ich bekomme sowieso keine, weil meine Vorgesetzten sich an meine Erfolge gewöhnt haben. Hatten Sie schon früher einmal einen größeren Fall?«
    »Nein, leider nie.«
    »Dann werden wir diesen hier zum Sprungbrett für Ihre Beförderung machen. Berichten Sie mir – von Anfang an.«
    Während Cox erzählte und dabei hin und wieder einen Blick in den Bericht warf, an dem er bei Bonys Ankunft geschrieben hatte, rauchte dieser, trank mehrere Tassen Tee und nahm sich zwischen den Zigaretten von den warmen, mit Butter bestrichenen Brötchen.
    »Die Analyse ergab, daß der Kognak, der am Bett der jungen Frau gestanden hatte, mit etwa einer Viertelunze Strychnin vergiftet worden war«, schloß Cox.
    »Sie haben doch eine Karte des Bezirks?«
    »Ja. Sie hängt da an der Wand.«
    Sie standen beide auf und traten vor die große Karte, und Cox zeigte Bony die Orte, die er genannt hatte.
    »Danke«, sagte Bony und wandte sich wieder zum Schreibtisch. »Sie haben den Fall klar und präzise dargelegt. Bis heute haben also folgende Personen die junge Frau

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