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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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eingeschlafen!«
    »Nein! Bestimmt nicht«, protestierte Elizabeth.
    »Aber ich war erst heute morgen wieder bei der Patientin, als ich Hetty vorfand.«
    Elizabeth war stark beunruhigt. Sie erinnerte sich an die Sache mit dem Kognak.
    »Sie sind ganz sicher«, sagte Knowles ernst, »daß Sie gestern nacht jemanden im Zimmer gesehen haben? Um welche Zeit war das?«
    »Kurz nach vier«, antwortete sie. »Ich stand im Ankleidezimmer, und als ich in den Spiegel sah, bemerkte ich den Mann, der am Bett stand. Als ich wieder ins Zimmer kam, schloß er gerade die Tür zum Korridor hinter sich. Er hat etwas mit dem Kognak gemacht. Da bin ich ganz sicher.«
    »Sie meinen, er hat welchen genommen?« fragte Knowles scharf.
    »Nein, er hat etwas in die Flasche geschüttet. Es war nach seinem Besuch mehr Flüssigkeit in der Flasche als um eins, als ich einen Teelöffel voll herausnahm.«
    »Oh! Haben Sie ihr um vier den Kognak gegeben, wie ich angeordnet hatte?«
    »Nein. Nach dem, was ich gesehen hatte, wollte ich das nicht.«
    »Gut. Sehen wir uns den Kognak einmal an.«
    Er warf seine Zigarette weg und eilte ihr voraus zum Zimmer der Patientin. Dort nahm er die Kognakflasche und sah sie sich genau an.
    »Wieviel haben Sie der Flasche entnommen, Miss Nettlefold?«
    »Einen Teelöffel voll.«
    »Und Sie, Hetty?«
    »O Doktor! Nur einen Teelöffel!« erklärte Hetty nervös.
    »Und dennoch ist die Flasche randvoll«, sagte er langsam.
     
     
     
    6
    Elizabeths Entschluß
     
    Es war wie eine Sandwolke, die langsam von Westen heranrollte und die strahlende Mittagswelt in schwarze Finsternis hüllte. Todmüde von der Nachtwache legte sich Elizabeth auf das Bett in ihrem Ankleidezimmer, aber sie konnte nicht schlafen. Ihr fieberhaft arbeitendes Gehirn wollte keine Ruhe geben.
    Mit der Kognakflasche in der Hand war Dr. Knowles ins Frühstückszimmer gegangen und hatte Elizabeth, die ihn begleitet hatte, gebeten, ihm die beiden anderen Kognakflaschen zu geben, die zusammen mit der bereits geöffneten vom Hotel in Golden Dawn geliefert worden waren. In jeder der ungeöffneten Flaschen war unterhalb des Korkens etwa zwei Zentimeter leerer Raum; in der geöffneten Flasche jedoch – aus der zwei Teelöffel Kognak entnommen worden waren – reichte die Flüssigkeit bis zum Korken hinauf.
    »Ganz klar, da stimmt etwas nicht«, hatte Knowles gesagt. »Aber um festzustellen, was da gespielt wird, müssen wir eine Analyse vornehmen. – So, und jetzt gehen Sie zu Bett, sonst habe ich hier am Ende noch zwei Patientinnen zu versorgen.«
    Überzeugt jetzt, daß nicht Dr. Knowles der Mann gewesen war, den sie am Nachttisch gesehen hatte, und von bösen Ahnungen beunruhigt, wälzte sich Elizabeth rastlos in ihrem Bett hin und her.
    Ja, dieser schreckliche Verdacht war wie eine Sandwolke, die plötzlich die Sonne verdunkelt hatte. Auf Coolibah, wo achtzig Jahre lang nichts außer Überschwemmungen und Stürmen und einer gelegentlichen Dürre den Frieden gestört hatte, fielen nun die schwarzen Schatten einer finsteren Verschwörung böser Menschen …
    Gift! Wenn nun der nächtliche Besucher Gift in den Kognak gemischt hatte? Dr. Knowles hatte seinen Verdacht nicht geäußert, aber sie hatte ihm ansehen können, was er dachte. Wer war dieser Mann gewesen? Sie ließ die Männer, die auf der Farm arbeiteten, vor sich Revue passieren, aber sie fand keinen, dessen Haltung der des nächtlichen Besuchers ähnelte. Er hatte im Schatten gestanden, und sie konnte nicht mit Sicherheit sagen, wie er gekleidet gewesen war; sie wußte nur, daß sein Anzug dunkel gewesen war.
    Plötzlich holte der Schlaf sie doch ein, und sie erwachte erst wieder, als Hetty kam und eine Tasse Tee auf den Tisch neben dem Bett stellte.
    »Es tut mir wirklich leid, daß ich Sie wecken muß, Miss Elizabeth, aber es ist sechs Uhr abends«, sagte Hetty. »Ach, wenn Sie wüßten, was inzwischen alles passiert ist!«
    »Was ist denn geschehen, Hetty?« fragte Elizabeth, die sich nach dem langen Schlaf wieder frisch und kräftig fühlte. »Lieber Gott, sechs Uhr schon!« Sie schlug die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. »Warum haben Sie mich nicht früher geweckt?«
    »Ihr Vater hat’s mir verboten. Er und Sergeant Cox sind vor einer Stunde zurückgekommen. Jemand hat das Flugzeug draußen im Emu Lake verbrannt.«
    »Verbrannt?«
    »Ja. Als Ihr Vater und der Sergeant heute morgen dort ankamen, war die große Maschine schon gelandet, und die Männer standen ganz entsetzt

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