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Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
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können.«
    »In Ordnung.« Cox zückte Block und Bleistift.
    »Richten Sie es an Colonel Spendor, Church Avenue, Nundah, Brisbane, und schreiben Sie: ›Brauche dringend die Hilfe von Illawalli aus Burketown, Nord Queensland. Er hat uns im Fall Windee geholfen, wenn Sie sich erinnern. Lassen Sie den Häuptling unverzüglich per Flugzeug nach Golden Dawn bringen. Herzliche Grüße, Bony!‹«
    Nachdem Cox alles aufgeschrieben hatte, hob er den Kopf und sah Bony mit mißbilligendem Blick an. »Das ist ganz schön grob formuliert. Machen Sie das immer so, wenn Sie was brauchen? Ich dachte, der Commissioner hält streng auf Disziplin. Und dann wollen Sie das Telegramm auch noch an seine Privatadresse schicken!«
    »Richtig, Sergeant. Und Sie haben recht, Colonel Spendor hält wirklich streng auf Disziplin«, stimmte Bony lächelnd zu. »Aber ich habe immer wieder die gleiche Erfahrung gemacht: Je strenger ein Vorgesetzter auf Disziplin hält, desto eher ist er bereit, sich auch etwas sagen zu lassen. Und noch eine Erfahrung habe ich gemacht: Wenn man etwas haben will, muß man es fordern. Man darf nicht bitten. Ein bißchen Psychologie ist immer nützlich. Wenn ich dieses Telegramm ins Amt schicken würde, würde es zuerst von Clarke, dem Sekretär des Commissioner, geöffnet und gelesen werden. Der würde es dem Commissioner dann mit mißbilligender Miene und unwilligem Brummen vorlegen. Worauf der Colonel mit der Faust auf den Tisch schlagen und mich wegen meiner Respektlosigkeit verdonnern würde.
    Wenn ihn das Telegramm jedoch heute abend zu Hause erreicht, ist sicher auch seine Frau da, und er poltert nur gedämpft. Sie fragt ihn, worüber er verärgert ist, und dann lacht er und gibt ihr das Telegramm zu lesen und erklärt, daß dieser verflixte Bony sich doch nie an die Vorschriften hält. ›Nein‹, wird er sagen, ›dieser Bursche läßt sich von der Bürokratie nicht an die Kandare nehmen. Er ist wie ich. Ein guter Mann, dieser Bony. Erreicht immer das, was er will. Wie ich. Weiß genau, was er will. Wie ich.‹ Und hochzufrieden mit sich selbst, ruft er Ross an und gibt ihm den Auftrag, sofort eine Maschine nach Burketown zu schicken, Illawalli abzuholen und hierher zu bringen. Ja, ein bißchen Psychologie kann nie schaden. Das nächste Mal, wenn Sie eine Versetzung wünschen, lieber Cox, bitten Sie nicht darum, sondern fordern Sie sie!«
    »Und dann setzen sie mich an die Luft«, meinte Cox lachend.
    Bony lächelte nur verschmitzt, dann standen beide auf und gingen zum Haus zurück.
    Nach dem Abendessen entschuldigte sich Bony und zog sich mit seinen Briefen und den Berichten, die Cox geschrieben hatte, in sein Zimmer zurück. Nachdem er sich ein paar Zigaretten gedreht und sie auf den Nachttisch neben den Aschenbecher gelegt hatte, machte er es sich bequem, um die mitgebrachten Schriftstücke in aller Ruhe zu lesen.
    Ein Bericht vom Präsidium besagte, daß aus anderen Hauptstädten keine Meldungen über eine junge Frau mit den Initialen M. M. eingegangen waren. Eine Fotografie der jungen Frau war in ganz Australien verbreitet und in den größten Zeitungen abgedruckt worden. Ein zweiter amtlicher Bericht besagte, daß Nachforschungen in Queensland nach einer Vermißten, deren Vor- und Nachname mit dem Buchstaben M anfing, bisher ergebnislos geblieben waren.
    Bony nahm sich die Berichte des Sergeant vor und sah schnell, wie gewissenhaft der Mann gearbeitet hatte. Kein Wunder, daß man ihm diesen Verwaltungsposten im Westen gegeben hatte – der Mann war der geborene Verwaltungsbeamte. Aber gerade darum war er würdig, befördert und in einen Bezirk versetzt zu werden, in dem er seine Fähigkeiten besser entfalten konnte.
    Die Vollständigkeit der knapp und klar geschriebenen Berichte fand Bony äußerst zufriedenstellend. Wenn die Leute, auf die sie sich bezogen, gewußt hätten, was Cox alles über sie wußte, hätten sie große Augen gemacht.
    Nettlefold beispielsweise, hieß es da, war Teilhaber von Coolibah, und sein Anteil belief sich auf 55 Prozent. Ted Sharp war der Sohn kleiner Bauern unten am Warrego. 1928 hatte er von einem Onkel einen Besitz im Wert von 3750 Pfund geerbt. Owen Oliver von der Windy–Creek–Farm zahlte an das Jugendamt von Queensland für den Unterhalt eines Kindes, dessen Mutter eine gewisse Berle Mannock war. Dr. Knowles gab im Golden Dawn–Hotel monatlich etwa 32 Pfund für Alkohol aus, und Ned Hamlin und Larry Wentworth – genannt Larry Lizard – hatten drei Monate in

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