Das rote Flugzeug
Winton im Gefängnis gesessen, weil sie in der Bar des Golden Dawn–Hotels mit ihren Gewehren herumgeballert hatten. Mr. John Kane hatte nichts auf dem Kerbholz, doch Cox beschrieb ihn als »seltsam«.
Nach der Lektüre all dieser Berichte war Bony über die Geschichte fast aller in Cox’ großem Bezirk lebenden Personen bestens informiert, und nachdem er das letzte Schriftstück aus der Hand gelegt hatte, wandten sich seine Gedanken wieder dem gestohlenen Flugzeug und dessen Route in der Nacht des Diebstahls zu.
Wenn die Aussage des Landstreichers bezüglich der Zeit, zu der die Maschine in westlicher Richtung über ihn hinweggeflogen war, stimmte, wurde damit der Theorie, die Bony sich gebildet hatte, der Boden entzogen. Bisher hatten alle Indizien nach Tintanoo gewiesen – sowohl der Weg des abgesprungenen Piloten, der nach Tintanoo und von dort aus weiter zur Hauptstraße geführt hatte, als auch der Weg des Mannes, der irgendwann in der folgenden Nacht die Maschine in Brand gesetzt hatte. Jetzt aber, wenn die Aussage des Landstreichers stimmte, verschob sich der Verdacht von Tintanoo auf jemanden, der östlich von Tintanoo und Coolibah zu Hause war.
Abrupt setzte sich Bony auf und läutete. Er war gerade dabei, die Fenster zu schließen, als das Mädchen klopfte.
»Tilly«, sagte Bony, nachdem er sie hereingelassen hatte, »würden Sie so nett sein und Sergeant Cox bitten, zu mir zu kommen.«
Sobald Cox erschien, bedeutete ihm Bony, auf dem Bett Platz zu nehmen, und begann dann zu sprechen.
»Die Berichte, die Sie mir geliefert haben, sind hervorragend. Sie schreiben unter anderem, daß Ted Sharp im Jahr 1928 ein kleines Vermögen geerbt hat. Im selben Jahr wurde er hier zum Aufseher befördert. Haben Sie eine Ahnung, warum er geblieben ist, obwohl er ein Vermögen von nahezu viertausend Pfund geerbt hatte?«
»Nein«, antwortete Cox. »Ich habe es selbst nie verstanden.«
Bony zog an seiner Zigarette und stieß langsam mehrere Rauchringe in die Luft. Seine Augen waren fast geschlossen, und Cox beobachtete ihn neugierig. Dann öffnete er blitzartig die Augen und sagte: »Glauben Sie, der Postbeamte würde Ihnen die Kopie eines Telegramms aushändigen, das am Morgen des 28. Oktober bei ihm abgeschickt wurde?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht.«
Bony seufzte. »Immer diese verdammten Vorschriften. Wir können natürlich einen Haufen Zeit verschwenden und den Amtsweg gehen, um dieses Telegramm in die Hände zu bekommen. Aber in diesem Fall ist höchste Eile geboten. Das Leben der jungen Frau steht auf dem Spiel. Wenn man das dem Postbeamten klarmachen könnte, wäre er vielleicht …«
Bony erzählte alles, was Gurner ihm über den mysteriösen Gast berichtet hatte, mit dem Ted Sharp sich getroffen hatte, und fragte dann: »Was halten Sie persönlich von Ted Sharp?«
»Ich denke, er ist ein anständiger Kerl«, antwortete der Sergeant. »Ein bißchen dick mit Owen Oliver, und das ist etwas eigenartig, weil die beiden eigentlich nicht zusammenpassen und auch nicht derselben Klasse angehören.«
»Also, versuchen Sie, einen Blick auf das Telegramm zu werfen. Und stellen Sie dann in Yaraka fest, wer den Mietwagen zu Gurner’s Hotel gefahren hat. Versuchen Sie, von dem Fahrer Näheres über den geheimnisvollen Mr. Brown herauszubekommen.«
Cox schrieb sich alles auf und meinte dann: »Komisch, daß Gurner mir davon gar nichts gesagt hat.«
»Ja, das ist sonderbar. Ich werde dem mal nachgehen. In Ihrem Bericht über Gurner schreiben Sie, daß er das Hotel seit einundvierzig Jahren führt. Seine Frau ist letztes Jahr gestorben. Er hat zwei Angestellte, einen Pferdeknecht und ein Dienstmädchen, und die Küche macht seine Schwester. Was ist der Knecht für einer?«
»Ganz ordentlicher Bursche.«
»Und das Mädchen?«
»Bißchen leichtsinnig.«
»Die Schwester?«
»Eine anständige alte Person und eine gute Köchin, auch wenn sie fast blind ist und kaum noch hört.«
»Ach! Und Gurner?«
»Ich hab’ nie Schwierigkeiten mit ihm gehabt«, erklärte Cox. »Er und seine Schwester führen ein ordentliches Haus. Er trinkt ganz gern mal einen. Hat mit der Wirtschaft bestimmt kein Vermögen verdient, aber immer sein Auskommen gehabt. Er zahlt seine Pacht immer pünktlich, man kann nichts gegen ihn sagen. Lovitt, der Constable, fährt einmal in der Woche da raus.«
»Fahren Sie hin, und hören Sie sich dort um«, sagte Bony. »Sagen Sie, daß Sie nach einem Auto fahnden, das in Winton gestohlen gemeldet
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