Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das rote Flugzeug

Das rote Flugzeug

Titel: Das rote Flugzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur W. Upfield
Vom Netzwerk:
durch den Kanal, den sie soeben durchquert hatten.
    Bony schüttelte den Kopf und sprang zu Boden. »Wir können nicht zum Westufer zurückkommen«, erklärte er. »Wir müssen auf die Ostseite hinüber. Das sind ungefähr zweieinhalb Kilometer. Bill, holen Sie den Wasserbeutel.«
    Shuteye lachte mit einem Anflug von Hysterie. »Wozu brauchen wir Wasser?« fragte er. »In der Diamantina gibt’s jetzt Wasser genug.«
    »Wir müssen versuchen, Illawalli auf die Beine zu bringen. Wir können ihn nicht weit tragen«, erwiderte Bony scharf.
    Gemeinsam mit Shuteye brachte er den reglosen Alten aus dem Wagen, dann nahm er Bill Sikes den Wasserbeutel ab und goß dem schwer atmenden Häuptling einen kalten Strahl mitten ins Gesicht. Eine knochige schwarze Hand versuchte schwach, den Strahl abzuwehren. Die schwarzen Augen öffneten sich – um sogleich mit Wasser gefüllt zu werden. Der hagere alte Mann versuchte, sich aufzurichten; Bony und Bill Sikes halfen ihm dabei. »Wer bist du?« fragte Illawalli den letzteren. Als er sich umdrehte, um zu sehen, wer ihn auf der anderen Seite stützte, riß er die Augen weit auf.
    »Bony!« stieß er hervor. »Der gute alte Bony. Och! Mir ist ganz schwach. Zuviel Alkohol.«
    »Hör zu, Illawalli«, sagte Bony eindringlich. »Wir sind in eine Riesenüberschwemmung geraten. Wir müssen durch das Wasser, um wieder auf trockenen Boden zu kommen, verstehst du? Wach auf? Hörst du? Wach auf, Illawalli!«
    »Ja, ja. Au, au. Mir ist übel.«
    Erst einmal mußte er sich übergeben, dann schleppten sie ihn die Böschung hinunter zum Rand des seichten Wassers. Das Wasser trieb schnell dahin, reichte ihnen aber noch nicht einmal bis zu den Knien. Eilig wateten sie zur nächsten trockenen Böschung. Der alte Schwarze konnte seine Beine nicht gebrauchen, so daß sie ihn praktisch den Hang hinaufziehen mußten, während Shuteye von hinten anschob.
    Der nächste Kanal war noch trocken, aber es war der letzte, den sie trockenen Fußes durchquerten.
    Allmählich kehrte Kraft in Illawallis dünne Beine zurück. Die Fliegermütze saß fest auf seinem weißhaarigen Kopf, ihre Riemen flatterten auf seine Schultern. Ständig bat er in weinerlichem Ton darum, sich hinlegen zu dürfen. Als sie einen Kanal durchwateten, in dem ihnen das Wasser bis zu den Hüften reichte, spritzte Bony es dem Alten ins Gesicht, und das machte ihn etwas munterer.
    »Guter alter Bony! Mein Vater und meine Mutter. Mein Freund. Mein Sohn.« Wenn er nicht gerade nach Luft schnappte, stieß er diese Bekundungen seiner Zuneigung hervor. »Der kleine Weiße da, der hat mir Whisky gegeben. Eine Menge. Er sagte, daß du bald kommst, Bony. Er sagte, ich soll trinken, und ich alter Narr, ich hab’ getrunken und getrunken. Der kleine Weiße, der wollte nichts, kein Geld, gar nichts. Ein guter kleiner Weißer, und ich war ein alter Narr! Au! Mir ist übel. Mir ist so übel.«
    »Das wird bald besser«, tröstete Bony. »Ah – jetzt müssen wir schwimmen.«
    Es war nicht mehr möglich, das Wasser zu durchwaten. Bei jeder Durchquerung eines Kanals wurden sie von der starken Strömung weit abgetrieben. Zum Glück lag Coolibah viele Kilometer weiter im Süden, doch je weiter nördlich die Strömung sie zog, desto breiter wurden die Kanäle, die sie zu überwinden hatten.
    Die Sonne brannte ihre Hitze auf sie herab, und jeder der Männer war von einer Wolke von Fliegen und Mücken umgeben. Ein Holz im Wasser zu berühren, hieß, von einem giftigen Insekt gebissen oder gestochen zu werden. Die Insekten, die an den Böschungen hausten, flogen in Schwärmen in die Coolibah–Bäume.
    Allmählich erholte sich Illawalli von seinem Rausch. Die körperliche Anstrengung und das Wasser weckten seine Lebensgeister wieder. Und das war gut so, denn bei allen zeigten sich bereits erste Ermüdungserscheinungen. Sie konnten es sich nicht erlauben, auf einer trockenen Böschung zu rasten, bevor sie sich wieder ins Wasser stürzten. Vor und hinter ihnen reihten sich die Coolibah–Bäume – sonderbare, formlose Bäume, an denen nicht ein einziges Ästchen gerade war. Schon waren die niedrigen Böschungen überschwemmt, so daß sich zwei Kanäle zu einem vereinigten, in dem die braunen Wassermassen sich in breiter Bahn nach Süden wälzten. Nur die Baumreihen, die aus dem Wasser ragten, markierten den Verlauf der überfluteten Wälle.
    »Schauen Sie, Bony! Da ist ein Auto!« rief Bill Sikes, als sie auf einem trockenen Wall standen. Auf der gegenüberliegenden

Weitere Kostenlose Bücher