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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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es war auch ihr klar, dass das Frauenheim nicht annähernd so angenehm war wie das karge Zimmerchen unter dem Dahlmann’schen Dach. Noch während Lina redete, stiegen die Tränen in Finchens große braune Augen, und es zerriss Lina fast das Herz, als das Mädchen tränenüberströmt darum bettelte, bei ihr bleiben zu dürfen. «Bitte, Fräulein Lina. Ich bin wieder gesund und kann arbeiten. Sie brauchen mir auch nichts zu zahlen, ich werde hart arbeiten nur für das Essen und das Bett …»
    «Finchen, ich bin hier nicht die Hausherrin.» Lina machte eine Handbewegung, die den Raum einschloss. «Dies hier ist alles, was ich habe. Clara Dahlmann will kein zweites Mädchen, selbst wenn es umsonst arbeiten würde. Und vor allem kann sie es sich als Geschäftsfrau nicht leisten, dass in ihrem Haus ein Bastard geboren wird.»
    Finchen zuckte bei dem bösen Wort fast zusammen, aber Lina, so schwer es ihr auch fiel, blieb hart. «Du hast dein Unglück selbst verschuldet, Kind, und das Frauenheim ist die beste Möglichkeit, sich so gut wie möglich aus der Misere zu befreien.»
    «Und mein Kind?», fragte Finchen schluchzend. «Die nehmen es mir doch weg …»
    «Ja. Aber so habt ihr beide die Möglichkeit zu überleben, während dir mit dem Kind nur die Gosse bliebe. Niemand stellt ein Hausmädchen mit einem Kind ein, selbst wenn es ehrbar geboren wäre.»
    «Aber Simon …»
    «Simon kann euch nicht ernähren.»
    Finchen weinte herzzerreißend. Lina nahm sie in die Arme. «Willst du mit Simon reden, Finchen? Bevor du morgen fortgehst?»
    Sie nickte schluchzend.
    Und so kam es, dass Simon Weber am selben Abend leise an die Tür des Dahlmann’schen Hauses klopfte. Lina hatte ihn in der Küche erwartet und blieb jetzt auch dort, als sie ihn zu Finchen schickte, die in ihrer Wohnung wartete.
    «Ihr habt eine halbe Stunde», sagte Lina zu ihm. «Wie konntest du sie nur so ins Unglück stürzen!»
    Simon wurde rot. «Ich … ich hab sie halt so lieb.»
    «Sei leise, wenn du hinaufgehst. Wenn jemand erfährt, dass ich euch zwei in meiner Wohnung allein lasse, bekomme ich Schwierigkeiten.»
    «Ja, Fräulein Lina.»
    «Und ihr werdet nur reden.»
    «Ja, Fräulein Lina.»
    Sie wusste, dass das eine glatte Lüge war.

    Borghoff hatte tatsächlich eine schwere Erkältung bekommen und blieb sogar einen Tag zu Hause, doch es gab zu viel Arbeit in Ruhrort, als dass er sich wirklich auskurieren konnte.
    Finchens Anwesenheit im Haus und die Sorge um sie hatten Lina eine Weile abgelenkt von den Geschehnissen im Schmuggelkeller. Jetzt, wo sie wieder die meiste Zeit allein in ihrem Wohnzimmer mit Nähen beschäftigt war, grübelte sie viel über das nach, was sie gesehen und was Pater Johannes ihr erzählt hatte. Im Rückblick wurde gerade dieses Gespräch immer unwirklicher.
    Sie hatte die Versuche aufgegeben, Cornelius von Sannberg zu besuchen. Der Kutscher ließ sie nicht vor. Behutsam benutzte sie Antonie als Nachrichtenquelle. Die Hausmädchen kannten sich fast alle untereinander. Von Rose, dem Mädchen des Barons, hatte Antonie schließlich erfahren, dass es eigentlich nicht schlecht stand um die Gesundheit des Barons. Er sei lediglich sehr melancholisch und antriebslos, verlasse selten sein Bett und esse kaum. Zudem kümmere er sich weder um das Gut, noch lese er die Briefe, die ihn aus Berlin erreichten. Hans Brecht, der Kutscher und Hausdiener, sorgte dafür, dass niemand den Baron störte.
    Umso erfreuter war Lina, nach Antonies Marktgang zu erfahren, dass die arme Rose heute alles alleine hatte schleppen müssen, weil der Kutscher auf das Gut in der Grafschaft Moers gefahren war, um dort nach dem Rechten zu sehen. Lina ließ ihre Näharbeiten liegen und machte sich sofort auf zum Haus des Barons.
    Roses Widerstand war nur gering, offensichtlich war sie überfordert. In von Sannbergs Haushalt herrschten sonst die Mamsell und Köchin sowie ein älteres, erfahrenes Hausmädchen und ein Hausdiener, doch die waren auf dem Gut geblieben.
    Immerhin ließ Rose Lina nicht gleich zum Baron vor, und es dauerte auch eine ganze Weile, bis er sie im Salon empfing. Er trug einen teuren Schlafrock, war unrasiert und erschreckend abgemagert. Seine sonst so blitzenden Augen schienen irgendwie trübe, und es war Lina, als sähen sie durch sie hindurch.
    «Lieber Freund, ich hörte, Sie seien krank, und deshalb habe ich nicht geruht, bis ich Sie endlich sehen konnte.»
    «Krank … Nun ja. Sagen wir, ich fühle mich krank.»
    «Aus dem Mund

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