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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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der Kolonie am Mühlenfeld holte.
    Kurz entschlossen warf Lina sich ihren Hausmantel über und ging in die Küche hinunter. Sie fühlte sich zwar unsicher ohne ihre Schuhe, aber sie wollte Borghoff schnell helfen. Clara hatte gutsortierte Kräutervorräte, und Lina entdeckte Thymian, Fenchel, Eibisch und etwas Süßholzwurzel. Daraus kochte sie einen Sud und seihte ihn in eine Teekanne ab. Sorgfältig achtete sie darauf, dass die Kanne nicht zu voll wurde, damit sie sie nach oben tragen konnte.
    Borghoff war noch wach, denn ein weiterer nicht enden wollender Hustenanfall war durch die Tür zu hören.
    «Herr Commissar?» Lina klopfte an die Tür. «Robert!»
    Als Antwort kam wieder nur ein Husten, das in einem Röcheln endete.
    Entschlossen öffnete Lina die Tür.
    Er lag im Bett, sein Gesicht war hochrot, Schweiß stand ihm auf der Stirn. Wieder hustete er heftig, doch er schien zu matt, um sich dabei aufzurichten.
    «Mein Gott, Robert», rief Lina entsetzt. Sie stellte die Teekanne auf dem Nachttischchen ab und fühlte Borghoffs Stirn, die erschreckend heiß war. Sein Puls raste, er bekam kaum Luft.
    Lina lief über den Flur, um Antonie zu wecken. «Rasch, wach auf. Der Commissar ist sehr krank. Du musst Wilhelm wecken.»
    «Das geht nicht», sagte Antonie schlaftrunken.
    «Natürlich geht das.»
    «Nein, es geht nicht. Weil …»
    Lina sah sie ungeduldig an.
    «Weil er nicht da schläft, wo er schlafen sollte.»
    Es dauerte einen Moment, bis Lina verstand, was sie meinte. «Dann wecke Frau Dahlmann. Es ist ein Notfall. Der Commissar hat sehr hohes Fieber. Wilhelm muss den Doktor holen.»
    Antonie legte ein Schultertuch um und wollte losgehen, aber Lina hatte noch mehr Anweisungen.
    «Ich brauche hier Tücher und kaltes Wasser, mehrere Kannen, für Wadenwickel. Und auch etwas heißes Wasser. Große Tücher und mehrere kleine!»
    Sie ging zurück zu Borghoff und hörte durch die geöffnete Tür, wie Leben ins Haus kam. Wenig später stand Clara mit einem Eimer Wasser und Tüchern neben ihr.
    Lina war es gelungen, Borghoff aufzurichten und ihm ein weiteres Kissen von seinem Sofa in den Rücken zu stecken.
    «Meine Güte», sagte Clara. «Da hat er aber etwas verschleppt.»
    Entschlossen schlug Lina die Decke zurück und schob dann das Nachthemd des Commissars hoch, damit sie die Wickel anlegen konnte. Wieder wurde er von Hustenanfällen geschüttelt.
    «Wo bleibt nur Antonie mit dem heißen Wasser», schimpfte Lina.
    «Ich bin ja schon hier, Fräulein.»
    Lina goss das verbrauchte Waschwasser in den Toiletteneimer und dann etwas heißes Wasser in die Waschschüssel. Sie nahm ein kleineres Tuch, tauchte es ins heiße Wasser, schlug es dann wie einen Schal um Borghoffs Hals und ein weiteres trockenes darum. Borghoff setzte noch einmal kurz zu einem Husten an, verstummte dann aber. «So ein feuchtwarmer Wickel stillt den Husten für eine Weile», erklärte sie. Dann flößte sie ihm den inzwischen leicht abgekühlten Sud ein.
    «Antonie, hole bitte noch etwas Essig für die Wadenwickel», bat Lina.
    Als das Mädchen zurückkam, mit einer weiteren Kanne kalten Wassers und der Essigflasche, bereiteten Clara und Lina gerade den nächsten Wickel vor. Sie gossen ordentlich Essig in das kalte Wasser und erneuerten dann die Wickel. Borghoff selber ließ alles ohne ein Wort über sich ergehen. Er war viel zu matt, um irgendetwas zu sagen oder zu tun. Nur einmal flüsterte er etwas, und Lina glaubte, «Engel» zu verstehen.
    Drei Wickel später kam Wilhelm mit Dr.   Erbling, da er Dr.   Feldhoff nicht angetroffen hatte. Lina war erleichtert.
    «Wadenwickel?», fragte der Arzt.
    Sie nickte.
    «Sehr gut. Das Fieber muss herunter.» Er drückte Lina ein Tütchen mit einem Pulver in die Hand. «Das ist zerstoßene Chinarinde. Brühen Sie sie mit einem Liter halb Wasser, halb Wein auf und bringen Sie einen großen Becher davon herauf, er muss das so schnell wie möglich trinken.»
    «Ich mach das», sagte Clara und nahm Lina das Medikament aus der Hand.
    Dr.   Erbling horchte die Brust seines Patienten ab. «Das ist eine schwere Lungenentzündung.»
    «Er hat eine Erkältung verschleppt», sagte Lina leise. Sie wusste, viel konnte der Arzt hier nicht tun, das Wichtigste war, das Fieber zu senken.
    Als Clara mit dem Chinarindensud kam, flößte Lina ihn dem Commissar langsam Schluck für Schluck ein.
    «Es dauert noch etwas, bis es wirkt. Alle zwei Stunden sollte er einen Becher trinken. Und dazwischen Wasser oder Tee. Das ist

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