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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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ich den Baron recht verstanden habe, führen ihre Familien den Orden schon seit Generationen an.»
    «Ohne Reppenhagen sind sie nichts weiter als eine verbrecherische Vereinigung, die geschäftliche Macht erlangen will. Die Priesterin ist die Bienenkönigin. Töte sie, und der Schwarm stirbt.»
    Lina erkannte, dass es sinnlos war, dem Pater sein Vorhaben auszureden. Offensichtlich war es für ihn eine heilige Mission.
    «Passen Sie bitte auf sich auf, Pater.»
    «Dasselbe kann ich Ihnen auch nur raten, Fräulein Lina. Und denken Sie an Ihr Versprechen. Sorgen Sie dafür, dass es eine Untersuchung gibt, falls mir etwas passiert.»
    Unten verabschiedete sie sich noch von Pfarrer Mancy, dessen fröhlicher Optimismus ihr wohltuend erschien. «Und die Soutane ist geflickt?», fragte er.
    Sie nickte. Es tat ihr leid, den Pfarrer belügen zu müssen. «Ich glaube, Sie haben recht mit Ihren Befürchtungen», sagte sie leise.
    «Ich werde ein Auge auf ihn haben», versprach Mancy und geleitete sie an die Tür.

    Mit großem Bangen beobachtete Lina, wie der Mond zunahm. Dann stellte sie mit Erschrecken fest, dass Juttas Kränzchen am 26. Juli schon einer größeren Feier glich, denn das Haus beherbergte wieder viele Gäste, manche sogar aus Cöln. Es war eine lustige große Runde, und Lina saß mitten unter ihnen und schauderte bei dem Gedanken, was am 29. im Keller unten geschehen würde.
    Sie bekam weder Anno noch Annette zu Gesicht. Vorsichtig fragte sie Jutta nach ihnen. «Der Junge ist krank, und ich fürchte, er hat Annette angesteckt. Sie können derzeit das Bett nicht verlassen. Aber es ist nichts Ernstes.»
    «Wünsche ihnen gute Besserung von mir», sagte Lina und schalt sich gleich darauf eine Närrin, denn vermutlich war es besser, zumindest Annette nicht an sie zu erinnern.
    In der Nacht vom 29. Juli stand der Mond ungewöhnlich niedrig und glutrot über Ruhrort. In alten Zeiten hätte man darin sicher ein böses Omen gesehen, und Lina ertappte sich dabei, als sie genau das dachte. So weit ist es also gekommen, Lina , ging es ihr durch den Kopf. Du wirfst alles, was du gelernt hast, weg und wirst abergläubisch.
    Sie konnte nicht schlafen, hatte aber die Lichter gelöscht und stand an ihrem geschlossenen Fenster, um die Straße im Auge zu behalten. Und wirklich, etwa eine halbe Stunde vor Mitternacht sah sie mehrere kleine Grüppchen, die Richtung Schulstraße gingen. Heute war also die Nacht.
    Es dauerte Stunden, bis sie eingeschlafen war, aber schon kurz darauf war sie wieder wach. Die Sorge um Pater Johannes ließ sie nicht zur Ruhe kommen. Was tat er da unten in den Kellern? Würde er wirklich versuchen, Reppenhagen auf welche Art auch immer anzugreifen?
    Die sonst so nüchterne Lina beschlich ein ungutes Gefühl. Der Pater war offensichtlich durch die Folgen seines Zusammenbruchs beeinträchtigt, und tief in ihrem Innern glaubte sie nicht, dass er einem Wesen wie Reppenhagen gewachsen war.
    Endlich dämmerte es. Lina wusch sich nur oberflächlich und zog sich Schuhe und Kleider an. Wenn Pater Johannes noch seinen üblichen Gewohnheiten nachging, dann fand sie ihn vielleicht in dem Gärtchen hinter der Kirche.
    Es war Montagmorgen, doch so früh regte sich nur verhalten etwas hinter den Mauern der Häuser. Ein einsames Fuhrwerk überholte Lina – es war der Wagen aus Dinslaken, der die «Tönnekes» mit den Hinterlassenschaften der Altstädter abholte.
    Das Gärtchen war leer, der Pater war nirgends zu sehen. Mit klopfendem Herzen versuchte sie die kleine Hinterpforte der Kirche und fand sie offen. Sie ging in die Kirche, die einen sehr friedlichen Eindruck machte. Auch wenn ihr protestantisches Herz sich mehr Schlichtheit gewünscht hätte, kam es Lina vor, als könne sie sich hier sicher fühlen. Doch dann fiel ihr Blick nach hinten zur Orgelempore, und ihr stockte der Atem. Dort hing, an einem Seil, das irgendwo an der Empore befestigt war, Pater Johannes und schaukelte leicht im Luftzug der geöffneten Tür.
    Augenblicklich floh Lina aus der Kirche. Sie rang nach Atem und eilte, so schnell sie konnte, zurück nach Hause. Erst als sie die Haustür hinter sich schloss, erlaubte sie sich, Luft zu holen, doch ihr wurde gleich schwarz vor Augen. Sie lehnte sich einen Moment an die Wand, bis es etwas besser wurde, dann stieg sie langsam die Treppe hinauf. An der Tür zu ihrer Wohnung schwanden ihr die Sinne wieder, und so fand sie Robert Borghoff, der auf dem Weg zum Dienst war.
    Lina erwachte aus ihrer

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