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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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nickte. «Es war mir bekannt, dass der Baron häufig wechselnde Stimmungen hat. Mal ganz euphorisch und voller Ideen, so habe ich ihn in Rom kennengelernt. Ich hatte damals den Eindruck, der Mann schläft nie. Aber auch die andere Seite habe ich gesehen. Und ich werde nicht der Einzige sein, der davon wusste, wenn er von Müller und Wienhold schon so lange kennt.» Er stand auf, suchte in dem völlig überfüllten Bücherregal nach einem Buch und warf es auf den Tisch.
    «Kräuterkunde?», fragte Lina.
    «Ein bisschen mehr als das. Es gibt Kräuter, die bei Melancholie helfen, es gibt aber auch welche, die das Gegenteil tun. Sie haben vielleicht nachgeholfen, damit von Müller freie Bahn für das Geschäft mit Ihrer Familie bekommt. Es ist ganz leicht. Man mischt die Kräuter regelmäßig in sein Essen …»
    … man schottet das Opfer ab, lässt niemanden zu ihm , spann Lina den Gedanken weiter. Hans Brecht, der Kutscher. Gehörte er zu ihnen? Im Keller hatte Lina ihn nicht gesehen – oder doch? Da waren Gesichter unter Kapuzen gewesen, die ihr bekannt vorgekommen waren, Brecht konnte durchaus einer von ihnen gewesen sein.
    «Es ist auch gut möglich, dass sie den Metzger ruiniert haben, um dem anderen einen Vorteil zu verschaffen», fuhr Pater Johannes fort. «Und wie Sie sehen, brauchen sie dazu nicht einmal Magie. Fragen Sie doch den Arzt, der das angeblich festgestellt hat. Wenn Sie richtigliegen, gehört er nicht zu ihnen.»
    «Aber seine Frau.» Lina stockte. «Und sein Kind …»
    «Wenn sie sich weiter ausbreiten wollen, dann brauchen sie mehr Führer wie Reppenhagen», sagte der Pater leise. «Wir wissen noch nicht viel darüber, wie es passiert, wie aus einem viele werden. Ich korrespondiere mit meiner Bruderschaft darüber. Einige glauben, es geschieht, indem sie ihre eigenen Kinder quälen.»
    «Ihnen … Gewalt antun?», fragte Lina zögernd.
    «Das sind Dinge, von denen Sie gar nichts wissen dürften, als eine Dame der Gesellschaft.»
    «Ich dürfte auch nicht in alten Kellern Ritualen zusehen», konterte Lina. «Ich kenne genug von der Welt, Pater, diese Dinge sind nicht neu für mich. Als ich mit Anno sprach, erwähnte er einen bösen Mann, der ihm weh getan hat. Und kurz darauf seinen Vater.»
    «Sie haben sich in große Gefahr gebracht, als Sie dem Jungen sagten, was mit ihm sein könnte.»
    «Was mit ihm ist . Denn ich habe es selbst erlebt.»
    «Gut, was mit ihm ist», seufzte der Pater.«Wenn die vielen miteinander in Verbindung treten, und das werden sie ohne Zweifel jetzt tun, dann erfährt auch das Mädchen von der Begegnung mit Ihnen. Und sie wird nicht zögern, Sie zu verraten.»
    «Anno sagte, dass Kinder in Gefahr seien.» Lina versuchte, sich von dem Gedanken abzulenken, dass die Mitglieder des Kultes vielleicht wirklich schon hinter ihr her waren. «Wie können wir ihnen helfen?»
    «Vielleicht hatte der andere Junge …»
    «Adrian.»
    «… Adrian recht damit, dass es bereits zu spät ist», sagte der Pater. «Aber es steht ein großes Fest bevor, an dem etwas Bedeutendes geschehen könnte, und ich habe vor, das zu verhindern.»
    «Ein Fest?» Lina sah ihn fragend an.
    «Der erste August, vielmehr die Nacht zum 1. August. Ein alter Hexensabbat, das Schnitterfest. Aber vielleicht feiern sie schon am 29. Juli, denn da ist Vollmond.» Der Pater bemerkte Linas ungläubigen Blick. «Meine liebe Skeptikerin, das heidnische Wissen hat sich trotz aller Bemühungen von Mutter Kirche über Jahrtausende gehalten. Die Kirche hat sich mancher der alten Feiertage bedient, Lichtmess etwa, Allerheiligen oder auch Weihnachten und Ostern. Aber von den alten Riten ist immer etwas verblieben, und das machen sich die Kulte zunutze.»
    «Aber ist das denn nicht alles teuflisch?», fragte Lina.
    «Wenn Leute um ein Maifeuer tanzen und es mehr für sie ist als ein alter Brauch? Nach der Lehre der Kirche werden sie dafür im Höllenfeuer schmoren, aber sie schaden nicht generell den Menschen. Ganz im Gegensatz zu unserem finsteren Orden.»
    Er stand auf und ging zu seiner Kommode, auf der ein christlicher Altar aufgebaut war. Er griff das kleine silberne Standkruzifix und hielt es Lina entgegen. «Ich werde etwas gegen diesen Teufel unternehmen. Und wenn ich erfolgreich bin, werden sie auseinanderstieben wie ausgeräucherte Ratten.»
    «Aber es sind so viele, Pater.» Lina wagte nur zögerlich, gegen diese fiebrige Gebärde anzureden. «Ich meine nicht Reppenhagen, auch Wienhold und von Müller. Wenn

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