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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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dahinter war ein großes Pentagramm an die Wand gemalt.»
    Borghoff ging hin und fuhr vorsichtig mit dem Finger über die Wand. Er hatte den Eindruck, dass die Farbe noch feucht war, aber das wäre hier unten ja auch kein Wunder gewesen. Dann fiel sein Blick auf den Boden, da gab es eine Schleifspur, die plötzlich abbrach. Er räumte ein paar Säcke beiseite. «Hier beginnt die Spur», sagte er leise.
    Lina nickte. «Bis etwa dorthin reichte das Podest, auf dem der Altar gestanden hatte. Er war aus Stein.»
    Sie untersuchten noch einige Räume. Alle, selbst die Nische, von der aus Lina die Zeremonie beobachtet hatte, schienen zur Lagerung von Waren benutzt zu werden. Lina schauderte, als sie sich an die Nacht erinnerte. Doch jetzt schien es ihr, als hätte sie das alles nur geträumt. Bis auf die Schleifspur, die von dem Altar stammen konnte, aber nicht musste, gab es nichts, was bewies, dass diese Nacht jemals stattgefunden hatte.
    Borghoff bückte sich plötzlich und hob etwas vom Boden auf. Es war eine kleine, schlichte Goldbrosche.
    «Erkennen Sie sie?», fragte er Lina.
    Sie besah sie im Licht der Laterne. «Ja. Das ist meine Brosche. Ich hatte sie schon vermisst.» Lina nahm das Schmuckstück. «Dann habe ich mir doch nicht alles nur eingebildet.»
    «Davon war auch nie die Rede», sagte Borghoff. «Ich fürchte, der Pater hat mit seinem Versuch, den Anführer zu stoppen, nur erreicht, dass sie noch vorsichtiger werden. Sie müssen hart gearbeitet haben, gestern und in der Nacht.»
    «Und wie geht es jetzt weiter?» Linas Stimme klang entmutigt.
    «Wir verhalten uns still, bis sie wieder aus ihren Löchern kommen. Und dann versuchen wir, sie auf frischer Tat zu ertappen.»
    «Und das Opfer darf dann kein Hündchen sein.»
    «Nein», antwortete Borghoff ernst.
    Lina verließ die Nische wieder und ging weiter in Richtung des Eingangs zu Wienholds Haus. Kurz darauf standen sie in dem Raum unter der Falltür. Er war sorgfältig gefegt worden. An der Wand standen aufrecht mehrere Steinplatten, die Lina damals hier nicht gesehen hatte. Sie waren alt und verfleckt. Lina ging darauf zu und stockte plötzlich. «Hier ist der Altar, Robert.»
    Er trat hinzu und leuchtete mit der Öllampe die Platte ab. «Fragt sich nur, was für Blut gestern darauf geflossen ist.»
    Er zog Lina sanft weg. «Wir müssen zusehen, dass wir hier schnell wieder herauskommen. Möglicherweise haben sie ihr Werk hier unten ja noch nicht beendet.»
    Aber Lina hatte noch etwas entdeckt. Mit dem Stock deutete sie auf etwas Kleines, Schwarzes auf dem Boden. Borghoff bückte sich danach. «Ein Knopf von der Soutane», sagte er. «Es waren mehrere abgerissen.»
    «Und das reicht nicht für den Bürgermeister?»
    Borghoff schüttelte nur den Kopf.
    Schweigend machten sie sich auf den Weg zurück zum Ausgang bei der Kirche.

Dritter Teil
    1. Oktober 1855

1. Kapitel
    Der Oktober hatte kalt und regnerisch begonnen. Der Wind blies Lina feine Tropfen ins Gesicht, als sie auf dem Heimweg war. Sie hatte einen wichtigen Gang gemacht, zu Brendow, wo man Anzeigen für die Rhein- und Ruhrzeitung annahm. Sie atmete tief durch, bevor sie das Ladenlokal betrat, und zog dann den Zettel heraus, auf dem sie sich ihre Anzeige sorgfältig aufgeschrieben hatte.
    ANZEIGE UND EMPFEHLUNG:
    Einem verehrlichen Publikum die ergebenste Anzeige, daß ich alle vorkommenden Damenkleider nach der neuesten Mode sowohl in als außer dem Hause verfertige. Indem ich reelle und billige Bedienung verspreche, und um zahlreichen Zuspruch bitte, werde ich es mir bestens angelegen sein lassen, meine verehrlichen Kunden aufs prompteste zu befriedigen.

    Carolina Kaufmeister
    Harmoniestraße in Ruhrort,
    im Hause der Witwe Dahlmann
    Ihr Herz klopfte immer noch, als sie die anderthalb Thaler für die Anzeige bezahlte. Nun hatte sie es offiziell gemacht: Sie war eine Frau, die ihren eigenen Lebensunterhalt verdiente. Und nun musste sie damit rechnen, dass Georg ihr wieder Ärger machen würde, aber das konnte ihre Freude im Moment nur wenig trüben.

    Am Mittwoch war die Anzeige bereits erschienen. Wie immer am Mittwochnachmittag traf sich Lina mit ihrer Freundin Luise, allerdings kam es jetzt weit öfter vor, dass Luise sie in ihrer Wohnung besuchte, da Lina meist zu arbeiten hatte. Für diese Nachmittage ließ Lina die Nähmaschine stehen und machte sich an kleine Handnäharbeiten. So saßen sie meist gemütlich bei einem Tee zusammen, Lina die Näharbeiten auf ihrem Schoß, und

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