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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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sich selbst entleibt.»
    «Vielleicht», sagte Borghoff. «Wir werden das untersuchen.»

    Lina sagte tatsächlich einen Termin bei einer Kundin ab und wartete bis zum Abend auf Borghoffs Rückkehr. Er kam mit der üblichen Kanne Bier und klopfte leise an ihre Tür.
    Lina holte zwei Gläser, und sie setzten sich an den Tisch, Lina auf das Sofa, er auf einen der Stühle.
    «Und?», fragte sie. «War es Selbstmord?»
    «Nein.» Er nahm einen tiefen Schluck. «Dr.   Feldhoff war wütend, dass ich auf einer sofortigen Leichenschau bestand. Aber dann stellte er fest, dass die Seilmarken nicht übereinstimmten. Es gab nämlich zwei, und nur eine verlief aufwärts wie bei Erhängten üblich. Monsignore Jessen …»
    «Wer?», fragte Lina verwirrt.
    «Pater Johannes. Er stand ziemlich hoch in der römischen Hierarchie. Ein …» Er kramte in seiner Jackentasche und fand einen Zettel. «Ein Apostolischer Pronator ehrenhalber, Ehrenprälat des Papstes. Ein Monsignore eben.»
    «Oh. Er sprach nur von einer Bruderschaft und dass er Exorzist sei.»
    «Das wiederum hat Pfarrer Mancy mir nicht gesagt, aber vielleicht wusste er das gar nicht.» Er goss sich noch etwas Bier nach. «Monsignore Jessen wurde erdrosselt, und ich vermute, dass das mit dem fehlenden … Zingulum – das ist ein schärpenartiger Gürtel – geschah. Aufgehängt hat man ihn später, was auch Marken hinterlassen hat, aber nicht so starke, laut Dr.   Feldhoff müssen sie nach dem Tod entstanden sein.»
    «Das müssen Sie dem Pfarrer sagen», sagte Lina, der auf einmal klarwurde, warum dem Pater so viel daran lag, dass sein Tod untersucht würde. «Er wird sonst nicht in geweihter Erde bestattet.»
    «Ich weiß. Aber ich muss ihn auch überreden, dass der Pater nicht hier beerdigt wird.»
    Lina runzelte die Stirn. «Weil der Orden sonst wüsste, dass man es nicht für einen Selbstmord hält.»
    Er nickte. «Es hat in der Nacht Beschwerden wegen Lärmens auf der Straße gegeben, direkt bei Wienholds Haus. Es sind mehrere Kutschen abgefahren, und es gab viel aufgeregtes Gemurmel.»
    «Dann hat der Pater vielleicht doch etwas erreicht. Das hört sich sehr nach einem überstürzten Aufbruch an. Die Wienholds hatten viele auswärtige Gäste.»
    «Es ist nicht strafbar, Gäste zu haben, Lina. Es ist nicht einmal gegen das Gesetz, merkwürdige Rituale zu feiern, solange dabei nur Hündchen zu Schaden kommen.»
    «Aber wenn sie mit den Kindern …»
    «Das hat Anno Ihnen erzählt. Und Anno existiert gar nicht. Gemeldet ist nur eine Tochter.»
    Niedergeschlagen schob Lina das Glas beiseite. «Sie glauben mir also nicht.»
    «Das habe ich nicht gesagt. Wenn ich Ihnen nicht glauben würde, dann hätte ich wohl kaum die Untersuchung des Leichnams heute angeordnet.» Er sah sie an. «Ich habe nichts in der Hand gegen diesen Orden. Alle sind brave Neubürger, die sich gerade zu Spitzen der Ruhrorter Gesellschaft aufschwingen. Ich kann nichts anderes tun, als sie im Auge zu behalten. Allerdings …» Er machte eine Pause. «Den Schmuggelkeller will ich mit eigenen Augen sehen. Vielleicht finde ich dort etwas, womit ich den Bürgermeister überzeugen könnte.»
    Er sah Lina an. «Würden Sie mich begleiten, Lina? Sie kennen sich doch schon da unten aus.»
    «Ist das Ihr Ernst?», fragte sie erstaunt.
    Er nickte. «Morgen, gleich nach Sonnenaufgang. Ich will nichts Offizielles daraus machen, das Gerede würde nur schaden.»

    Lina stand so früh auf wie am Tag zuvor und war gerade fertig angekleidet, als es leise an die Türe klopfte. Es war der Commissar, der in einem unauffälligen Sack eine Öllampe bei sich trug. Wie am Tag zuvor waren noch wenige Menschen unterwegs, sodass kaum jemand Lina und Robert begegnete. Sie kämpften sich durch das Gebüsch hinter der Kirche, und Robert half Lina, die steilen Stufen hinabzusteigen. Unten zündeten sie die Lampe an, und Lina ging voran.
    Einmal bog sie falsch ab, doch sie merkte schnell, dass sie in diesem Gang noch nicht gewesen war, und so kehrten sie um. Schließlich fand sie den richtigen Abzweig, und plötzlich öffnete sich der Gang zu dem großen Gewölbe. Doch zu Linas Enttäuschung war da nichts, was sie Borghoff zeigen konnte. Im ganzen Raum hatte man Waren gestapelt: Kisten, Bündel, Fässer und Säcke. Die kahlen Wände rochen nach frischem Kalk. «Da waren überall Symbole auf den Wänden», stammelte sie. «Ich habe es doch gesehen!»
    Aufgeregt ging sie zu einer flachen Nische. «Dort hat der Altar gestanden,

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