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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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sah.
    Lina hatte keine Ahnung, wie viel die Papiere inzwischen wert waren, aber der Zeichenwert hatte damals bei tausend Thalern pro Anleihe gelegen, und es gab zehn Mantelbögen mit Kupons, die 1845 ausgegeben worden waren. Die Laufzeit war zehn Jahre bis zum Jahresende 1855 bei einer Verzinsung von sieben Prozent. «Finchen, du bist wirklich Gold wert», rief Lina. «Das ist eine Menge Geld!»
    «Diese Papiere sind Geld wert?», fragte Finchen erstaunt.
    «Ja. Mein Bruder sucht wie ein Verrückter danach.» Sie nahm alle Papiere heraus und steckte sie in ihre große Tasche. «Ich muss gleich damit zur Bank.»

    Robert war inzwischen im Rathaus angekommen. Sein erster Weg führte hinunter ins Gewahrsam, wo er Heinrich Erbling sauber gewaschen und angezogen vorfand. Der Doktor machte einen ruhigen Eindruck. Borghoff fragte sich, ob er ahnte, dass nur einen Raum weiter die Leiche seiner Frau auf die Leichenschau wartete.
    Borghoff ließ sich mit Erbling einschließen und nahm den Hocker des Wachhabenden mit in die Zelle.
    «Doktor, was wissen Sie über die Gruppe, der Ihre Frau angehörte?»
    «Nichts.»
    «Hören Sie, Ihre Tochter ist nicht deren einziges Opfer. Es ist gut möglich, dass alle Morde, die seit Ende letzten Jahres hier in Ruhrort geschehen sind, auf das Konto dieser Teufelsanbeter gehen. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass Ihre Frau zu ihnen gehört hat.»
    Erbling sah ihn mit großen Augen an. «Sie wissen es und haben nichts getan, um meine Tochter zu retten? Was sind Sie nur für ein Mensch!»
    «Ich habe Ihnen bereits gesagt, dass das Gesetz einem keine Handhabe gibt, wenn man nicht auch die entsprechenden Beweise vorzeigen kann. Aber mit einer Aussage können Sie mir diese Beweise liefern.» Borghoff rückte noch ein wenig näher. «Sie haben doch nichts mehr zu verlieren.»
    Erbling seufzte. «Ich glaube nicht, dass ich Ihnen wirklich helfen kann, Herr Commissar. Denn ich kenne keine Einzelheiten.» Er schwieg einen Moment, dann begann er zu erzählen. «Als mir klarwurde, dass meiner Hedwig bei dem Besuch bei Wienholds etwas angetan worden war, stellte ich meine Frau zur Rede. Sie leugnete alles, wurde aber immer nervöser und ängstlicher. Und dann suchte mich Wienhold mit diesem … diesem … Maler auf.»
    «Donatus Reppenhagen?»
    Erbling nickte. «Ich behandle in meiner Praxis alle möglichen Leute, nicht nur brave Bürger. Ich habe viele schlechte Kerle gesehen, aber keiner hat mir je Angst gemacht. Der schon. Er war … unheimlich. Nicht dass er mir direkt gedroht hätte, aber ich verstand ganz klar, dass es mir nicht guttun würde, weiter nach Hedwigs Mörder zu suchen.»
    Erbling setzte sich auf die Pritsche. «Wienhold drohte mir dagegen offen. Niemand würde sich mehr bei mir behandeln lassen, ich würde bankrottgehen und die Praxis schließen müssen. Wenn ich so darüber nachdenke – fast so wie bei dem Metzger, über den wir sprachen.»
    «Sagten sie denn etwas zu Hedwigs Tod?», fragte Borghoff.
    «O ja. Der Unheimliche sagte, dass ihr Tod ein Unfall gewesen wäre, der leider unvermeidlich war. Meine Frau hätte ihnen das Kind überantwortet und so sei sie ebenso seine wie meine Tochter gewesen, weshalb ihr Tod ihn schmerze. Er sagte das aber mit einer solchen Kälte …»
    Erbling schien noch bei der bloßen Erinnerung daran zu schaudern. «Dann bot Wienhold mir Geld an. Und er bot an, mich in ihre Gemeinschaft aufzunehmen, wovon ich allergrößten Nutzen haben würde – ‹denn wir haben Macht›, sagte er wortwörtlich. Meine Frau war bei dem Gespräch anwesend, und ihre Augen leuchteten vor Stolz und Glück. ‹Heinrich, dann ist unsere Kleine nicht umsonst gestorben›, sagte sie, und ich begriff plötzlich, dass es ihr nur darum gegangen war: durch unser Kind etwas in dieser Gemeinschaft zu gelten.»
    «Was haben Sie ihnen geantwortet?»
    «Ich habe Wienhold und Reppenhagen hinausgeworfen. Meine Frau war weiß vor Angst, sie flehte die beiden an, sie nicht an dem zu messen, was ich tat. Aber ich schrie, dass ich meine Tochter nie verkaufen würde, auch nicht nach ihrem Tod.» Erbling lächelte schwach. «Sehen Sie, ich weiß nichts über die.»
    «Aber sie haben Ihnen gegenüber eingestanden, dass sie den Tod Ihrer Tochter zu verantworten haben. Das ist vielleicht ein Anfang.» Borghoff stand auf. «Danke, Doktor.»
    «Sie sehen doch, warum ich meine Frau töten musste, nicht wahr? Sie hätte diesen Teufeln immer angehangen. In ihren Augen war alles richtig, was sie

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