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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Mund. Sorgfältig rollte er die Strümpfe herunter und legte Lina auf das Bett.
    «Ich … ich bin übrigens keine Jungfrau mehr», sagte sie und plapperte nervös weiter. «Eine alte Jungfer, aber keine …»
    «Schhhhh», sagte er nur. «Du wirst noch viel Zeit haben, mir davon zu erzählen. Heute will ich keine Kameradin, heute will ich eine Geliebte.»
    Er zog seine Hose aus und begann, ganz zart mit seinen Händen über ihren nackten Körper zu streichen, ihn danach mit Küssen zu bedecken. Zuerst blieb Lina ganz still, aber dann erwiderte sie die Zärtlichkeiten. Sie waren mal sanft, mal wild miteinander, und manchmal, wenn Linas Gedanken kurz durch die Leidenschaft blitzten, fragte sie sich, ob dieser vernarbte, geschundene Männerkörper tatsächlich der sein konnte, der ganz allein für sie geschaffen worden war. Roberts Zärtlichkeiten und sein Erfindungsreichtum waren unendlich, und sie ahnte nicht, wie sie ihn mit ihrer bisher verborgenen Leidenschaft entzückte. Für diese Nacht war alles vergessen – Oskar, der Orden, der bevorstehende Hexensabbat, alles. Es gab nur Robert und Lina, Lina und Robert.

    Lina erwachte am nächsten Morgen neben Robert. Durch das Mansardenfenster fiel ein allererster Lichtschein der aufgehenden Sonne. Ein Blick auf seine Taschenuhr, die auf dem Nachttisch lag, zeigte ihr, dass es kurz nach acht Uhr war. Sie setzte sich leise auf, griff nach ihrem Nachthemd, doch gerade, als sie es sich überwerfen wollte, erwachte auch Robert. Hinter ihr auf dem Bett kniend, küsste er ihren Nacken, und wohlige Schauer durchliefen sie. «Ich muss hinunter», sagte sie und schüttelte ihn spielerisch ab. «Es ist schon acht Uhr durch, du musst zum Dienst.»
    «Vernünftige Lina», sagte er. «Wie immer hast du recht.»
    Sie zog das Nachthemd über und griff ihre Schuhe. Sie war schon fast an der Tür, als sie noch einmal zurückkam und ihm einen Kuss gab. «Ich werde dich unten wieder siezen», sagte sie, als sie vorsichtig die Tür öffnete.
    «Und was innerhalb dieser Mauern geschieht, bleibt innerhalb dieser Mauern», ergänzte Robert. Das hatten sie noch in der Nacht beschlossen.

    Lina hatte sich gerade angekleidet, als es an ihre Tür klopfte. Fast erwartete sie Robert, doch es war Finchen. Sie war blass, wirkte aber gefasst. «Ich habe mit Antonie besprochen, dass ich heute bei Ihnen saubermache.»
    «So früh am Morgen?»
    «Ich konnte nicht mehr schlafen. Und wenn ich arbeite, muss ich nicht so viel an Oskar denken.» Sie legte den Staubwedel und das Wischtuch beiseite. «Soll ich Ihnen bei den Schuhen helfen, so wie früher?»
    «Gern.» Lina setzte sich auf einen Stuhl, und Finchen holte die Schuhe.
    «Das waren schöne Zeiten in der Carlstraße», sagte sie plötzlich. «Wenn Sie dort gewesen wären …»
    «Das hätte nicht viel geändert, Finchen. Auch ich hätte dich entlassen müssen.»
    Finchen nickte nur. «Es wird keinen Sinn haben, wenn ich selber nach Oskar suche, nicht wahr?»
    «Wenn der Commissar und seine Leute ihn nicht finden, dann keiner.»
    Finchen war fertig mit den Schuhen. Seit sie wieder zurück war, war sie zum ersten Mal in Linas Räumen. Sie begann, den Tisch abzuwischen. «Ich kann nicht verstehen, warum Sie dies hier dem Leben an der Carlstraße vorziehen», sagte sie plötzlich. «Zumal … zumal ich weiß, dass Sie nur wenig Geld haben.»
    «Oh, inzwischen verdiene ich ganz gut mit der Kleidermacherei.»
    Nun begann das Mädchen, das alte Ladenregal abzustauben. Auf einmal entdeckte sie im untersten Fach den alten Atlas, den Linas Vater ihr vermacht hatte. «Da ist ja das Geheimversteck Ihres Vaters!», rief sie aus.
    «Geheimversteck? Wie meinst du das?»
    «Na, ich musste Ihrem Vater helfen, Blätter in den Einband einzukleben. Er zitterte ja so, deshalb musste ich den Inneneinband auftrennen und hinterher wieder alles zukleben. Und ich musste Ihrem Vater versprechen, niemandem etwas davon zu sagen.»
    Lina holte den Atlas und legte ihn auf den Tisch. Sie klappte den Einband um, und nun, nachdem sie es wusste, konnte sie es klar erkennen: Das innere Einbandpapier wölbte sich stärker, als es durfte.
    Lina nahm ihr kleines Trennmesser aus ihrem Nähzeug und fuhr damit vorsichtig unter dem Rand entlang. Das Papier löste sich, sie klappte es beiseite, und dann sah sie die großformatigen Wertpapiere: Es waren die langgesuchten Eisenbahnobligationen.
    «Hinten haben wir auch etwas eingeklebt», sagte Finchen, die ihr interessiert über die Schulter

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