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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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bekomme die Pläne der Schmuggelkeller, die Pfarrer Wortmann hat. Pfarrer Mancy hat sie mir zugesagt. Der Eingang bei der Kirche war zugemauert. Ich konnte nichts ausrichten.»
    Sie ließ es zu, dass er den Arm um sie legte, und eng an ihn geschmiegt, schluchzte sie hin und wieder, bis sie ruhiger wurde. Eine Weile saßen sie so, und plötzlich spürte Lina, wie er ihr Haar küsste. Sie wehrte sich nicht, selbst nicht, als er bei ihrem Gesicht angelangt war und sie schließlich auf den Mund küsste. Erst da versuchte sie, von ihm abzurücken. Sofort hielt er inne. «Entschuldigen Sie, Lina. Ich … ich hätte nicht so dreist sein dürfen.» Er ließ sie los und setzte sich ein Stück weg, während sie aufgestanden war.
    «Es ist nur …», begann er zaghaft, «ich bin nie einer Frau wie Ihnen begegnet, Lina. Einer wirklichen Kameradin.»
    «Kameradin», sagte Lina leise.
    «Ja. Eine kluge Frau, mit der ich reden kann. Ich hätte durchaus heiraten können in all den Jahren, aber die Frauen leben doch in einer ganz anderen Welt.»
    «Ja, zur Kameradin tauge ich wohl.» Lina versuchte, ihre Stimme nicht so bitter klingen zu lassen.
    Robert begann zu verstehen. «Meine Güte, Lina, das habe ich doch nicht abwertend gemeint. Sie sind eine so schöne Frau, glauben Sie, eine steife Hüfte könnte daran etwas ändern? Als ich krank war, erschienen Sie mir im Fieberwahn wie ein Engel. Und immer unerreichbar. Ich glaubte, nie mehr haben zu können als unsere abendlichen Gespräche.» Er versuchte, in ihrem Gesicht zu lesen, aber die Kerze gab nicht genug Licht. «Ich weiß doch, dass jemand wie … wie der Baron von Sannberg viel besser zu einer Frau aus Ihren Kreisen passt. Es tut mir leid, Lina, ich hätte mich nicht so vergessen dürfen.»
    «Haben Sie Dank für den Trost, Robert. Aber ich denke, ich gehe jetzt besser zu Bett.» Lina versuchte, sich ihre Verletztheit nicht anmerken zu lassen, ging zur Tür und verließ das Zimmer.
    In ihrem Kopf drehte sich alles. Sie hatte sich so wohl gefühlt an seiner Schulter. Aber Kameradin? Ja, früher einmal hatte sie geglaubt, dass sie einem Mann wenigstens das sein könnte, doch niemand hatte um sie geworben. Männer wollten keine Kameradin. Die meisten wollten eine Hausfrau, und manche wollten eine Göttin, die sie auf ein Podest stellen konnten. Als billige Haushälterin bin ich mir zu schade, und eine hinkende Frau taugt nicht zur Göttin , dachte sie zornig.
    Sie begann, sich zu entkleiden, wusch ihr Gesicht und löste ihr Haar. Wieder und wieder fühlte sie seinen Arm um ihre Schultern und seine Lippen auf ihrer Haut und dann auf ihrem Mund. Sie dachte an die gemeinsamen Abende in ihrer Wohnstube. Könnte es je wieder so werden?
    Plötzlich kamen die Tränen zurück. Robert Borghoff war ein wichtiger Mensch in ihrem Leben geworden, und der Gedanke, ihn vielleicht verloren zu haben, schmerzte sie mehr, als ihr lieb war. Sie bürstete ihr Haar und ging noch einmal das Gespräch mit ihm durch, Satz für Satz, wie sie sich daran erinnerte.
    Ihr wurde immer deutlicher, dass er sich ihr nicht ebenbürtig zu fühlen schien, sonst hätte er sich ihr vielleicht längst erklärt. Und hatte er ihr nicht gesagt, wie schön sie war? Wenigstens, wie schön sie ihm erschien? Die Tränen versiegten. Eine Weile starrte sie in ihren Spiegel, dann regte sie sich wieder. «Lina, du bist eine dumme Gans», sagte sie zu ihrem Spiegelbild.
    Die Haare offen, im Nachthemd, die Schuhe noch an den Füßen, schlich sie sich wieder hinauf zu seinem Zimmer und klopfte leise, aber entschlossen an.
    «Wer ist da?», fragte er. Vermutlich lag er schon im Bett.
    «Ich bin es, Lina.»
    Sie wartete nicht auf eine Antwort, sondern öffnete die Tür. Er saß, nur mit der Militär-Unterhose bekleidet, auf seinem Bett.
    Lina zitterte ein bisschen. «Hattest du mir eben versucht zu sagen, dass du mich begehrst?», fragte sie und war froh, dass sie den Satz klar und fest herausgebracht hatte.
    Er sah sie verblüfft an. «Ja», sagte er langsam. «Ich begehre dich. Ich begehre dich schon sehr lange.»
    Sie knöpfte das Nachthemd auf und ließ es über die Schultern zu Boden fallen. Sie wusste, das musste lächerlich aussehen, weil sie ja noch Schuhe und Strümpfe trug. Aber er lachte nicht. Er stand auf, und obwohl er nicht groß war, nahm er sie auf und trug sie zum Bett. Dann kniete er sich hin und öffnete ihre Schuhe. Lina wollte protestieren, weil es ihr unangenehm war, aber er legte ihr nur den Finger auf den

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