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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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an ihn, die Decke von tiefrotem Haar hüllte ihn ein. Es dauerte noch eine Weile, bis sie sich entschlossen zu schlafen.

    Am nächsten Morgen wurden sie durch ein unsanftes Klopfen geweckt. «Herr Commissar, wachen Sie auf!» Das war Wilhelms Stimme. «Sergeant Ebel ist hier. Es ist ein Mord geschehen.»
    «O mein Gott», sagte Lina leise, und es war nicht klar, ob sie den Mord oder ihre Angst, in Roberts Bett erwischt zu werden, gemeint hatte.
    «Ich komme sofort, ich ziehe mir nur etwas an!», rief Robert, der sich schon sein Hemd in die Uniformhose stopfte. Er küsste Lina. «Versuche, dich gleich hinunterzuschleichen», sagte er. Dann fuhr er sich mit den Händen durch die grauen Haare, zog die Jacke an und griff nach Mantel und Helm.
    «Was ist passiert?», fragte er Ebel, der unten an der Treppe wartete.
    «Das Hausmädchen des Barons von Sannberg hat heute Morgen in dessen Hof eine Frauenleiche gefunden. Aufgeschlitzt, ganz wie die anderen. Der Baron ist erst heute Morgen von seinem Gut wieder hierhergekommen, dafür hat er Zeugen. Aber sein Kutscher wird vermisst.»
    Sie machten sich auf den Weg zum Haus des Barons. Dort herrschte helle Aufregung, denn nicht nur von Sannberg, auch seine Töchter waren zurückgekehrt.
    «Wie lange vermissen Sie Ihren Kutscher, Herr Baron?», fragte Borghoff.
    «Nun, wenn ich ehrlich bin, hatte ich in letzter Zeit das Gefühl, dass er macht, was er will. Dauernd ritt er von Moers hierher und war oft nicht da, wenn ich ihn brauchte. Eigentlich sollte er mich und meine Töchter gestern Abend abholen. Stattdessen habe ich die Kutsche heute selber gelenkt – und das bei dieser Kälte.»
    Von Sannberg begleitete den Commissar zu der Leiche im Hinterhof, der im Sommer als Gärtchen diente. Die Frau war nackt, der Brustkorb aufgebrochen, aber auch ihr Bauch trug einen Schnitt. Borghoff dachte sofort an die verschwundene Frau aus dem Heim, von der Finchen geredet hatte.
    «Sie hält da etwas in der Hand», sagte von Sannberg.
    Borghoff hatte Mühe, es aus der Hand der Toten zu lösen – es war eine goldene Uhr. Er öffnete den Deckel. «In Dankbarkeit, Cornelius von Sannberg», las er.
    «Sie gehörte Hans Brecht. Ich habe sie ihm für zwanzig Jahre treue Dienste geschenkt.»
    «Was ist das denn?», fragte Borghoff plötzlich. Neben der Leiche lag etwas. Er hob es auf und erkannte es sofort: Es war der Lutschbeutel, den Finchen Oskar zur Beruhigung gegeben hatte.
    «Wir müssen den Kutscher finden», sagte er zu Ebel. «Vielleicht hat er das Kind bei sich.»
    «Ihr Kind?», fragte Ebel und zeigte auf die Frau. «Ich meine, man hat ihr doch …»
    «Nein. Ich meine Oskar. Das ist sein Lutschbeutel.»
    Er wandte sich an den Baron. «Herr Baron, wissen Sie, dass Hans Brecht zu der Gruppe von Teufelsanbetern gehört, die sich hier niedergelassen hat?»
    Von Sannberg sah ihn erstaunt an. «Sie meinen den Orden?»
    «Genau den.»
    «Nein, das wusste ich nicht … Soweit ich weiß, nimmt der Orden keine Dienstboten auf. Das ist eine akademische Loge.»
    «Das ist sie leider nicht mehr, Herr Baron.»
    In diesem Moment ertönte aus dem Innern des Hauses ein Schrei. Borghoff, der Baron und Ebel stürzten hinein. Im Flur stand das Hausmädchen Rose, das die Leiche im Hof gefunden hatte, und deutete in die hintere Ecke des Ganges. Der Commissar begriff schnell: Hinter der Küchentür, die bisher offen gestanden hatte, war das Schlüsselbrett aus der Wand gerissen worden. Die weißgekälkten Wände waren verschmutzt, und es gab ein paar Dellen und Striemen, als hätte hier ein Kampf stattgefunden. An der Treppe zum ersten Stock standen Beatrice und Diotima mit kreideweißem Gesicht.
    «Gehen Sie wieder nach oben, meine Damen», sagte Borghoff beruhigend. «Es ist nichts Schlimmes passiert, das Mädchen hat sich nur erschreckt.»
    Die beiden gehorchten. Der Baron bat seinen Hausdiener, Rose auf das Sofa im Salon zu bringen und bei ihr zu bleiben. Er sollte ihr ein Glas Cognac geben, damit sie sich wieder beruhigte. Sie war nach dem Leichenfund bereits einmal ohnmächtig gewesen.
    «Sie soll sich den Rest des Tages erholen», ordnete er an. Dann sammelte er alle Schlüssel ein, nahm das Brett auf und hängte sie einen nach dem anderen an ihre offensichtlich festen Plätze. Ein Haken blieb leer.
    «Ein Schlüssel fehlt.» Der Baron bückte sich und lehnte das Brett an die Wand. «Es ist der von meiner Jagdhütte im Mülheimer Wald.»
    «Würde Brecht dorthin gehen, wenn er auf der Flucht

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