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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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können.»
    «Das habe ich gern für die Familie getan. Ich bekomme jetzt das, was ich immer wollte, und es wird wieder Frieden sein.»
    Guste hatte aufgegessen und schob den Teller weg. «Weißt du schon, was du mit deinem vielen Geld anfangen wirst?»
    «Nein, darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.»
    «Vielleicht könntest du dir ein kleines Haus kaufen, das hattest du doch immer vor.»
    Ausziehen aus dem Hause Dahlmann, weg von Robert Borghoff? Lina lächelte. «Mal sehen.» Sie sah, dass Guste verstohlen gähnte. «Ich glaube, du solltest schnell nach Hause gehen und etwas schlafen, Guste.»
    Als Guste gegangen war, stellte sie rasch die Teller zusammen. Sie musste mit Mina reden.

    Weil die Straße an der Aakerfähre mit wartenden Kutschen verstopft war, hatten Borghoff und der Baron etwas mehr als eine Stunde gebraucht, bis sie den Rand des Mühlheimer Waldes erreichten.
    Sie hatten sich über Hans Brecht unterhalten. Von Sannberg war erstaunt, als der Commissar den Verdacht äußerte, Brecht könne seine Melancholie im Sommer mit Kräutern verstärkt haben, um ihn von dem Geschäft mit Messmer und Kaufmeister fernzuhalten.
    Borghoff konnte wegen seines verletzten Auges die Reaktion des anderen nicht sehen, doch er spürte, dass von Sannberg zu ahnen begann, woher Borghoff seine Informationen hatte und wie eng er mit Lina zu tun haben musste.
    «Glauben Sie, dass wir Brecht in der Hütte finden?», fragte er Borghoff.
    «Irgendetwas werden wir jedenfalls finden. Wer immer diese Frau getötet und in Ihrem Hof abgelegt hat, hat sehr viel Wert darauf gelegt, dass alle Spuren zu Brecht und hierher in die Hütte führen.»
    «Dann glauben Sie nicht, dass er den Mord begangen hat?»
    «Wir werden sehen. Wir sollten jedenfalls auf der Hut sein, denn es könnte auch eine Falle sein.»
    Borghoff lenkte das Gefährt auf Geheiß des Barons in einen breiten Waldweg.
    «Vielleicht ist es besser, vor der letzten Kurve zu halten», sagte von Sannberg. «Damit wir ihn überraschen können.»
    Borghoff hielt, und beide stiegen ab. Zum Erstaunen des Commissars zog von Sannberg eine Waffe hervor, ein amerikanisches Modell mit vorgeladenen Kammern. Borghoff hingegen zog seinen Degen. Gemeinsam schlichen sie zu der Hütte.
    Das kleine Jagdhaus sah verlassen aus, aus dem Schornstein stieg kein Rauch auf. Aber in dem kleinen Unterstand für die Pferde entdeckten sie Brechts Kaltblüter.
    Vorsichtig umkreisten sie die Hütte und versuchten, in das einzige größere Fenster hineinzuschauen. Drinnen war es dunkel, man konnte nichts erkennen.
    Plötzlich hörten sie von drinnen das Wimmern eines kleinen Kindes.
    «Oskar …», flüsterte Borghoff.
    Von Sannberg nickte. «Hans!», rief er dann laut. «Hans, komm heraus. Die Flucht ist vorbei.»
    Nichts rührte sich. «Gehen wir hinein», sagte von Sannberg.
    Langsam öffnete Borghoff die Tür und hielt sich dabei von der Öffnung fern. Doch bis auf das leise Weinen des Kindes war alles still.
    Sie betraten die Hütte, und in dem spärlichen Licht, das durch das kleine Fenster und die geöffnete Tür hineinfiel, sahen sie einen Körper auf dem Boden liegen. Borghoff vermutete, dass es Hans Brecht war, aber als er näher kam, erkannte er, dass es ein unbekannter Mann war, dem man die Kehle durchgeschnitten hatte. Da sich um ihn herum kein Blut auf dem Boden fand, war er wohl tot hergebracht worden.
    Dann entdeckte er auf der Pritsche, die sowohl als Bett als auch als Bank diente, das kleine Bündel, das zunächst noch leise gewimmert hatte, nun aber aus Leibeskräften schrie. Er zog die warme Decke etwas herunter und schob das Hemdchen weg: Da war das Muttermal an der Schulter. Behutsam nahm er den Kleinen hoch und wiegte ihn ein wenig.
    «Geht es ihm gut?», fragte von Sannberg, der inzwischen eine Lampe angezündet hatte.
    «Er hat großen Hunger, aber sonst scheint ihm nichts zu fehlen.» Borghoff versuchte, Oskar zu beruhigen, aber dessen Hunger war wohl größer als der Wunsch nach menschlicher Wärme. «Wo ist Hans Brecht?»
    Von Sannberg antwortete nicht, sondern öffnete, den Revolver immer im Anschlag, eine kleine Tür. «Hier bewahren wir das Wild bis zur Abreise auf.» Er nahm die Lampe vom Tisch, leuchtete in die kleine, zugige Kammer und wich dann zurück. «O Gott, er hängt da drin.»
    Borghoff ging mit Oskar auf dem Arm hinein. Ein Seil war um einen der vielen Haken geschlungen worden, Hans Brecht hing daran, die Zunge quoll aus dem Hals. Diesmal hatten sie

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