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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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ist?»
    Von Sannberg wurde blass und nickte. «Ja, das würde er ganz sicher. Ich habe dort etwas Geld deponiert, für den Fall, dass ich von dort aus nicht nach Hause, sondern woanders hinfahren möchte. Das ist eine alte Angewohnheit von mir.»
    «Ist Ihr Wagen noch angespannt?», fragte Borghoff.
    Der Baron nickte. «Wir können gleich losfahren.»
    «Ebel, ich möchte, dass Sie und die anderen nach dem Abtransport der Leiche die Altstadt und den Hafen durchkämmen – nur für den Fall, dass er uns mit dem verschwundenen Schlüssel auf eine falsche Fährte locken wollte.»
    «Und das Haus der Wienholds?», fragte Ebel. «Immerhin wurde er dort zuletzt gesehen.»
    Borghoff überlegte einen Moment. «Das können wir uns später vornehmen. Da möchte ich dabei sein. Aber stellen Sie einen Posten in der Schulstraße auf – einen Uniformierten.»
    Damit verließen er und von Sannberg das Haus und liefen zu dessen Kutsche, die wie gewöhnlich bei Heckmann untergestellt war.

    Lina hatte es nicht vermeiden können, dass sie Clara über den Weg lief, gerade als sie die letzten Stufen der Mansardentreppe hinter sich gelassen hatte. Für einen Moment glaubte sie ein Lächeln auf Claras Gesicht zu entdecken, wusste aber nicht, ob ihr Schuldbewusstsein ihr das nicht nur vorgegaukelt hatte. «Ich habe nach Finchen gesehen», sagte sie, und das war nicht einmal gelogen. «Sie schläft noch.»
    «Das ist gut.» Clara drehte wieder um. «Dann brauche ich ja nicht hinaufzugehen. Ich wundere mich, dass sie nach dem Lärm heute Morgen schlafen kann.»
    Lina ging in ihr Zimmer, wusch sich und kleidete sich an. Es dauerte eine Weile, bis sie ihr Haar gebändigt hatte, aber bald sah ihr wieder die übliche Lina aus dem Spiegel entgegen. Fast war sie enttäuscht, dass man ihr die große Veränderung in ihrem Leben nicht ansehen konnte.
    Gerade als sie zum Frühstück herunterkam, betrat Guste das Haus. Sie sah erschöpft und auch ein wenig derangiert aus.
    «Aaltje ist letzte Nacht niedergekommen. Und weil Mina nicht da war, haben sie mich geholt.»
    «Wie geht es dem Kind?»
    «Es ist klein und schwach, aber es lebt. Ein Mädchen.»
    Lina zog ihre Schwester in die Küche, wo sie noch einen Rest kalte Hafergrütze vorfand, immerhin nicht verbrannt. Sie setzte sie wieder auf den Herd, gab noch etwas Wasser dazu und rührte dann. «Wo war Mina denn?»
    Guste zuckte die Schultern. «Seit sie bei diesen Wienholds verkehrt, ist kein Verlass mehr auf sie. Stell dir vor, sie hat sich sogar schon einmal mit diesem Maler allein getroffen.»
    «Hat sie dir das erzählt?» Lina rührte eifriger.
    «Ja. Ich fand das irgendwie schamlos. Aber nachdem Justus mit dieser Frau nach Amerika gegangen ist und sich geweigert hat, die Scheidungspapiere zu unterzeichnen, tut sie so, als wäre sie nie verheiratet gewesen.» Guste schnupperte. «Hast du auch etwas für mich? Ich war die ganze Nacht auf den Beinen und habe großen Hunger.»
    Lina nickte. Sie zog die Grütze vom Herd und holte zwei Teller. «Sag mal, hat sie dir auch von einer Versammlung erzählt, an der sie teilgenommen hat?»
    «Ja, das war vor etwa vier Wochen. Es war eine Vorführung von Mesmerismus durch diesen Maler. Er muss wohl viele Talente haben.»
    «Mesmerismus? Guter Gott!» Lina schüttelte den Kopf. «Das ist doch wirklich ein alter Hut.» Einerseits beruhigte es Lina, dass ihre Zwillingsschwester nicht etwa an einem der Rituale in den Kellern teilgenommen hatte. Andererseits gab es über Mesmerismus und die Macht, die man über den Magnetisierten hatte, viele Geschichten, die sie Böses ahnen ließen.
    «Hat sie sich auch behandeln lassen?»
    «Ich weiß es nicht. Aber sie ist in letzter Zeit merkwürdig. So verträumt und fahrig.» Guste nahm einen Löffel von der Grütze und verzog das Gesicht.
    «Da siehst du, wie ich jeden Morgen leide», sagte Lina spöttisch. Dann holte sie den Honigtopf und gab jeder einen dicken Löffel voll auf den Teller. Gustes Bemerkung über Mina war beunruhigend. Was hatte Reppenhagen mit Mina gemacht?
    «Du solltest Aaltje besuchen.» Guste schien die Grütze jetzt besser zu munden. «Gestern hat Georg bekanntgegeben, dass du in seinem Haus wieder willkommen bist, da hat sie sich richtig gefreut.»
    «Das werde ich heute noch tun.» Lina sagte Guste nicht, dass sie sich vor allem ihre Schwester vornehmen wollte.
    Guste seufzte. «Ich habe dir noch gar nicht gedankt, Lina. Bertram sagte, du hättest die Obligationen auch für dich behalten

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