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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Kutscher zu.
    «Ja, gleich, Herr Baron. Ich musste nur dem Commissar ein paar Fragen beantworten.»
    «Commissar?», fragte von Sannberg.
    Borghoff ging zu ihm hinüber und stellte sich vor. «Ich bin dabei, ein paar Fremde zu überprüfen. Aber da ich noch nicht lange hier bin …»
    «Ich bin ja auch ein Grenzfall», sagte von Sannberg mit einem gewinnenden Lächeln. «Cornelius von Sannberg. Kommen Sie doch herein und seien Sie mein Gast, Herr Commissar. Ich will meinen Brutus nicht so lange allein lassen.»
    Borghoff folgte von Sannberg ins Innere der Gesellschaft Erholung . Er war erst einmal hier gewesen, als der Bürgermeister, der hier oft sein Mittagessen einnahm, ihn herzitiert hatte. An einem Tisch in dem gediegenen Schankraum saßen Carl Liebrecht und Gustav Borgemeister bei einem sehr vertraulich wirkenden Gespräch. Von Sannberg dirigierte ihn in die Ecke zum warmen Ofen. Dort lag auf einer Decke ein großer Jagdhund, dessen Flanke verbunden war.
    «Der beste Hund, den ich je hatte», sagte von Sannberg und tätschelte das Tier vorsichtig. «Möchten Sie etwas Wein?», fragte er. «Hier in Ruhrort gibt es die besten Weine.»
    «Ja, gern, einen Riesling bitte.»
    Von Sannberg orderte einen Riesling. «Sie überprüfen Fremde wegen der Morde, nicht wahr?»
    Borghoff war klar gewesen, dass sich in einer kleinen Stadt wie Ruhrort so etwas schnell herumsprechen würde, daher wunderte er sich nicht.
    «Suchen Sie denn nach einer Kutsche?»
    Von Sannbergs Frage schreckte ihn auf. «Nein, wir überprüfen nur Schiffer und Fremde. Aber ich muss gestehen, als ich sah, wie Ihr Kutscher Blut aufwischte …»
    «Sie hätten Brutus’ Wunden sehen sollen. Das arme Tier. Ich hätte ihn auch schon in mein Haus gebracht, aber Hans hätte dort keinen Platz gehabt, die Kutsche zu säubern. Wir stellen sie immer hier oder an einem der Gasthäuser ab.»
    Die Schankmagd kam mit dem Wein und stellte ihn vor Borghoff hin. Von Sannberg lächelte sie freundlich an. «Was halten Sie von Eisenveredlung?», fragte er Borghoff unvermittelt.
    «Nun, es verspricht gute Geschäfte, wenn die Phoenix-Hütte erst einmal fertiggebaut ist.»
    Von Sannberg nickte. «Ich denke, ich werde eine Fabrik hier bauen. Wissen Sie, ich habe das ruhige Leben auf dem Land satt. Ruhrort ist zwar eine kleine Stadt, aber ich kann förmlich spüren, wie sie wächst. Da gibt es ein interessantes Verfahren …»
    Während Borghoff bedächtig seinen Wein trank, dozierte von Sannberg über die neuesten Verfahren zur Eisenveredelung, Kokereien, Arbeiter und Arbeiterquartiere. «Ich will nicht einfach eine Fabrik hierhinsetzen. Ich will ein ganzes Quartier schaffen, eines, in dem die Arbeiter in anständigen Verhältnissen leben können. Haben Sie mal über die Zusammenhänge zwischen Armut und Unruhen nachgedacht?»
    Das hatte Borghoff durchaus, doch die sprunghafte Art des Herrn von Sannberg und seine fast fiebrige Begeisterung machten ihm wenig Lust auf ein solches Gespräch.
    «Wissen Sie, jemand wie Sie, der Erfahrung in der Polizeiarbeit hat und Menschenkenntnis, der wäre vielleicht der richtige Mann, um sich um die Arbeiter und ihre Familien zu kümmern. Nicht nur Streit schlichten, sondern auch sehen, wo es Unruhe zu verhindern gilt. Und dann hätten Sie die richtigen Mittel, um dagegen vorzugehen. Keine Gefängnisse, Prügel oder andere Strafen, sondern die Wurzeln des Übels ausmachen und direkt dort ansetzen. Wäre das nichts?»
    Borghoff konnte sich nicht anders helfen als zu lachen. «Vielleicht reden wir mal darüber, wenn Sie Ihre Fabrik und Ihre Häuser gebaut haben, Herr von Sannberg.»
    «Aber das wird schon bald sein. Ich habe bereits Partner gefunden. Stinnes, Haniel und die Liebrechts …», er deutete mit dem Kopf zu dem Tisch, an dem immer noch die beiden Kaufleute tuschelten, «die wachen eifersüchtig über ihre Grundstücke und haben sich alles in Hafennähe aufgeteilt. Aber Kaufmeister und Messmer sind an neuen Ideen interessiert.»
    «Sie kennen also die Kaufmeisters?»
    Von Sannberg nickte. «Der alte Kaufmeister und ich waren in einer Verbindung an der Universität. Das waren Zeiten, wir haben viel miteinander erlebt …»
    Borghoff wollte nicht noch ein weiteres Thema debattieren, deshalb unterbrach er sein Gegenüber. «Entschuldigen Sie, Herr von Sannberg, es ist nicht sehr höflich, sich zu einem Glas Wein einladen zu lassen und dann zu verschwinden, aber die Pflicht ruft.»
    «Ach ja, die Morde. Ich hoffe aber, das Blut in

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