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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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gerufen …»
    «Den Chirurgen Bleiweiß, den alten Säufer aus der Kurzen Straße. Der macht das für eine Flasche Schnaps.»
    «War das der einzige derartige Fall?», fragte Borghoff.
    «Bisher ja. Aber ich habe nicht einmal die Hälfte der Huren befragt. Ich dachte, morgen spreche ich sie direkt am Hafen an.»
    «Gut. Wann ist die beste Zeit, um mit dem Chirurgen zu sprechen?»
    «Ich denke, kurz vor Mittag. Dann hat er schon genug getrunken, um denken zu können, aber zu wenig, um wieder alles zu vergessen.»
    «Danke, Thade. Haben Sie eine Unterkunft hier?»
    Thade sah ihn erstaunt an. «Ich wollte mich auf den Weg nach Meiderich machen …»
    Commissar Borghoff griff sich einen Zettel. «Damit gehen sie zu Heckmann. Er hat auch ein paar einfache Zimmer, wenn eines frei ist, wird er es sicher gern zur Verfügung stellen.» Sollen die braven Ruhrorter Bürger doch auch etwas dafür tun, dass wir sie aus allem heraushalten , dachte er sich, als Thade mit einem erfreuten Grinsen abzog.
    Auf seinem Schreibtisch fand sich die Abschrift von Lina Kaufmeisters Aussage. Es war noch nicht zu spät, um sie wie angekündigt zur Unterschrift vorbeizubringen, deshalb faltete er sie zusammen und steckte sie in seinen Uniformrock.

    Finchen kam raschen Schritts durch das Tor in der Carlstraße. «Ich glaube, die Kappusschaber kommen», rief sie laut, als Heinrich sie eingelassen hatte. Lina, die gerade mit der Köchin die letzten Einkäufe abrechnete, wartete, bis Finchen kurz darauf in der Küche auftauchte, die Haube schief auf ihrem Kopf.
    «Finchen, deine Haube», sagte sie ruhig und sah einen Moment zu, wie Finchen an der Haube herumrückte. Schließlich stand sie auf und setzte der Kleinen die Haube ordentlich auf.
    «Die Kappusschaber kommen. Ich bin an ihnen vorbei, sie kamen aus Müllers Haus.»
    «Du bist an ihnen vorbeigerannt .»
    Finchen wurde rot. «Ich wollte nicht trödeln.»
    Draußen klopfte es an die Tür. «Das sind sie bestimmt», sagte Finchen.
    «Dann geh und öffne ihnen.» Lina zupfte sich Schürze und Haube zurecht. Sie waren spät dran mit dem Kappus in diesem Jahr, weil ihre üblichen Kappusschaber nicht gekommen waren. Sie hatte daraufhin auf eine Zeitungsanzeige geantwortet, aber die vier Männer hatten schon viele Aufträge bei Stammkunden angenommen.
    In der Diele warteten zwei Männer, ein älterer und ein jüngerer, die zweifellos Vater und Sohn waren, auf sie. Sie trugen grüne Jacken und kleine Hütchen mit einer Feder. Den großen Krauthobel hatten sie wohl in ihrer Unterkunft gelassen.
    «I bin dr Moser Xaver, un des is mein Sohn, dr Loiserl», stellte sich der Ältere vor. «Mir wolltn auf Martini daham san, aber wenn noch so viel Arbeit do is …»
    «Ich bin Fräulein Kaufmeister. Wir legen gewöhnlich zwanzig Fässer Sauerkraut ein, für die Familie und die Schiffe.»
    «Zwanz’g.» Moser war überrascht. «Und do hams ka feste Verabredung mit an Krautschneidr?»
    Lina lächelte. «Doch, schon. Die Brüder Häusler sind unsere Kappusschaber, aber dieses Jahr sind sie leider nicht gekommen.»
    «I kenn die Häuslers. Des is a traurig G’schicht. Dr Veit is im Frühjahr gstorbe un dr Martin vor Kummer krank gworden.»
    «Das tut mir sehr leid», sagte Lina ernst, «wann können Sie anfangen?»
    «Morgen in dr Früh, wans recht is.»
    Lina schüttelte den Kopf. «Wir müssen den Kappus erst von Haus Knip holen, der Gutsherr Bernsau hat ihn für uns gelagert. Aber Sie können unserem Hausknecht dabei helfen, gegen Bezahlung versteht sich.»
    Sie verhandelte noch mit Moser über die Entlohnung und stellte erstaunt fest, dass er und sein Sohn einen Groschen billiger waren als die Häuslers.
    Gerade, als sie sich verabschiedete, stand Commissar Borghoff in der Tür. Er entschuldigte sich, dass er so spät kam.
    «Kann ich Ihnen etwas anbieten, Herr Commissar? Tee oder vielleicht einen Weinbrand?»
    Borghoff schüttelte den Kopf. «Etwas Wasser wäre aber angenehm.»
    Lina ging zur Küche und schickte Finchen in den Keller, um dem Commissar Mineralwasser zu holen.
    «Mein Vater schwört auf Selterswasser», sagte sie, als sie Borghoff aus der Steinflasche eingoss.
    Borghoff lächelte fast verlegen. «Ich hatte eigentlich Brunnenwasser gemeint.» Er nahm einen Schluck von dem prickelnden Mineralwasser.
    «Ich weiß.» Lina setzte sich auf einen Stuhl und nahm Borghoff die Abschrift aus der Hand. Sie begann sorgfältig Zeile für Zeile zu lesen. Borghoff, der stehen geblieben war, trank

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