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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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verwandeln. Ruhrort wuchs, und Weinhagen war sehr bedacht darauf, dass es nicht nur Arbeiter und Handwerker waren, die sich hier niederließen. Die Erfolge der Familien Haniel und Stinnes, die von Händlern und Spediteuren zu Industriellen geworden waren, zogen weitere wohlhabende Familien an. Auch wenn Franz Haniels größte Unternehmung, die Hüttenwerke Jacobi, Haniel und Huyssen, weiter rheinaufwärts in Oberhausen lagen, so gab es doch ein paar kleinere Betriebe wie die einträgliche Ölmühle direkt auf Ruhrorter Gebiet.
    Die Erfolge hatten andere Investoren angelockt. Unternehmer aus dem Belgisch-Aachener Raum bauten zurzeit mit viel französischem Geld das große Hüttenwerk an der Straße nach Laar. Und alles – Kohle, Eisenerze und das daraus gewonnene Eisen und die Eisenwaren – wurde über den Ruhrorter Hafen umgeschlagen. Nachrichten über einen grausamen Doppelmord konnte sich Weinhagen nicht leisten.
    Die Leichenschau und die Obduktion am Morgen hatten wenig Neues ergeben. Borghoff und Doktor Feldhaus hatten zwar darauf aufmerksam gemacht, dass unter dem vielen Blut, das auf den geöffneten Brustkörben eingetrocknet war, Reste von merkwürdigen Zeichen aus Strichen und Punkten zu erkennen waren, aber die Kommission, bestehend aus dem Bürgermeister, ein paar angesehenen Bürgern, dem Sergeanten Ebel, einem Schreiber und dem Staatsanwalt Rocholl aus Duisburg, war sich einig, dass das nichts zu bedeuten hatte. Der Doktor hatte dann für die Obduktion alles abgewaschen.
    Nach seinem Besuch bei Lina sprach Borghoff beim Bürgermeister vor und berichtete ihm von Linas Aussage, ohne deren Schlussfolgerungen zu erwähnen. Der Bürgermeister war intelligent genug, seine eigenen Schlüsse zu ziehen. «Was müsste getan werden, um dem nachzugehen?», fragte er.
    «Wir müssten Kutschen untersuchen. Bürger und ihr Personal verhören.»
    «Sie verdächtigen also einen Ruhrorter Bürger des Mordes an zwei Mädchen, die sich erwiesenermaßen verkauft haben?»
    Borghoff zögerte, bevor er antwortete. «Nun, die Hafenhuren werden nicht nur von Schiffern und Arbeitern aufgesucht.»
    «Die wohlhabenden Herren geben sich nicht mit solch kleinen dreckigen Mädchen ab. Die haben das Haus voll mit Personal. Nein, Borghoff, diesen Mord hat keiner meiner anständigen Ruhrorter begangen. Es muss ein Fremder gewesen sein, ein Schiffer, ein durchreisender Handwerker, Bettler oder Arbeiter. Ich hoffe, Sie haben es aufgrund der Aussage von Lina Kaufmeister nicht versäumt, die Fremden zu überprüfen.»
    «Natürlich nicht, obwohl wir gestern Abend nicht mehr viel tun konnten. Die Polizeidiener überprüfen die Fremdenregister, Thade und Ebel gehen auf alle im Hafen liegenden Schiffe und werden danach die Fremden überprüfen, die in den nächsten Tagen abreisen wollen. Es sind hunderte Wallonen in der Stadt wegen der Phoenix-Hütte, dazu kommen noch die Arbeiter an der Baustelle des Trajekts. Sie finden kaum Schlafplätze. Dann die Kappusschaber …»
    «Sehen Sie, Borghoff, da sind genug mögliche Mörder, auch ohne dass Sie unsere Bürger belästigen müssen.»
    Borghoff nickte und schwieg. Die Anweisung war klar, und eigentlich hatte er sie erwartet, deshalb hatte er Schröder auch davon abgehalten, Linas Vermutungen aufzuschreiben. Doch er wusste, dass es ein schwerer Fehler war, den Kreis der Verdächtigen einzugrenzen, und er fürchtete, dass man ihm seine Meinung ansehen konnte. So war er fast froh, dass seine beiden Sergeanten anklopften.
    Ebel und Thade hatten die im Hafen liegenden Schiffe überprüft. Die Obduktion hatte ergeben, dass die Mädchen schon vor mindestens drei Tagen getötet worden waren, so hatten sie die Suche mit Unterstützung des Hafenmeisters Heinecken ausgeweitet. «Ich tippe auf die Helena », sagte Ebel mit stolzgeschwellter Brust und häufigen Seitenblicken auf den Bürgermeister. «Der Sohn des Schiffseigners ist ein Idiot, aber sehr groß und stark. Sein Name ist Gerd Drömmer. Er arbeitet auf dem Schiff seines Vaters. Wann immer der ihn von Bord lässt, macht der Junge Ärger. Sie hänseln ihn in den Schenken, und dann schlägt er um sich.»
    Borghoff sah ihn zweifelnd an. «Ist er denn schon einmal aufgefallen, weil er Frauen Gewalt angetan hat?»
    «Wenn wir uns hier um jede verprügelte Hure kümmern würden …», sagte Ebel leichthin. In seinen Augen wusste Borghoff immer noch nicht, worauf es bei der Polizeiarbeit in Ruhrort ankam.
    «Trotzdem spricht sich so etwas herum, gerade

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