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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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Schultern. Sie sah sich um. Es war Robert Borghoff.
    «Danke», sagte sie leise. «Wie schön das ist! Ich wollte nicht eine Sekunde verpassen.»
    «Ein frohes neues Jahr, Fräulein Kaufmeister.»
    «Ein frohes neues Jahr, Herr Commissar.»
    Plötzlich stand Cornelius von Sannberg bei ihnen. «Das ist zwar sehr ritterlich von Ihnen, Herr Commissar, dem Fräulein Ihre Jacke zu überlassen, aber bevor sie krank wird, denke ich, es ist besser, wenn wir hineingehen. Dort gibt es einen schönen heißen Punsch.»
    Lina und Borghoff folgten von Sannberg ins Haus. Sie gab Borghoff die Jacke zurück.
    «Ich mache mich jetzt auf den Weg in die Altstadt», sagte er. «Den Rest der Nacht werden wir wohl Betrunkene einsammeln.»
    «Vielen Dank noch einmal, Herr Commissar», sagte Lina.
    «Ich wünsche Ihnen allen noch eine schöne Feier», rief Borghoff in den Salon und verschwand.

    Aus der Altstadt klangen noch einige Schüsse herüber. Der Commissar hoffte, dass sie nur in die Luft abgegeben wurden. Als er die Kasteelstraße erreichte, hörte er schon vertrauten Lärm: Eine Schlägerei war im Gange. Er bog um die Ecke und sah, wie Ebel und ein paar Leute der Bürgerwehr auf ihre Kontrahenten eindroschen. Borghoff bemerkte einen Mann, der eine Pistole trug, mit der er wohl gerade noch das neue Jahr begrüßt hatte. Der Mann zuckte zusammen, als er den Polizisten sah, und versuchte zu fliehen, aber Borghoff hatte ihn schnell beim Schlafittchen. Ohne viel zu sagen, hielt er die Hand auf, und der Mann legte die Pistole hinein. Auf einen weiteren Blick hin folgte die Munition.
    «Verschwinde», sagte Borghoff ruhig. Dann lud er die Pistole, trat nah an die prügelnde Meute heran und schoss in die Luft.
    «Der nächste Schuss trifft einen von euch», rief Borghoff in die eingetretene Stille.
    Ebel hielt seinen Schlagstock, den Borghoff noch nie an ihm gesehen hatte, hoch in der Luft.
    «Was ist hier los, Ebel? Gibt es einen Grund für die Prügelei?»
    «Soweit ich es verstanden habe, kamen diese drei Wallonen in die Schenke, und die Ruhrorter wollten sie dort nicht haben.»
    «Franzosenpack!», schrie ein älterer Mann, der wohl die napoleonische Besetzung noch miterlebt hatte.
    «Non. Wir sind nischt français. Wir belge!», schrie ein junger Wallone, dem Blut aus einer Platzwunde an der Braue ins Gesicht lief.
    Das wiederum brachte drei holländische Fischer auf, die den Verlust ihrer Provinz Belgien noch nicht verwunden hatten.
    «Ruhe!» Borghoff verschaffte sich erneut Gehör. «Alle Wallonen dort hinüber!» Er deutete nach rechts.
    «Holländer und andere Schiffer dorthin! Und alle Ruhrorter gehen zurück in das Gasthaus.»
    Er wandte sich an die Holländer und die zwei deutschen Schiffer. «Für euch ist die Feier vorbei, Leute. Macht, dass ihr auf eure Schiffe kommt!» Die Männer murrten zwar, wollten aber keine Bekanntschaft mit der Pistole machen. Langsam zogen sie ab.
    Die Wallonen warteten, was nun mit ihnen passieren würde. Aber Borghoff fragte nur: «Gibt es hier keine Kneipe, in der ihr willkommen seid?»
    «Doch …»
    «Und warum musste es diese sein?»
    Der Mann, der eben ein paar Brocken Deutsch gesprochen hatte, grinste.
    «Wo wohnt ihr?»
    «Milchstraße.»
    «Dann habt ihr es ja nicht weit. Vous compris?»
    «Ah oui!»
    «Wenn mir nur einer von euch heute Nacht wieder über den Weg läuft, verbringt er sie im Gefängnis, en prison!»
    Der Mann nickte und sagte etwas auf Französisch zu seinen drei Freunden. Dann gingen sie in Richtung ihres Quartiers.
    «Das war ja recht harmlos, Ebel», meinte Borghoff.
    Dieser nickte. «Früher hatten wir in der Silvesternacht den ganzen ‹Halben Mond› voll.»
    Borghoff hatte schon gelernt, dass damit das frühere Gefängnis gemeint war. «Das jetzige Gewahrsam ist so klein, dass wir auswählen müssen, wen wir hineinstecken und wen nicht.»
    «Aber die Wallonen waren eindeutig auf Krawall aus.» Ebel schien unzufrieden mit Borghoffs Entscheidung, alle an der Schlägerei Beteiligten nach Hause zu schicken.
    Borghoff nickte. «Überlegen Sie, Ebel. Wenn zu viel über diese kleinen, unwichtigen Rangeleien bekannt wird, dann haben wir hier ganz schnell Probleme. Es sind inzwischen sehr viele Wallonen in der Stadt. Eine Schlacht zwischen ihnen und den Ruhrortern könnten wir mit unseren wenigen Leuten hier nicht in den Griff bekommen. Es ist ja nicht viel passiert.»
    Ebel schwieg, er wusste, dass sein Vorgesetzter recht hatte.

    Sie patrouillierten in Richtung Markt,

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