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Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition)

Titel: Das rote Licht des Mondes: Historischer Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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auf Antonies Kochkünste.
    «Ich habe schon bemerkt, dass sich manches verändert hat», sagte Borghoff. «Mein Zimmer wird jetzt wöchentlich statt einmal im Monat gesäubert, das ist sehr angenehm. Aber wenn man bedenkt, dass ich eigentlich für Kost und Logis zahle.»
    Lina nickte. «Wenn ich nicht so lange weg gewesen wäre, hätte ich mich längst daran gemacht, Antonie das Kochen beizubringen. Im Gegensatz zu Ihnen bin ich ja leider auf ihre Küche angewiesen.»
    «Wer weiß? Vielleicht können Sie in einem halben Jahr immer auswärts essen.»
    Die Heftigkeit, mit der Lina den Kopf schüttelte, hatte er nicht erwartet. «Ich muss so viel Geld zurücklegen, wie ich nur kann, damit ich die nächste Jahresmiete zahlen kann und auch die der nächsten Jahre.»
    «Ich bin sicher, dass Sie das schaffen werden, Lina.»

    Doch zunächst ließen neue Aufträge auf sich warten. Die zweite Maiwoche war angebrochen, und Lina nutzte ihre Zeit, um wie versprochen die Verpflegung im Hause Dahlmann zu verbessern.
    Antonie, obwohl durch Linas Planung bereits entlastet, fühlte sich durch das Vorhaben ernsthaft in ihrer Ehre gekränkt.
    «Hier im Hause hat sich nie jemand über das Essen beklagt.» Antonies Gesicht war rot angelaufen.
    «Das liegt daran, dass Frau Dahlmann nicht wollte, dass du kündigst. Schmeckt dir denn das Essen, das du kochst?» Lina sah sie aufmerksam an.
    «So kenne ich es aus meinem Elternhaus.»
    Lina ließ nicht locker. «Hat deine Mutter auch jeden Morgen die Hafergrütze anbrennen lassen?»
    Betreten schüttelte Antonie den Kopf.
    «Und außer bei deiner Mutter hast du nie kochen gelernt? Du hattest doch so etwas angegeben, als du dich hier vorgestellt hast.»
    «Ich war ein halbes Jahr Küchenmagd bei den Nonnen in Duissern. Aber das dürfen Sie Frau Dahlmann nicht sagen.»
    Lina schmunzelte. «Du bist also katholisch, Antonie?»
    Die nickte. «Aber ich gehe immer in die evangelische Kirche, seit ich hier arbeite.»
    «Mir wäre auch die katholische recht», sagte Lina. «Du hast den Nonnen also beim Kochen zugesehen, oder wie ist das zu verstehen?»
    «Nun … ja. Aber ich habe Gemüse geschnitten und Kartoffeln geschält.»
    Lina seufzte. «Antonie, es war nicht recht zu behaupten, du könntest kochen. Aber dafür, dass du es nicht wirklich gelernt hast, hast du es nicht einmal schlecht gemacht.»
    Antonie sah sie verblüfft an. «Nein?»
    «Nein. Ich denke, wenn wir ein Kochbuch anschaffen, könnte es sehr viel besser werden. Und du musst natürlich auch lernen, wie die Gerichte schmecken müssen. Arme Leute wie deine Familie können sich nicht viel leisten, woher sollst du schon wissen, was gut ist und was nicht?»
    «Sie meinen, dass ich es lernen könnte?» Antonie schien der Gedanke zu gefallen. «Und Sie sagen Frau Dahlmann nicht, dass ich katholisch bin? Sie wollte ausdrücklich ein evangelisches Mädchen.»
    «Ich werde ihr nichts davon sagen, Antonie.» Lina lächelte. «Bitte besorge morgen auf dem Rückweg vom Markt einen Packen billiges Papier, damit du dir ein paar Rezepte aufschreiben kannst.»
    Doch bevor sie sich Antonies Kochkünsten widmen konnte, war die Küche selbst an der Reihe. Herd und Töpfe wurden blitzblank gescheuert, und alles bekam einen neuen Platz, dort, wo es auch gebraucht wurde. Selbst Antonie musste zugeben, dass diese neue Anordnung ihr in Zukunft viel Zeit sparen würde.
    Lina selbst brachte ihr die Grundlagen bei und überredete Clara, ein paar Thaler zu investieren und ein Davidis-Kochbuch anzuschaffen. Ein paar Tage lang kochten Lina und Antonie gemeinsam Rezepte aus dem Buch, damit Antonie die Küchensprache verstehen lernte. Das Mädchen selbst war am meisten überrascht von den Ergebnissen, vieles hatte sie noch nie gegessen, geschweige denn zubereitet. Den Speiseplan stellte sie danach gemeinsam mit Lina und Clara auf.
    Lina begann nun auch, die Haushaltsausgaben zu kontrollieren und Antonies Blick für Preise, Vorratshaltung und Resteverwertung zu schärfen. Und auch wenn anfangs noch viel schiefging, wurde das Essen doch deutlich besser, ohne dass es Clara Dahlmann auch nur einen Pfennig mehr kostete. Antonie konnte am Nachmittag ein halbes Stündchen Pause machen und schaffte trotzdem wesentlich mehr als früher. Immer seltener beklagte sie sich, und manchmal musste Clara erstaunt feststellen, dass ihre mürrische Hausmagd bei der Arbeit sang und dies natürlich sofort einstellte, wenn sie ihre Herrin oder Lina in der Nähe wähnte. Lina fürchtete,

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