Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
Stelle auf Patrouille, wie es eure Aufgabe ist, und zwar innerhalb des Gebä u des sowie im Parkhaus.“ Obwohl Rudger seine Stimme nicht erhoben hatte, zog ein Unheil verkündendes Grollen über die Männer, sodass sich selbst Leylas Arme mit Gäns e haut überzogen. „Wir sprechen uns noch. Geht!“
Mit diesen Worten eilten die drei Vampire die Feuertreppe hinab. Rudger schloss den Notausgang. Während er sich zu ihr u m wandte, verflog der Zorn aus seiner Miene. Einzig seine zusammengepressten Li p pen zeugten noch davon. Er nickte ihr zu, und legte sanft seinen Arm auf ihren Rücken, um sie zur Haupttreppe zu geleiten.
Leyla verstand seine Gründe, auch wenn die Strafe, die seine Leute zu erwarten hatten, in keinem Verhältnis zu dem stand, was für Menschen eine dienstliche Maßnahme war. Es oblag dem Meistervampir für die Sicherheit im Aurodom zu sorgen. Dazu b e schäftigte Rudger eine ganze Heerschar Vampire, welche das Kinogebäude ebenso bewachten wie die unmittelbare Umgebung. Besonders wenn alle Vorstellungen liefen und sich wie heute fast zweitausend Menschen in den Sälen des Kinos befanden. Dass im Roten Palais Bragis Konzert stattfand, dessen Publikum zum Großteil aus Vampiren bestand, galt als zusätzlicher G e fahrenfaktor für die Menschen. Zivilisiert oder nicht, Vampire blieben, was sie waren. Eine Menschenansammlung stellte immer eine Verlockung für die mei s ten von ihnen dar. Das Rote Palais galt als Dreh- und Angelpunkt in der Vampirszene. Und als Residenz des Meisters zog es die Nachtgestalten aus verschiedenen Gründen an. Amüsierfreudiges Volk wie Schutzsuchende, aber auch streunende Va m pire, die sich wie Obdachlose im Parkhaus aufhielten, und dem zahlreichen Publikum des Aurodom auflauerten. Einzig dem stra f fen Regime unter Rudgers Hand verdankte Krinfelde eine deutlich geringere Anzahl an Übergriffen hungriger Va m pire.
Sie erreichten das geräumige Bistro mit seiner panoramaartigen Fen sterfront. Von hier aus konnte man den gesamten Bahnhof s vorplatz überblicken. Aus den Deckenlautsprechern schallte Jazzmusik und übertönte die Gespräche und das Klappern von G e schirr. Fast bis auf den letzten Tisch war das Lokal belegt. Unter den Blicken einiger Gäste fol g ten sie dem Besitzer des Bistros zu den Tischen im hintersten Bereich. Obwohl Rudger seine vampirische Energie auf eine alltag s taugliche Stufe zurückschrauben konnte, erweckte sein auffa l lend attraktives Erscheinen dennoch Aufmerksamkeit. Einen schönen Mann hatte man eben nie für sich allein.
Nachdem sie eine Weile in der Nische abseits des Trubels gesessen hatten, bemerkte sie den alten Konrad, der sich murrend durch das Gewühl an der Bar auf sie zu schob. Mit einem freundlichen Nicken grüßte er Leyla, bevor er sich flüsternd zu Rudger beugte. Dabei gelang es ihm nicht ganz, seine raue Altmännerstimme mit dem unverwechselbaren Krinfelder Dialekt zu se n ken, sodass einzelne Worte seiner Mitteilung zu ihr drangen. Offenbar hatte es irgendwelche Ereignisse gegeben, die Rudgers Anwese n heit in Belgien erforderten. Obwohl seine Miene unbeweglich blieb, hatte er sich ein wenig versteift. Die Muske l stränge an seinem Hals zeichneten sich deutlich unter der Haut ab. Daraus schloss sie, dass Nac h richten dieser Art für ihn zwar nichts Seltenes waren, aber dennoch eine gewisse Spannung in ihm erzeugten. Das Bernsteinzimmer kam ihr in den Sinn, weil sie meinte, es aus den g e flüsterten Wortfetzen herausgehört zu haben. Nachdem was Rudger ihr darüber erzählt hatte, war die Vorstellung schon eigenartig, dass die Vampire direkt vor ihrer Nase nahezu routiniert nach etwas suchten, das für die Menschen als unlösbares G e heimnis galt. Die wenigen Forscher wurden als Schatzsucher belächelt, ihre ve r meintlichen Erfolge in der Presse ausgeschlachtet. Irgendetwas gab ihr das Gefühl, dass Vampire schon so manche Kostbarkeit aufgespürt hatten, die deshalb für Menschen für immer verscho l len blieb.
„Ich nehme den Lamborghini. Sorge dafür, dass der Wagen abfahrbereit ist“, sagte Ru d ger und griff nach seinem Weinglas.
„Jute Wahl, Meister. Damit seid ihr ratzfatz vor Ort“, bekundete Konrad und nickte ei f rig. Ein Grinsen legte seine Wangen in Falten.
Rudger wartete schweigend, bis sich der Alte entfernt hatte. Er nahm einen Schluck. „Ich muss nach Be l gien. Jetzt.“
„Das war nicht zu überhören.“ Sie lächelte ihm zu. „Wir verfolgen beide jeden Hinweis, der uns unserem Ziel
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