Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
maßgeschneiderten Anzug bot er ganz den Geschäftsmann. Einzig sein Name ließ seine russische Herkunft vermuten. Doch dar ü ber sprach Boris nicht. Als Gründer und Kopf des Syndikats hatte er sich ganz dem Aufspüren verschollen geglaubter Antiquit ä ten verschrieben. Aber auch für andere Belange der Vampire setzte sich seine Organisation ein, wodurch seine Macht und sein Ans e hen als Meistervampir in ganz Europa höchste Anerke n nung fand.
„Warum lässt du mich herkommen, alter Freund? Für gewöhnlich schickst du mir einen Boten, wenn es neue Hinweise gibt.“ Rudger erwiderte den festen Händedruck des um einen halben Kopf kleineren Ma n nes.
Einen Moment verdüsterte sich Boris vernarbtes Gesicht. „Eine Vorsichtsmaßnahme, Rudger. Zu viele Kämpfe habe ich im Laufe der Zeit gefochten, unzählige Gegner besiegt. Göttern konnte ich bislang aus dem Wege gehen. In deiner Stadt gibt es zurzeit Anzeichen für göttliche Präsenz. Das hat immer seltsame Auswirkungen auf das Verhalten der Me n schen. Nicht wenige Kriege entsprangen Ideen, die durch die Anwesenheit der Götter in den Köpfen der Menschen gewac h sen sind.“
Daher wehte also der Wind. Wenn er an Leylas neusten Fall dachte, konnte es durchaus im Rahmen des Möglichen liegen, dass göttliche Energien den Verstand einiger Menschen ein wenig durcheinanderbrachten. Das war aber nicht der einzige Grund, we s wegen Boris seine Leute von Krinfelde fernhielt. Vielmehr deutete er damit an, dass er keine Gefahr laufen wollte, seinen Körper mit einer Gottheit teilen zu müssen. Nicht jeder Vampir war darauf erpicht, diese vermeintliche Ehre entgegenzunehmen. Insg e heim pflichtete Rudger ihm bei und nic k te.
„Bragi ist seit Langem mit seinem Wirtskörper verbunden. Von ihm geht keine Gefahr aus.“
„Von ihm vielleicht nicht, aber er ist nicht allein …“
Erstaunt setzte sich Rudger auf den von Boris dargebotenen Platz vor dem Schreibtisch. In der Tat häuften sich in letzter Zeit Berichte über außer Kontrolle geratene Vampire. Eine weitere Gottheit hatte er bislang nicht dahinter vermutet. „Wie meinst du das?“
„Näheres wissen wir noch nicht, aber wir gehen der Sache nach. Letzten Endes wirst du für Ordnung sorgen, da bin ich sicher.“
Ein Klopfen an der Tür unterbrach das Gespräch.
„Das wird unser neuer Mittelsmann sein. Er bringt interessante Hinweise über dein Bernstei n zimmer“, sagte Boris. „Herein.“
Als die Tür sich öffnete, zog ein Vibrieren durch seinen Kopf, wie der Nachhall eines geiste r haften Gongschlags. Misstrauisch geworden, sprang er von seinem Platz auf und fuhr herum. Hinter ihm sche p perte sein Stuhl zu Boden, rutschte schwungvoll über das Parkett.
„Was? Ihr?“, rief der junge Mann bei Rudgers Anblick. Er wandte sich mit bestürztem G e sichtsausdruck an Boris. „Ihm soll ich dabei helfen das Bernsteinzimmer zu finden? Er wird niemals an Russland zurückgeben, was die Deutschen meinem Vaterland gestohlen h a ben.“
„Sie haben es mir gestohlen!“ Rudgers Stimme donnerte durch den Raum, hallte an den hohen Decken wider.
Der Mann machte einen Satz nach vorn. Dunkle Haarsträhnen fielen ihm in sein zorng e rötetes Gesicht. Seine Hand zuckte nach oben und verriet, dass auch er ein Schwert am Rücken trug.
„Sergej Gabulov, mäßigt Euch.“ Boris’ Befehl ließ den Mann auf der Stelle innehalten.
Es dauerte nur einen Moment, bis Rudger den Namen zugeordnet hatte. Sergej Gabulov, niederer russischer Landadel, verbannt aufgrund eines vereitelten Attentats auf ihre Maje s tät Zarin Katharina die Große.
„Ihr habt sie mir geraubt.“ Anklagend deutete Sergej auf Rudger.
„Ich habe sie gerettet, nachdem Sie sie töten wollten.“
„Niemals wollte ich, dass ihr ein Leid geschieht. Ihr seid mir bei der Rettung zuvorg e kommen und habt damit ihre Gunst erlangt. Ihr habt meinen Plan durchkreuzt und Kate n ka für alle Zeit verdorben. Kein Mann konnte ihr mehr gerecht werden, nachdem Ihr for t gegangen seid.“
Mit diesen Worten riss er sein Schwert hervor. Rudger tat es ihm auf der Stelle gleich, positionierte sich auffordernd vor ihm. Aus dem A u genwinkel sah er, wie Boris sich mit schüttelndem Kopf hinter seinem Schreibtisch niederließ. Noch belustigte Rudger die tobende Eifersucht Sergejs. Vielleicht sollte er dem aufgebrachten Gecken eine Lehre erte i len.
„Wie bedauerlich, dass Sie selbst als Vampir keinen nennenswerten Eindruck auf Kath a rina hinterlassen
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