Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
sondern die Wachleute mit ihren reglosen Mienen. Vampire.
„Dein Wort also. Und dabei hast du natürlich keine Gedankenmanip u lation angewandt.“
„Nur ein kleines bisschen.“
„Du weißt, das ist nicht legal, im Sinne des bevorstehenden Gesetzes.“ Sie versuchte, t a delnd zu klingen.
„Es gibt auch menschliche Telepathen.“
Er stellte sich hinter sie und umschlang sie mit beiden Armen. Sie spürte seinen Körper warm an ihrem Rücken. Sein feiner Sa n delholzduft umhüllte sie augenblicklich, sodass sie den Kopf an ihn lehnte und g e nussvoll die Augen schloss.
Rudgers telepathische Fähigkeiten konnten ihm weitaus mehr ermöglichen, als eine Kleinigkeit wie diese Genehmigung. Ein Vampir mit seinen Fähigkeiten und einem weniger ausg e prägten Sinn für Recht und Unrecht wäre eine erhebliche Gefahr. Aber nicht alle Vampire verfügten über die Begabung morphogenetische Felder zu nutzen, obwohl diese alles und jeden miteinander verbanden. Unter Vampiren galt es als völlig normal, in die Gedanken eines anderen einzudringen, um sie zu manip u lieren. Bei den Menschen verhielt es sich genau umgekehrt. Es gab nur wenige mit intensivem, telepathischem Talent, doch die meisten behielten es für sich. Zwar war Telepathie längst nicht mehr so umstritten wie andere Phänomene der Grenzwissenschaften, galt aber au f grund der nicht erforschten Urs a che als heikel.
Der plötzlich einsetzende, donnernde Applaus lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Menschenmenge. Bragi hatte die Bühne betr e ten, in Begleitung einer Band. Dieses Mal schien es sich nicht um hypnotisierte Groupies zu handeln, sondern um echte Musiker. Man hatte sich für Rockmusik entschieden; ganz im Rahmen der um sich greifenden R e trowelle des neuen Jahrtausends. Mit einer ohrenbetäubenden Lautstärke fegten die harten, rhythm i schen Klänge durch die Nacht. Zu dem Zauber seiner Musik mischten sich die pulsierenden Klä n ge des Rocks. Bragi erhob seine kraftvolle, tiefe Stimme zu einer rockigen Ballade. Sofort verstummten alle anderen Geräusche auf dem Dach. Sein Gesang drang bis zu jedem einzelnen Besucher und vermittelte dem Publikum mit einer unvergleichlichen Intensität die gewünschten Stimmungen und Gefühle. Falls er ein Mikrofon b e nutzte, musste es sich um eins dieser winzigen, kabellosen Schallwandler handeln, die Künstler unauffällig an ihrer Kleidung oder am Ohr tragen konnten. Wah r scheinlich trug er jedoch keins, weil Vampire ohnehin über eine enorme Stimmgewalt verfügten. Da sie gleichzeitig in der Lage waren, in die Gedanken der Menschen vorz u dringen, wurde die mentale Wirkung noch verstärkt. Man bekam den Eindruck, auch von innen herauszuhören.
Rudger war das beste Beispiel für jemanden mit einer äußerst einnehmenden Stimme. Schon der Gedanke daran erzeugte einen wa r men Strudel in ihrer Brust. Bragi überzeugte zusätzlich mit einem außerordentlichen Stimmvolumen, woran vermutlich seine göttliche Eingebung nicht unbeteiligt war. Es war durchaus vorstellbar, dass er mit einer Arie das Publikum ebenso begeistern konnte.
Düster und anziehend zugleich schritt Bragi mit stampfenden Schritten im Gleichklang der Musik von einer Seite der Bühne auf die andere. Er trug eine enge Lederhose, seine schwarzen Haare schlängelten sich um seinen nackten Oberkörper.
Die folgenden Stücke nahmen an Tempo zu, wurden zunehmend leidenschaftlicher und versetzten die Fans in einen euphor i schen Z u stand. Einheitlich wippten ihre Köpfe im Takt der Musik. Währenddessen tobte Bragi über die Bühne, motivierte die Fans mit auf fordernden Gesten zu tanzen, und heizte dem Publikum gehörig ein. Immer wieder hielt er inne, um sich zu einer der Fra u en in der ersten Reihe hinabzubeugen. Jedes Mal griffen gleich mehrere von ihnen nach se i ner Hand, um ihn berühren zu dürfen. Manchmal zog er eine von ihnen halb zu sich herauf und küsste sie gründlich, um sie kurz darauf, vollends berauscht, in den Pulk zurückgleiten zu lassen. Zusätzlich wurde das Spektakel auf einer Großleinwand übe r tragen, damit auch die Fans in den hintersten Reihen ihren Star aus der Nähe erleben konnten.
Er brachte seine Fans um den Verstand.
Zwischen jedem Lied schwoll ein unbeschreibliches Kreischen an. Nach einer Weile sah Leyla immer wieder die signalfarbenen Westen von Sanitätern aufblitzen, die das eine oder andere ohnmächtige Mädchen abtransportierten. Während einer Instrumenta l einlage ließ Bragi sich von einem
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