Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
nichts“, fuhr Sandra dazwischen. „Sie hat nicht mal Halt vor unseren Freunden gemacht.“
Ihr Vater zuckte zusammen und starrte seine Tochter an. Sandra öffnete den Mund und win k te dann resigniert ab. Sie sackte in ihrem Stuhl zusammen und überließ ihrem Vater wieder das Wort.
„Isabella veränderte sich und war kaum noch zu Hause. Eines T a ges fand ich Unterlagen von einem Verein in ihrer Kommode, Thetania e.V. Isabella war dort beigetreten, verst e hen Sie das?“
Leyla verstand. Thetania e.V. stand für eine Sekte unter dem Deckmantel eines eingetragenen Vereins. Sie strebten das Wiedere r langen des unsterblichen Teils eines Menschen an, dem Thetan. Lange Zeit galt es als zu aufwendig den Normalsterblichen in di e sen gereini g ten Zustand zu bringen. Dann glaubte ein korruptes Syndikat zu erkennen, dass ein Vampir die Personifizierung eines Thetans sei. Kurzerhand trat man von der bekannten Welta n schauung zurück und bemühte sich fortan seine Mitglieder von der Notwendigkeit zu überzeugen, ihr Geld nicht anderorts für zahlreiche Schönheitsoperationen auszugeben, sondern gleich dem Thetania e.V. beizutreten. Dort versprach man den irdischen Körper in einen Zustand zu versetzen, der dem ewigen Leben als Vampir angemessen war. Außerdem war die Akkumulation von Geld ein wesentliches Ziel der Vereinigung, die sich gern als Rel i gion bezeichnen würde. Da Sekten in Deutschland verboten waren, konnten sie nur als Verein agieren. Sie boten zahlungskräftigen Menschen Unsterblichkeit an und warben mit dem Aufhalten des Alterungsprozesses und andauernder Schönheit. Da die Mitgli e der freiwillig zu ihnen kamen, hatte der Gesetzgeber keine Handhabe. Jeder konnte frei en t scheiden, ob er untot sein wollte. Es kam vor, dass Eltern ihre minderjährigen Kinder als Mitglied eintr u gen.
„Was erwarten Sie von mir, Herr von Rode? Ihre Frau hat eine Wahl getroffen und ist ein Vampir. Sie können sogar von Glück sprechen, dass sie Sie an dem besagten Abend nicht ang e griffen hat.“
Manchmal tat die Wahrheit weh. Doch sie war besser als der sinnlose Versuch, einem Klienten Hoffnungen zu machen. Isabella hatte für sich die Lösung ihrer Probleme gefu n den. Gut, es gab keinen Strandurlaub in der Karibik mehr, aber dafür auch keine Diäten. Der Speiseplan war eindeutig. Vampire konnten essen und es sogar geni e ßen, doch sie mussten nicht.
„Aber vielleicht gibt es noch eine Chance. Manchmal hört man von Leuten, die gerettet werden.“ Herman von Rode blickte Le y la mit großen Augen an wie ein kleiner Junge, der an den Weihnachtsmann glaubte.
„Herr von Rode, bitte …“, setzte Leyla an und wählte ihre Worte mit Bedacht. „Wovon Sie gehört haben, nennt man menschl i che Diener. Sie werden gebissen und nehmen einen Teil des Geistes eines Vampirs auf. Sie werden nicht vollständig ausgesaugt. Selbst wenn man nach solch einem Biss sofort eingreift, gibt es kein Zurück mehr. Es sei denn, der Schöpfervampir wird rechtzeitig vernichtet. Ihre Frau hingegen ist tot und als Vampir aus ihrem Sarg gestiegen. Es war ihre eigene Entscheidung, das wissen Sie und solange sie keine Gefahr für andere darstellt, habe ich keine Handhabe.“ Leyla wurde unterbrochen, als Sandras Stuhl mit einem lauten Knall nach hinten kippte. Das Mädchen stand mit zi t ternden Lippen und geballten Fäusten vor ihr.
„Sie hat Marie. Dieses widerwärtige Ding hat meine Schwester!“
„Sandra!“
„Was, Papa? Meine Schwester ist mit ihr gegangen, weil sie Mama vergötterte. Alles was sie tat, war in ihren Augen wunderbar. Hast du das vergessen? Vampire sind nicht nur Leute mit Fangzähnen, sondern reißende Bestien. Marie ist in Gefahr. In Lebensg e fahr!“
Leyla blickte in Sandras Gesicht und fühlte mit dem Mädchen. Die junge Frau war zwar aufgebracht, doch der Hass in ihrer Stimme war weit entfernt von einem gewöhnlichen Mutter-Tochter-Konflikt. Sie hatte erkannt, dass der Vampir nicht mehr ihre Mutter war. Ihr abg e klärter Blick sprach Bände und zeigte ein verwöhntes Mädchen, das aus ihrem wohlbehütetem Nest gefallen und unsanft auf dem Boden der Tatsachen gelandet war. Leyla hoffte für Sandra, dass sie ihre Trauer überwunden hatte und ihr Zorn nicht nur Schutz für ihre verletzte Seele war.
„Herr von Rode, ich kann für Isabella nichts tun, und Marie wird bald merken, dass es nicht mehr ihre Mutter ist. Vampire lieben nicht. Der letzte Rest Menschlichkeit wird bald aus Isabella verschwunden sein.
Weitere Kostenlose Bücher