Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
und alle Anzeichen einer vermeintlichen Unsicherheit w a ren aus seinem Gesicht gewichen. Sein zuvor verhangener Blick war wieder klar. „Ich werde dir einen Tag schenken, wie du mir schon viele Nächte g e schenkt hast.“ Er zwinkerte und griff nach seiner Hose.
„In letzter Zeit sind einige Vampire tagsüber draußen. Nicht alle mit guten Absichten. Es kommt immer wieder zu Übergriffen.“
Während Rudger seine Jeans anzog und den Gürtel schloss, blickte er sie an. „Dabei dürfte es sich um junge Vampire handeln, die noch nicht lange umgewa n delt sind. Alte Vampire sind wesentlich vorsichtiger und trauen keinem verregneten Tag. Jeder weiß, wie schnell das Wetter umschlagen kann. Eigentlich hatte ich angeordnet, dass keine Verwan d lungen vollzogen werden sollten. Sind es viele?“
Die meisten Krinfelder Vampire kannten den Preis für den Schutz des Meistervampirs. Der Verzicht auf Menschenjagd. A n scheinend hatte die anhaltende Düsternis einige Vampire rebe l lisch gemacht. Hinzu kamen die willkürlich erschaffenen Frischlinge unter den Blutsaugern.
„Soweit mir zugetragen wurde, handelte es sich bisher um eine kleine Gruppe. Sie treiben sich am Tag in der Innenstadt herum, halten sich in der Nähe vom Schwanenmarkt oder Hansa Centrum auf, damit sie im Notfall die unterirdischen Par k häuser schnell erreichen können.“
Er kam auf sie zu und zog sie vom Bett. Dass er sie hinderte, ihre Blöße mit dem Laken zu bedecken, schien ihn zu am ü sieren. „Und ich dachte schon, in dir steckt eine kleine Romantikerin. Stattdessen habe ich es mit meiner kleinen Walakuzjæ zu tun. Immer in Gedanken bei der A r beit.“
Lachend zog er sie in seine Arme. Sie musste sich auf die Zehenspitzen stellen, um ihn zu küssen. „Deine Präsenz könnte hil f reich sein, um diese Streuner zur Vernunft zu bringen. Wah r scheinlich wähnen sie sich in Sicherheit, weil sie glauben, du tauchst nur bei Dunke l heit auf.“
„Normalerweise erwäge ich auch nichts anderes. Da mich jedoch meine Liebste zu einem Ausflug ins Grüne einlädt, ist es wohl an der Zeit für eine Ausnahme.“ Rudger war inzwischen ang e kleidet und zog einen schwarzen Kurzmantel über. „Außerdem würde ich mir gerne einen Übe r blick über die Lage verschaffen. Man muss sich unter die Leute begeben, um herauszufinden, was sie tun. Angeblich nimmt da draußen alles weitgehend seinen gewoh n ten Lauf.“
Leyla ergriff seine Hand. „Eh r lich gesagt bin ich mir da nicht sicher.“
Die Befürchtung lag nahe, dass weitere Vampire der Verlockung nac h geben und sich zu Zeiten hinauswagen würden, die ihnen von Anbeginn verwehrt gewesen waren. Wie Inse k ten, durch zu warme Wintermonate aus ihrer Starre gerissen, um dann völlig orientierungslos aktiv zu werden, dürfte sich die Anzahl der Vampire erhöhen, die ebenso reagierten. Ru d ger war ein mächtiger Meistervampir, doch er konnte nicht überall sein.
Gemeinsam betraten sie den Privataufzug, der sie aus Rudgers Penthouse zum Seitenei n gang des Aurodom bringen sollte. Seine Idee mit dem Ausflug ins Grüne war nicht schlecht. Der seit Wochen bedeckte Himmel schien sich nicht aufzuklaren und gab einem das Gefühl, es sei Herbst. Dabei war es Frühling. Es interessierte sie, wie die Menschen sich in den sonst beliebten Naherh o lungsgebieten verhielten. Dort konnte sie ihren Aufklärungsrundgang starten, um danach einen Abstecher in die Innenstadt vorz u nehmen. Fast schämte sie sich für den Hintergedanken, eine Zeit der Zweisamkeit mit Rudger erleben zu wollen. Doch konnte sie Arbeit und Vergnügen auch verbinden. Gemeinsam konnten sie sich einen Überblick über die Stimmung verschaffen. Die mensc h lichen Sicherheitskräfte waren überfordert. Leyla hatte in den letzten Wochen mehr Vamp i re vernichtet, als ihr lieb war. Aber es war ihr Job, für ein Mindestmaß an Sicherheit zu sorgen, damit Kinder zur Schule g e schickt und Arbeitsplätze erreicht werden konnten.
Der Deuß-Tempel im Stadtwald hatte zwar mehr von einem großen Pavillon, doch zie r ten ihn Stucksäulen aus Muschelkalk und eine Mosaikpfla s terung umgab den kompletten Bereich. Von hier aus überblickte man den Weiher bis hinüber zum großzügigen Biergarten des Stadtwaldhauses. Das kultivierte Waldgebiet inmitten der Stadt stand unter Denkma l schutz. Leyla legte ihre Hände um den warmen Pappbecher und nahm einen Schluck von dem Milchkaffee, den sie am Eingang des Waldes g e kauft hatten.
„Es ist lange her, seit
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