Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
on.“
„Okay“, erwiderte Leyla gleichmütiger, als ihr zumute war. „Ich hatte schon Ausschau gehalten nach einem infernalen Höllenfe u er. Was ist mit den Vampiren in Amerika, Australien oder Afr i ka? Müssten sie nicht auch hier auftauchen?“
„Nein. Egal, wo auf der Welt wir uns befinden, im Schlaf kehren wir stets an den Ort unseres Ursprungs zurück. Amerikanische und australische Parallelwelten werden übrigens von den Gottheiten der jeweiligen Ureinwohner beherrscht. Niflheim ist nur eine Dimension. Es gibt noch and e re.“
Demnach musste es eine Vielzahl von Anderswelten geben. Riesige Spiegelbilder einzelner Nationen mit entsprechenden kult u rellen Einflü s sen. Möglicherweise ortsgebunden mit Grenzen, deren Verlauf sich vermutlich von der allgemeinen Vorstellung eines Grenzverlaufs unterschied. Das Ganze erschien wie die Existenz von zwei sich voneinander au s schließenden Arten zur selben Zeit. Eine andere E r klärung konnte sie nicht finden. Sofern man das als solche gelten lassen konnte, denn scheinbar verhielt es sich ähnlich wie die unterschiedliche Wahrnehmung Raum und Zeit betreffend. Wahrscheinlich überstieg das Ausmaß dieser unbekan n ten Schattenwelten ihren Horizont.
Sergej bedeutete ihr, ihm zu folgen. Gemeinsam liefen sie durch eine enge Gasse abseits des allgemeinen Trubels. Wenn man e i nen Markt ohne die üblichen Marktschreier und Gemurmel von Kunden als solchen bezeichnen konnte. Am Ende der Gasse hie l ten sie inne. Sergej spähte um die Ecke.
Im nächsten Moment befand sie sich erneut auf dem Marktgelände inmitten seiner B e wohner. Allerdings nur ein paar Schritte vor dem Fallgatter der Burg. Einige Köpfe wandten sich verstohlen in ihre Richtung, wä h rend sich die Blicke hinter ihr in ihren Rücken zu bohren schienen. Für einen M o ment stockte ihr der Atem, dann holte sie auf, um neben Sergej Schritt zu halten.
„Sie starren mich an“, flüsterte sie und tastete instinktiv unter ihre Jacke. Doch die Stelle, an der sie für gewöhnlich ihre Pistole trug, war leer. Verdammt. Damit verminderten sich die Möglichkeiten, sich gegen einen Vampirangriff zur Wehr zu setzen, erhe b lich. Obwohl sie kaum etwas gegen eine ganze Vampirstadt ausrichten konnte.
„An diesem Ort nutzen deine Waffen nichts. Hier herrschen andere Gesetze.“ Sergej hatte ihre Bewegung bemerkt. „Sie werden dich nicht angreifen. Vampire verspüren in Niflheim ebenso wenig Blutdurst wie ein Mensch im Traum hungrig wird. Allerdings kön n ten sie irritiert sein, weil sie nicht verstehen, warum du hier bist. Dein Farbspektrum verrät, was du wirklich bist: lebendig.“
Verdutzt blieb Leyla auf dem Absatz stehen. „Mein was?“
Sergej hatte nicht bemerkt, dass sie stehen geblieben war, dafür reagierte er auf ihre Wo r te prompt. Er war so schnell bei ihr, dass sie nur einen Schreckmoment verspürte. Im nächsten fand sie sich in einer Häusernische wieder. Mit dem Zeigefinger an den Li p pen bedeut e te er ihr, leise zu sein.
„Was meinst du mit Farben?“ Bemüht senkte sie ihre Stimme. „Hier ist doch a l les grau.“
Nicht, dass es sie jetzt überraschte. Nach all dem, was sich bislang zugetragen hatte. Doch sie fand, er hätte es ihr ruhig mitteilen können, anstatt so nebenbei damit rauszur ü cken, als hätte sie die ganze Zeit etwas Ekliges im Gesicht hängen.
„Abgesehen von dir ist alles grau. Naja, vielleicht gibt es auch ein paar andere, doch für gewöhnlich halten sich Vampire mit fa r biger Aura nicht auf dem Markt auf.“
„Du meinst, ich leuchte ebenfalls? In welcher Farbe?“ Erneut begutachtete sie ihre Hä n de.
Auffällig war einzig die Tatsache, dass sie sie überhaupt sehen konnte, obwohl es hier stockduster war. Sie war davon ausgega n gen, sich die ganze Zeit in Sergejs Lichtkegel zu befinden oder in einem der anderen herumlaufenden Vampire. Kurz übersprang sie ihre Kenntnisse über Aurafarben und deren Bedeutung. Während eines Urlaubs hatte sie sich von einem esoterischen Fotografen ablichten lassen. Die Deutungen, die er aus den ange b lichen Farben ihrer Aura zog, waren derart an den Haaren hergezogen, dass sie sie sofort wieder vergessen hatte. Mit gebrochenem Deutsch hatte der Mann etwas von ihrer spirituell besonders hohen En t wicklungsstufe erzählt. Nur halbherzig hatte sie ihm zugehört und sich mit einem satten Trinkgeld für die gute Nac h richt bedankt. Sergej blickte sie an wie ein kleiner Junge, der nicht verstand, wieso kein Erwachsener
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