Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
sehen konnte, dass sich seine Legof i guren ständig von alleine bewegten.
„Mir war nicht klar, dass du es nicht sehen kannst. Ich dachte, es wäre dir aufgefallen, als du in der Dunkelheit gestanden hast und de n noch sehen konntest.“
Stimmt. Vielleicht hätte es ihr auffallen müssen. „Entschuldige, ich war noch nicht so oft ohne meinen Körper in einer anderen Dimension unte r wegs.“
Sergej senkte den Kopf, als deute er eine Verbeugung an. „Verzeih meine Unaufmer k samkeit.“
Sie schwiegen, während Leyla unauffällig die Vampire auf der Straße betrachtete. Keine Farben lugten unter den Kapuzen hervor. Nur eine überraschend vielfält i ge Mischung aus Grau- und Silbertönen. Ein paar von ihnen dürften ausreichen, um vor einem Spiegel in der Menschenwelt ein knallbuntes Feuerwerk abzuliefern. Anscheinend waren die Aurafa r ben von Sterblichen nur in der Unterwelt sichtbar, wohingegen die vampirische Aura hier au s schließlich ihren Glanz behielt.
„Blauviolett“, beantwortete Sergej endlich ihre Frage.
Seine Stimme war mehr ein Wispern. Sein Blick blieb gesenkt, als wäre Violett tragen e t was Unanständiges.
„Und was ist besonders daran, wenn sich meine Farbe von den anderen unterscheidet? Imme r hin bin ich eine Sterbliche.“
„Nur sehr wenige Vampire haben eine farbige Aura. Höchstens eine feine Nuance. So etwas sieht man nur an Menschen und die tauchen selten in Niflheim auf. Noch seltener verweilen sie lange genug, um gesehen zu werden. Blauviolett zeugt von einer spirit u ell hoch entwickelten Seele und steht für Edelmut, äußerste Opferbereitschaft. In deinem Fall bedeutet es außerdem Wei b lichkeit. Ich habe so etwas erst ein Mal gesehen …“
„Okay, das reicht“, unterbrach sie ihn. „Jetzt übertreib nicht. Ich bin lila. Na und? Ich bin dennoch ich selbst. Die Zeiten sind vorbei, in denen Purpur den K ö nigen vorbehalten war.“
Mit einem kumpelhaften Schlag auf seine Schulter löste Leyla Sergej aus seinem Anflug von Ehrerbietung. Vermutlich ein staub i ges Relikt aus seiner Zeit am russ i schen Zarenhof. Devote Gefährten waren nicht mehr gefragt und Sergej gefiel ihr bedeutend besser in der Rolle des selbstsich e ren Führers, der ihr bei der Suche nach Rudger zur Seite stand.
„Was machen wir, wenn wir angegriffen werden?“, fragte sie, um das Thema auf das zu lenken, weswegen sie hier waren.
Ein Hauch von Verblüffung huschte über sein Gesicht. Dann schien er sich zu fangen. „Für den Fall habe ich vorgesorgt.“ Sergej wandte sich halb um, damit Leyla die beiden Schwerter auf seinem Rücken sehen konnte. Als Grenzgänger in der Lehre war es ihm offenbar möglich, Wa f fen durch die Dimensionen zu tragen.
„Du glaubst also nicht, dass Hel Rudger festhält?“
„Nein. Wie gesagt, Hel war ewig nicht hier. Ich vermute, Modgudr hat ihre Finger im Spiel.“
Er hielt inne, als wäre klar, wovon er redete. Und das war es auch. Der Name a l lein war eine Zumutung für eine ungeübte Zunge. „Die Hölle n jungfrau“, ergänzte Leyla. „Ich gehe davon aus, dass die Dame nicht mehr zufrieden ist mit ihren Aufgaben und sich aufs Entführen von Mei s tervampiren verlegt hat.“
Sergej nickte. „So könnte man es ausdrücken. Sie bewacht seit Jahrtausenden den Eingang zu Niflheim jenseits der goldenen Brücke. Ihre einzige ebenbürtige Gesellschaft sind die Höllenhu n de. Das Problem ist, Modgudr befindet sich seit einiger Zeit auf der Suche nach einem Gefäh r ten.“
„Du meinst, ihre Hormone spielen verrückt?“
„Sie ist zur Hälfte Riesin“, antwortete er wie selbstverständlich. „Was nicht u n bedingt eine Aussage über ihre Körpergröße ist, sondern ein Rassemerkmal. Weibliche Riesen erlangen irgendwann in ihrem Leben diese Phase, in der sie sich zwanghaft fortpfla n zen wollen. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Erwählte Riese, Gott oder Vampir ist. Das Auswahlkr i terium ist Kraft und Macht.“
Ein gewaltiger Schauder erfasste jede Pore ihres Körpers. Übelkeit stieg in Leyla auf, bei dem Gedanken an eine lüsterne Hal b göttin, die es auf Rudger abgesehen hatte. Erinneru n gen an die eng umschlungenen Leiber von ihm und Iduna stiegen auf. Damals glaubte sie, ihn an eine übermächtige Kontrahentin zu verlieren. Die Partnerin eines begehrenswerten Ma n nes zu sein, brachte gewisse Gefahren mit sich, doch schien es ihr Schicksal zu sein, dass es ganz spezielle Frauen auf Rudger abgesehen hatten. Sergej musste bemerkt haben, wie sie
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