Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
fest klingen zu lassen.
„Warum sollte er das tun, Sterbliche?“
„Er kann nicht einfach rumlaufen und Menschen in seinen Bann ziehen. Es gibt Gesetze und in Anbetracht der bevorstehenden Leg a lisierung …“
„Eure lächerliche Legalisierung ist für uns nicht von Interesse“, grollte Fjodoras Stimme durch den Raum. Ihre Augen hatten sich verdunkelt vor Zorn, während der Rest ihres Gesichtes r e gungslos geblieben war. „Was maßt ihr euch an? Wenn es euch nicht gelingt, eine andere Lebensform zu zerstören, vernichtet ihr euch selbst. Le i der gibt es in diesem Teil der Welt keine Kriege mehr, zumindest zum gegebenen Zeitpunkt. Schade eigentlich, die heimischen Schlac h ten waren mir stets die liebsten“, sagte sie und ließ den Blick über ihr Gefolge schweifen. Anscheinend teilte man die Erinnerung an blutige Gemetzel. „Ihr haltet euch für schlau und glaubt uns mit euren G e setzen kontrollieren zu können. Dabei sind wir euch überlegen und haben unsere eigenen Gesetze. Oder war es ein Vampir, der den Wunsch hegte, mit den Menschen Seite an Seite zu leben?“
Leyla öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, hielt aber inne und schüttelte den Kopf. Es waren Menschen gewesen, die den Stein ins Rollen gebracht hatten, weil sie sich einen Vorteil davon verspr a chen. Und es waren Menschen, die dagegen protestierten.
Der Hauslehrer flüsterte in Fjodoras Ohr, und sie kicherte haltlos. Ihr Zorn schien ve r flogen.
„Du hast Recht, Fadar“, sagte sie. „Wissen Sie, Raimar ist ein a u ßergewöhnlich kluger Mann.“
Ob gespielt oder echt, es schwang Bewunderung in ihrer Stimme. Durch die Angewohnheit vieler Vampire Worte aus alten Spr a chen zu benutzen, wusste Leyla, das Fadar nichts anderes als Vater bede u tete. Raimar war zwar nicht Fjodoras biologischer Vater, wenn man von so etwas in ihrem Fall überhaupt sprechen konnte. Scheinbar hielt er den Stand des väterlichen Beraters inne.
Das Lächeln gefror langsam auf Fjodoras Gesicht und zurück blieb ein gehässiger Gesichtsausdruck, der lauernd auf Leyla g e richtet war. „Wie ich hörte, nennt man dich Walakuzjæ , die T o tenwächterin“, sagte sie mit eiskalter Stimme.
„Es ist nur ein Name“, entgegnete Leyla. Sie versuchte ihre Stimme möglichst neutral klingen zu lassen, wie man es bei gefährl i chen Geistesgestörten zu tun pflegt, damit sie nicht gereizt we r den.
„Tatsächlich? Ich hatte viele Namen, manche denken, ich sei Lilith und nennen mich Windgeist.“ Ihr Kichern hallte von den Wänden wider. „Das bin ich aber nicht. Lilith ist meine Mu t ter. Sie hat sich geweigert Adam untertan zu sein und blieb unsterblich, weil sie schlau genug war, keine Frucht vom Baum der Erkenntnis zu essen. Damit hat sie unser eigenes Paradies geschaffen, eines der wahren Unsterblichkeit. Von ihr stamme ich ab, während du eine Nachfahrin Evas bist. Eine erbärmliche Untergebene der Söhne A dams.“
Leyla kannte die jüdische Legende im traditionellen Midrasch, die über Lilith berichtet. In der Bibel wird Lilith im Buch Jesaja, Kapitel 34, Vers 14 erwähnt, allerdings nicht in der Ausgabe ihrer Großmutter. Dort fehlte das Kapitel aus unerfindlichen Grü n den. Wenige Christen wussten über die erste Frau Adams, die von Gott aus de m selben Lehm erschaffen worden war und sich weigerte, beim G e schlechtsakt unten zu liegen. Sie verließ Adam und vereinte sich mit Dämonen. Wenn Fjodora tatsächlich aus Liliths Blutlinie stammte, war sie mehr als ein Vampir. Sie erinne r te Leyla an die germanische Totengöttin Hel, deren Haut zur Hälfte normal und zur anderen blauschwarz gewesen sein soll. Das bedeutete, dass sie halb tot und halb lebendig war und somit der Zweideutigkeit von Fjodora nahe kam. Leyla konnte ihre Überraschung nicht verbergen bei der Vo r stellung, dass dieses Geschöpf von göttlicher Abstammung sein könnte.
„Das überrascht dich, Totenwächterin? Und was ist mit der Tatsache, dass er dich so stark gemacht hat?“ Das kindliche Antlitz erglü h te vor Zorn, als sie einen Blick auf Rudger warf.
Leyla starrte in ihre Rehaugen und konnte dem Blick standhalten. Instinktiv spürte sie, dass es besser gewesen wäre, ihren Blick zu me i den. Fjodora stand auf und glitt auf Leyla zu. Anders als Vincent, der für diesen Effekt Tricks benötigte, schwebte Fjodora tatsäc h lich ein paar Zentimeter über dem Boden. Wie ein Mädchen, das ihre Puppe an den Haaren hinter sich herzog, hielt sie einen langen, flachsblonden Zopf in
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