Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
angesprochen. Doch keiner hatte auch nur eine Vorstellung davon, wie es sich anfühlte. Die Angst vor dem Bann des Meistervampirs wich nach und nach der fasz i nierenden Ausstrahlung dieses außergewöhnlichen Mannes. Sie musste sich zur Ruhe zwi n gen. Es würde nicht lange dauern, bis Marc mit seiner Truppe eintraf. Das Sportcenter war nicht weit entfernt. Dort trainierte Leyla selbst regelmäßig Kendo, eine japan i sche Form des beidhänd i gen Schwertfechtens. Zum Training benutzte sie Bambusshinai, spezielle Kampfstöcke. Im realen Leben zog sie es vor, mit einem Katana schwert zu kämpfen. Zusätzlich nahm sie am Fortgeschrittenenkurs für Aikido teil; eine Kamp f kunst, die sich für Leylas kleine Statur eignete, da hierbei die Ene r gie und der Schwung des Angreifers für sich genutzt und gegen ihn umgelenkt wurden. Nach jahrelangem Training war Leyla in beiden Sportarten eine Meisterin und es erweckte bei Zuscha u ern nicht grundlos den Eindruck, dass sie ihrem Trainer längst überlegen war. Sie warf einen Seitenblick auf Jarno. „Was wissen Sie über Thetania e.V.?“
Jarno nahm einen mitgenommenen Gesichtsausdruck an. „Übler Haufen. Man erzählt sich, dass sie ihre eigene Vampirrasse züchten wollen, die sie kontrollieren. Als ob man Vampire kontrollieren kön n te.“ Er stieß verächtlich Luft durch die Nase.
„Ein Vampir ist dem unterlegen, der ihn geschaffen hat“, entgegn e te Leyla.
„Kann sein, ich weiß nur, dass die eigentlich eine Sekte sind.“ Jarno zuckte mit den Ac h seln.
„Und zwar eine, die nicht für jedermann zugänglich ist. Man kann nicht hingehen und sich wahllos von einem Vampir beißen la s sen, um aufgenommen zu werden.“
„Denen geht’s doch nur um Kohle, deshalb nehmen die auch nur Reiche.“
„Sie bekommen doch sicherlich viel mit, wenn man betrachtet, in welchen Kreisen Sie sich bewegen?“ Damit meinte sie nicht nur die Vampirgesellschaft, sondern dachte mehr an das Publ i kum, das im Roten Palais von seinem Auftritt so begeistert war. „Wie kommt man an die Ko n takte zu Thetania?“
„Über Einladungen und die …“ Jarno stockte, als wären ihm die Worte rausgerutscht.
„Und die was?“ Leyla ließ ihre Stimme bewusst streng klingen.
„Die Partys.“
„Welche Partys?“
„Botox-Partys“, sagte Jarno und blickte suchend aus dem Aut o fenster. Natürlich war in dem nächtlichen Hafengebiet weit und breit ni e mand zu sehen.
„Wann findet die nächste Party statt, Jarno?“
„Übermorgen, glaube ich. Ich geh da nicht mehr hin, seit ich unter dem Schutz des Mei s ters stehe.“
Sie sah ihm an, dass er einleuchtende Gründe hatte und es tat ihr leid. Doch wollte sie die Gelegenheit ergreifen, um ihre Ermit t lungen voranzutreiben.
„Und du kommst da rein? Ohne Einladung?“
„Ja“, presste Jarno hervor.
Leyla lag richtig mit ihrer Vermutung. Jarno war ein Süchtiger und dazu ein attraktiver. Man brauchte nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, in welcher Eigenschaft jemand wie er in den gehobenen Kre i sen von gelangweilten, älteren Damen aufgenommen wurde.
„Kannst du mich zu einer der nächsten Partys mitzunehmen?“
Jarno schloss für einen Moment die Augen und antwortete nicht gleich. Schatten huschten über sein Gesicht, als er letztlich nic k te. Die Geräusche eines heranfahrenden Autos unterbrachen das G e spräch. Im nächsten Moment hielt der Cargo vor ihnen. Marc sprang aus dem Wagen und ging mit schnellen Schritten auf das nahegeleg e ne Kasernengebäude zu. Leyla stieg aus und ging auf Marie zu. David und Stephan beugten sich in den Koffe r raum des Cargos. Sie begrüßten Leyla erfreut, als würden sie sich ewig kennen. Jarno bedachten sie zumindest mit einem verhaltenen Nicken. Sie trugen beide kaki f arbene Hosen und schneeweiße T-Shirts, die sich um kräftige Brustmuskeln spannten. An ihren Ketten baumelten Erkennungsmarken aus gestanztem Alumin i um, die aus zwei identischen Teilen bestanden. Den unteren Teil konnte man im Notfall abbrechen und zwecks Identifizierung dem B e fehlshaber der Einheit übergeben. Leyla beobachtete, wie sie mit routinierten B e wegungen ihre Taucheranzüge anzogen und warf einen Seitenblick auf Jarno, der im Abseits stand. Er war im selben Alter wie die Soldaten und doch trennten sie We l ten. Das Leben der jungen Leute war voller Gefahren, die auch eine zivilisierte Gesellschaft nicht abwenden konnte. Sie kämpften für die Me n schen gegen Menschen. Und gegen Vampire. Das betraf
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