Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
war.
Marie hustete krampfhaft. Leyla fuhr herum und war mit wenigen Schritten bei ihr. Sie ging in die Hocke und legte Maries Kopf behutsam auf ihre Oberschenkel. Es war kein Blut auf der Brust des Mä d chens zu sehen. Leyla riss die oberen Knöpfe ihrer Bluse auf. Zum Vorschein kam das ballistische Paket ihrer Schutzweste. Leyla lachte laut vor Erleichterung. Maries Lider flatte r ten; dann weitete sich ein grünes Augenpaar und schaute sie an. „Marie“, flüstert Leyla und eine Welle der Erleichterung überkam sie.
„Wenn ich nicht in Fjodoras Keller Brautkleider trage, gehe ich nicht ohne das Ding aus dem Haus“, wisperte sie und klopfte zaghaft gegen den festen Stoffbelag der Weste.
Leyla lachte erneut auf und strich erleichtert über Maries Kopf. Erneut vernahm sie die Gegenwart eines Vampirs, doch dieses Mal spürte sie keine Gefahr. Sie blickte in das dunkle Parkhaus. Mit ko n zentriertem Blick sah sie die große Gestalt am anderen Ende in einer Nische stehen. Im nächsten Augenblick war der Schatten verschwu n den.
Nachdem Leyla gegangen war, streifte Rudger unruhig durch sein Penthouse. Selbst die Räume, in denen sie nicht gewesen war, waren erfüllt von ihrer Gegenwart, als würde sie jeden Moment aus der Ecke des Zimmers auf ihn zuschreiten. Die hermetische Abrieg e lung zu erwähnen war ein Vorwand, denn das Haus verschloss sich erst in einer Stunde. Er hatte nicht gewollt, dass sie ging, doch es musste sein, sonst hätte er sich nicht mehr zurückhalten können. Er hatte die Grenzen seiner Beherrschung e r reicht. In seiner Brust zog sich ein Knoten zusammen. Ihr Blut rauschte durch seine Adern und stachelte sein Verla n gen an. Noch immer spürte er die Nähe ihres Körpers, so nahe dem Seinen. Seine Finge r spitzen kribbelten, als er über die Stelle des Sofas strich, auf der sie zuvor gesessen hatte. Das we i che Leder hatte einen Hauch ihrer Wärme gespeichert und rief die Erinnerung an ihren Blick wach, als sie wieder zu B e wusstsein kam.
Völlig ruhig hatte sie ihn betrachtet. Doch da war noch etwas anderes, das er in ihren blauen Augen gesehen hatte. Es war die Zärtlichkeit, die ihn tief in seinem Innersten b e rührte und die Stelle traf, wo man Dinge ablegte, die einen durcheinandergebracht hatten und die man ungeor d net zurückgelassen hatte. Rudger rieb sich mit beiden Händen über sein Gesicht, strich seine Haare nach hinten und ging zur Terrassentür. Er musste seine Gefü h le zügeln; sie war ihm so nah wie nie zuvor. Er öffnete die Tür und trat auf das Dach des Gebä u des in die kühle Morgenluft. Doch anstatt seinen Kopf aufzuklaren, spürte er sie hier draußen noch stärker. Sie musste noch in der Nähe sein und sie war in Gefahr. Die E r kenntnis durchfuhr ihn wie ein elektrischer Schlag.
Sofort rannte er über das Flachdach, als schon die ersten Kampfgeräusche zu ihm dra n gen. Sein sensibles Gehör vernahm das Surren eines Schwertes, das durch die Luft g e schwungen wurde. Er erreichte die Dachkante und sprang die vier Meter in die Tiefe. Er landete federnd auf der näch s ten Dachebene und spurtete zur Feuertreppe. Mühelos glitt er die steile Metalltreppe hinab, kaum dass seine Füße die Streben berührten. Wie ein Schatten schoss er durch die schwach beleuchteten Gänge des Treppenhauses, vorbei an den Kassenautomaten des Parkhauses. Er folgte zielstrebig seiner Witterung, die ihn zu Leyla füh r te. Die beiden jungen Vampire, die er vor sich erspähte, bemerkten ihn nicht. Rudger verlan g samte seinen Lauf und schritt lautlos hinter den beiden her.
„Los komm, beeil dich. Jemand will, dass die Walakuzjæ beseitigt wird“, sagte der eine und zog seinen Kumpel an der zerschliss e nen Jacke hinter sich her.
„Wer will das?“, entgegnete der andere und stolperte im Laufschritt los.
„Keine Ahnung, ist doch egal. Hauptsache wir werden sie endlich los. Die ist die reinste Plage, das Weib.“
„Bist du bescheuert? Ich leg mich doch nicht mit Leyla Barth an. Die frisst solche wie uns zum Frühstück.“ Der Vampir war st e hen geblieben, während der andere weiterging.
„Hey, drei von uns sind schon dort. Zu fünft wird das doch wohl zu schaffen sein, ich meine … ach du Scheiße!“
Er hatte sich umgedreht und starrte über seinen Kumpel hinweg.
Rudger stand wie ein bedrohlicher Fels hinter dem Vampir, der sich nun alarmiert ebenfalls zu ihm umwandte. Rudgers Hand griff blitzschnell an den Hals des Vampirs und wuchtete ihn gegen die Wand. Der
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