Das Rote Palais - Die Totenwächterin / Der Gottvampir / Die Schattenpforte: Special-eBook-Edition Trilogie (German Edition)
hast und würde an deiner Stelle verdammt vorsichtig sein“, sagte Rolf und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Leiche.
Leyla ignorierte seine letzte Bemerkung. Es war eine stillschweigende Vereinbarung zwischen ihnen, dass sie nicht über ihre A r beit als Privatdetektivin sprach.
„Gibt es eine Verbindung zu Thetania e.V.?“, fragte Leyla.
„Schwer zu sagen, Thetania ist schwer darauf bedacht nach außen die weiße Weste zu wahren. Ein Teil der Mitglieder sind Va m pire. Bei der UTF handelt es sich um eine Tru p pe Terroristen, die grundsätzlich gegen Vampire vorgehen. Es sind Leute, die für ihre eigenen Unzulänglichkeiten ein Feindbild suchen. Für sie sind Vampire nichts weiter als Be s tien, die es zu jagen gilt. Zwei entgegengesetzte Lager, könnte man sagen“, erklärte Rolf und zuckte mit den Achseln.
Leyla wusste, dass er im Grunde derselben Meinung war, was die Bestien und Vampire betraf. Er tat seinen Job und versuchte seinen persönlichen Eindruck für sich zu behalten. Früher hätte Leyla ihm beigepflichtet. Mittlerweile konnte sie ihm nur noch zum Teil z u stimmen.
„Könnte sie jemanden angeheuert haben, um die Schmutzarbeit zu erledigen?“
„Wie gesagt, es gibt keinen Hinweis. Wir beobachten UTF seit einer Weile und Thetania steht ohnehin unter ständiger Observi e rung.“
Mit diesen Worten stieg Rolf in seinen Wagen und zündete den Motor. Leyla und Marie fol g ten mit ihrem Auto der Zivilstreife.
Es gab eindeutig zu viele Schaulustige an Tatorten. Obwohl es noch früh am Morgen war, hatte sich eine Menschentraube ve r sammelt. Das gelbe Absperrband flatterte im Wind und übertönte die leise gemurmelten Mutmaßungen der Umstehenden. Jogger und Spaziergä n ger oder Leute, die ihren Hund ausführten, standen inmitten von Reportern der lokalen Presse. Leyla hatte Marie gebeten im W a gen auf sie zu warten und zeigte einem wachsamen Polizisten ihre Karte, die sie berechtigte, polizeilich abgeriegelte Gebiete zu betreten. Sie schlüpfte unter der Absperrung hindurch, gefolgt von den neugier i gen Blicken der Leute, die ihre Hälse reckten, als gäbe es durch Leylas Erscheinen eine Neuigkeit. Sie nahm Gumm i handschuhe von dem Polizisten entgegen und zog sie im Gehen über. Die Leiche lag im Gestrüpp und wirkte auf den ersten Blick wie ein Ve r gewaltigungsopfer. Ihr grauer Kostümrock war bis über die Schenkel der gespreizten Beine hinaufgezogen. Unter ihr war das Blut in das Erdreich gesickert und sah dunke l braun aus. Die Mo r gensonne ließ das getrocknete Blut am Körper der Leiche erbarmungslos rot schimmern. Der kopflose Rumpf lag nach hinten geneigt und verteilte ein wirres Durcheinander aus Adern, Sehnen und herausgeriss e nem Muskelfleisch im Gras. Aus dem blutigen Stumpf ihres abgerissenen Arms ragte ein weißer Kn o chen anklagend in die Höhe. Ein Stück weiter lag der Rest des Arms neben dem Kopf im Gras.
Die Tatsache, dass hier jemand eine Leiche auf einem Müllberg abgelegt hatte, gab der Situation einen perfiden Beigeschmack. Leyla schluckte die aufkommende Übelkeit hinu n ter und zog die Plastikfolie von dem abgetrennten Kopf herunter. Das Erste, was sie sah, waren die blutverklebten Reste einer einst akkurat sitzenden Föhnf r isur. Der Kiefer der Leiche hing auf groteske Weise seitlich herab und sämtliche Frontzähne waren ausgeschlagen wo r den. Es war nicht viel von dem zufriedenen Gesichtsausdruck übrig geblieben, doch Leyla erkannte eine von Fjodoras Nannys. Genau betrachtet war vom G e sicht nicht mehr viel da.
„Geht es dir gut? Du siehst blasser aus als sonst“, fragte Rolf.
„Es gibt Dinge, an die gewöhnt man sich nicht“, entgegnete Leyla und bedeckte die Leichente i le mit der Plastikfolie.
„Das kannst du laut sagen. Und, was meinst du?“
„Wie gehabt, Opfer Vampir, Täter Vampir. Aus meiner Sicht keine Einwirkung von Menschen.“
„Bist du sicher?“
„Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass es Menschen gibt, die so viel Kraft aufbri n gen. Sowohl der Kopf als auch der Arm wurden ausgerissen.“
„Die Pathologie wird herausfinden, ob eine Tatwaffe eingesetzt wurde. Bis dahin suche ich u n seren Täter weiter unter unseren Kollegen der Nacht“, meinte Rolf und hielt kurz inne. Er machte einen unschlüssigen Eindruck und überlegte, ob er die nächste Frage ste l len wollte. „Kennst du das Opfer?“
„Ich habe sie schon einmal gesehen.“
Falls es sich bis zu ihm bereits herumgesprochen hatte, dass unter
Weitere Kostenlose Bücher