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Das rote Zimmer

Titel: Das rote Zimmer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicci French
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du wirst deine Sache gut machen – was immer du auch tust.«
    »Das weiß ich ehrlich gesagt selbst noch nicht so genau.« Sie kicherte. Dann fügte sie hinzu: »Als Nächstes werde ich mich nach einer Wohnung umsehen.«
    »Das hat keine Eile«, entgegnete ich wie aus der Pistole geschossen. Eigentlich hatte ich das gar nicht sagen wollen. Ich würde mich wieder daran gewöhnen müssen, allein zu sein. Für einen Moment schloss ich die Augen.
    »Warum versuchst du nicht, ihn zurückzubekommen?«, wollte Julie wissen.
    »Was, zum Teufel, meinst du damit?«
    »Schrei nicht so! Albie. Ich wette, er vermisst dich auch.
    Jeder, der halbwegs bei klarem Verstand ist, würde dich vermissen.«

    »Ich will ihn gar nicht zurück.« Zu meiner eigenen Überraschung war das gar nicht mehr gelogen. Er war aus eigenem Antrieb gegangen, und wenn er mich vermisste, dann bestimmt in den Armen einer anderen Frau.
    Deswegen wollte ich ihn auch nicht zurück. Ich wollte einen Mann, der nur mir gehörte. Ich wollte diejenige sein, die er über alles liebte. Das wollen wir doch alle, nicht?

    17. KAPITEL
    Ich war müde, meine Drüsen waren leicht geschwollen, und mein Hals fühlte sich an, als würde er voller Glasscherben stecken, wenn ich schluckte. Mir war nicht danach zumute, in die Arbeit zu fahren, weswegen ich mein Frühstück, bestehend aus Honigtoast und starkem Tee, noch ein wenig in die Länge zog. Der Küchentisch war von Sonnenlicht überflutet. Am liebsten wäre ich den ganzen Tag dort sitzen geblieben, die Hände um eine warme Tasse gelegt, die Füße in warmen Hausschuhen, den Geräuschen der Straße lauschend. Plötzlich verspürte ich sogar Lust, am helllichten Tag den Fernseher einzuschalten, aber dann klingelte das Telefon. Oban war am Apparat. Er sagte, er wollte mit mir reden. »Schießen Sie los«, antwortete ich.
    »Ich meine, persönlich.«
    »Wann?«
    »Könnten Sie um zehn hier sein?«
    Ich warf einen Blick auf die Uhr.
    »Ich denke schon. Ich müsste allerdings einen Termin absagen.«
    »Gut.«
    »Gibt es neue Entwicklungen?«
    »Nicht dass ich wüsste.«
    »Worum geht es dann?«
    »Darüber möchte ich persönlich mit Ihnen sprechen.«

    Verwirrt machte ich mich auf den Weg und dachte mir während der ganzen Fahrt positive und negative Szenarien aus, aber hauptsächlich negative. Was mir dabei einfiel, war bei weitem nicht so schlimm wie das, was ich schließlich vorfand, als ich um Punkt zehn in Obans Büro eintraf. Oban saß an seinem Schreibtisch, wo er definitiv nicht arbeitete, sondern mir bereits erwartungsvoll entgegenblickte. Ich sah, dass er nicht allein war. Eine Frau stand mit dem Rücken zu mir am Fenster. Sie drehte sich um. Es war Bella. Sie sah mich kurz an, wandte den Blick aber gleich wieder ab. Auf dem Sofa an der Wand saß Rosa aus der Welbeck-Klinik.
    »Was ist denn das für eine Versammlung?«, fragte ich verblüfft.
    Oban lächelte mich verlegen an. »Würden Sie sich bitte setzen, Kit?« Er deutete auf den Stuhl vor dem Schreibtisch.
    Unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen, kam ich seiner Aufforderung nach, bereute es aber sofort, weil ich mich dadurch in die tiefste Position im Raum gebracht hatte. Oban nickte zu Rosa hinüber.
    »Dr. Deitch?«
    Rosa biss sich auf die Unterlippe, ein Zeichen dafür, dass ihr das, was sie zu sagen hatte, selbst mehr wehtun würde als mir. Sie beugte sich vor und legte die Hände fast wie zum Gebet aneinander. »Kit, ich möchte klarstellen, dass ich die Schuld an der ganzen Sache allein mir zuschreibe.«
    »Welcher Sache?«, fragte ich, weil ich wusste, dass das die Frage war, die sie von mir hören wollte. Ruhig bleiben, Kit, ermahnte ich mich selbst. »Welcher Sache?«, wiederholte ich noch einmal hilflos.
    »Wir haben das Gefühl«, sagte Oban und betrachtete mich dabei mit einem gütigen Blick, den ich als schlimmer empfand als alles andere, »beziehungsweise ich habe dieses Gefühl, und Rosa stimmt mir da zu, dass wir Sie auf ziemlich unfaire Weise in diesen Fall verwickelt haben, ohne angemessene Rücksicht zu nehmen auf, ähm, den Grad Ihrer Sachkenntnis und …«
    »Du hast dich in diesen Fall ziemlich reinziehen lassen, nicht wahr, Kit?«, meinte Rosa in sanftem Ton.
    »Anfangs«, fuhr Oban fort, »war es eine reine Routinesache, ein kurzes Gutachten über einen Verdächtigen. Wir hatten das Gefühl, dass wir es Ihnen schuldig waren, Sie damit zu betrauen. Und Sie sind dieser Aufgabe ja auch auf bewundernswerte Weise gerecht geworden. Wir

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