Das rote Zimmer
geklappt, und dafür möchte ich Vic Renborn und seinem Team noch einmal danken.«
»Aber was hat Sie überhaupt dazu bewogen, diese Morde miteinander zu vergleichen? Weisen die beiden Fälle auffallende Ähnlichkeiten auf?«
»Nein, auf den ersten Blick nicht«, antwortete Oban.
»Aber es gibt durchaus ein, zwei Verbindungsglieder.«
»Welche zum Beispiel?«
Er machte ein geheimnisvolles Gesicht. »Sie werden hoffentlich verstehen, dass wir darüber zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht sprechen möchten.«
»Können Sie etwas über den Tätertypus sagen, nach dem Sie suchen?« Oban sah zu Renborn hinüber. »Vic?
Möchten Sie das vielleicht übernehmen?«
»Gern«, antwortete Renborn mit einem bescheidenen Lächeln. »Was wir in diesen beiden Fällen zu erkennen glauben, nennt sich Progression. Das erste Opfer, Lianne, war das, was wir ein leichtes Ziel nennen. Sie war eine Ausreißerin, die in Jugendherbergen übernachtete und in einer Welt der Drogen und der Prostitution lebte. Sie war verwundbar und für den Täter eine leichte Beute. Bei Philippa Burton war er bereits kühner. Ich sage nichts gegen Lianne, die natürlich auch auf tragische Weise ums Leben gekommen ist, aber Mrs.
Burton war eine
ehrenwerte Frau mit Kind. Sie stellte ein schwierigeres Ziel dar. Wir haben es bei unserem Täter mit einem Menschen zu tun, der zunächst einen Mord begangen hat, den man als ›einfach‹ bezeichnen könnte, und sich inzwischen an einen schwierigeren herangewagt hat.«
Eine andere Hand ging hoch. »Können Sie etwas konkreter werden?«
»Der Mörder benutzt unter Umständen einen Wagen.
Außerdem wurden wir bei der Erstellung des Täterprofils von einem erfahrenen Psychologen beraten, der auf diesem Gebiet bereits viele Erfolge verzeichnen kann.«
Ich wusste, von wem er sprach. Seb Weller.
»Er hat für uns ein vorläufiges Psychogramm des Täters erstellt, von dem ich Ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt aber nur einige wenige Details verraten darf. Es handelt sich um einen Weißen. Er ist fünfundzwanzig bis fünfunddreißig Jahre alt. Wir vermuten, dass ihm Philippa Burton irgendwie aufgefallen ist und er sie nicht nur deswegen umgebracht hat, weil er sie begehrte, sondern weil er sie darüber hinaus um das beneidete, was sie besaß, ihren offensichtlichen Reichtum und ihr Kind.«
»Demnach handelt es sich also um einen Serientäter.«
»Nicht unbedingt«, antwortete Renborn rasch. »Wir dürfen in dieser Hinsicht keine vorschnellen Schlüsse ziehen. Ich wollte damit nur sagen, dass sich in der Stadt ein gefährlicher Mann herumtreibt, wahrscheinlich mit einem Auto. Deswegen bitten wir die Öffentlichkeit um Mithilfe.«
»Er wird also wieder zuschlagen!«, rief eine Stimme von hinten.
»Ich möchte bestimmt niemanden beunruhigen«, erklärte Renborn. »Der Täter wird mit Sicherheit gefasst werden.
Aber bis dahin sollten die Leute – und vor allem die Frauen – besondere Vorsicht walten lassen. Wir werden alle die Augen offenhalten.« Er blickte in die Runde.
»Noch irgendwelche Fragen?«
Eine Frau mittleren Alters stand auf. »Sie haben uns noch nicht gesagt, was Sie dazu veranlasst hat, die beiden Fälle zu vergleichen.«
Oban übernahm wieder. »Die Antwort auf diese Frage ist nicht so einfach«, begann er. »Wie Sie sicher wissen, hängen Ermittlungen wie diese von hochtechnischen gerichtsmedizinischen Untersuchungen, aber auch von altmodischer Polizeiarbeit ab. Wir haben bereits Hunderte von potenziellen Zeugen befragt, wir haben den Kanal absuchen lassen, wir sind von Haustür zu Haustür gegangen und haben Anwohner befragt und die Gegenden rund um die beiden Leichenfundorte genauestens durchkämmt. Trotzdem läuft es am Ende manchmal auf Erfahrung und Instinkt hinaus.« An dieser Stelle bedachte er seine Zuhörerschaft mit einem onkelhaften Lächeln.
»Nennen Sie es Bulleninstinkt, wenn Sie so wollen. Wir hatten das Gefühl, dass da eine Verbindung bestand, auch wenn wir zuerst gar nicht wussten, weshalb. Das hat uns veranlasst, es zu überprüfen. Bestimmte Dinge haben bei uns einfach Alarmglocken schrillen lassen.«
»Warum hat er sich ausgerechnet diese Frauen als Opfer ausgesucht?«
»Wir glauben, dass die Umstände jeweils günstig waren.
Er sah eine Chance und handelte. Deswegen sind psychopathische Mörder dieses Typs auch so schwer zu fassen.«
»Gibt es bereits Verdächtige?«
»Darüber möchte ich mich zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht äußern. Nur so viel: Wir
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