Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
und erwartete seine Gegner. Diese konnten nur einzeln auf ihn zulaufen - die Brücke war einfach zu schmal. Der Mann, der als erstes auf Bran zugelaufen kam, war ein schlaksiger, langer Kerl, der noch im Laufen einen Morgenstern schwang und brüllte. Bran schien davon unbeeindruckt zu sein, er stand mit seinem Schild und Schwert unbeweglich in der Mitte der Brücke. Sobron hatte in der Zwischenzeit den zweiten Angreifer mit dem Pfeil in den Oberschenkel getroffen, sodass dieser humpelte. Der schwingende Morgenstern fuhr auf Bran herab und knallte auf den Schild des Riesen, welcher den Schild mit einer kurzen, emotionslosen Bewegung zu sich und damit aus den Händen des Angreifers zog. Mit der anderen Hand schlug er von oben auf die Schulter des überraschten Drakingers, dessen Brüllen zu einem Schreien wurde. Er ging zu Boden. Hinter ihm tauchte der dritte Angreifer auf, der den im Oberschenkel Getroffenen überholt hatte. Er war vorsichtiger, trug in jeder Hand ein Schwert und die weiße Färbung seines Bartes ließ Kampferfahrung vermuten. Bran stand wie angewurzelt auf den Pflastersteinen und blickte starr nach vorne. Der Weißbärtige täuschte einen linken Schwerthieb an und schwang seine rechte, größere Klinge von schräg oben herab. Doch der Ankil hatte den Schlag erwartet, verteidigte mit seiner Klinge und nutzte den Schwung des Abwehrschlags, um auf den Oberkörper des Veteranen zu zielen. Dieser aber war schnell und hatte das linke Schwert zur Abwehr gehoben. Er hatte jedoch nicht damit gerechnet, dass sein Gegner seine linke Schwerthand ausgestreckt ließ und nun seinen Weg in den Magen des Norr fand, der stöhnend zu Boden ging. In diesem Moment flog etwas auf Bran zu, der gerade noch sein Schild heben konnte. Ein lautes Scheppern ertönte und eine Axt flog vom Schild auf Brans Schulter. Der Verletzte nutzte die Gelegenheit, um mit gezücktem Schwert auf den Riesen zuzulaufen. Dieser machte jedoch völlig unvermutet einen Schritt nach vorne, hieb dabei seinen Schild auf den Angreifer, brachte ihn damit aus dem Gleichgewicht und hatte leichtes Spiel mit dem am Boden Liegenden. Gareth sah aber auch, dass Bran nun an der linken Wange blutete.
Der letzte Angreifer war verunsichert, Gareth konnte erkennen, dass es ein junger Norr war, wahrscheinlich noch jünger als er. Er trug eine Axt, die ihm zu groß und schwer schien. Bran wartete in aller Ruhe auf den Schlag, den der Jüngling tat, um ihm dann seitlich einen Hieb zu versetzen. Der Junge stand nicht mehr auf. Bran sah, trotz der Wunde, kaum angestrengt aus. Gareth würde, wenn er in Zukunft an Barno, den Tapferen denken würde, immer das Gesicht von Bran vor sich haben.
Hew Maklin rief von hinten: „Wenn Du abgelöst werden willst, sag Bescheid, Großer.“ Bran schüttelte nur den Kopf. Das Feuer auf der südlichen Brückenseite wurde bereits wieder schwächer. Dahinter standen unzählige Drakinger, die auf die Erstürmung warteten. Jetzt kamen auch wieder vereinzelte Pfeile geflogen, die aber, vom Regen schwer geworden, selten bis zur Mitte reichten.
Josh scherzte: „Wir müssen nur genug Norr töten, dann kommen sie ni cht mehr über die Leichenberge rüber.“ Aber Cail war nicht zu Lachen zumute: „Wie lange werden wir es hier aushalten?“ Keiner antwortete ihm.
Gareth schaute auf die zwei Steinkrieger, deren Klingen sich über der Brückenmitte kreuzten. Inmitten des Regens und der drohenden Gefahr fiel ihm auf, dass über dem mittleren Punkt ein kleines Loch im Stein war und er überlegte sich, ob der Stein einfach porös geworden war oder ob dieses Loch absichtlich in den Stein hineingemeißelt worden war. Wahrscheinlich hatten die Ca’el hier an dieser Brücke einen Grenzpunkt errichtet und in dieses Loch eine Fahne gesteckt, die ihr Reich abgrenzen sollte. Hinter ihm stöhnte eine Stimme: „Die nächste Welle.“
Als er nach vorne schaute, sah er, dass sich weitere Drakinger durch die schwächer werdende Feuerwand gekämpft hatten - es waren mindestens 10 Krieger. Gareth wollte sich umdrehen und Bran zurufen, dass er eine weitere Kugel werfen sollte, doch dieser hatte sich schon wieder vor die Mitte positioniert, um die Angreifer zu erwarten.
Sobron schoss noch seine zwei letzten Pfeile ab und die ersten zwei Norr sanken in die Knie. Die anderen kamen wild entschlossen auf Bran zu. Gareth wusste, wieso diese das Risiko eingingen, gegen den schier unüberwindbaren Bran zu kämpfen - es gingen die vor, die sich im Kampfe beweisen
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