Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
Füßen wegsackte. Dann verschwand sein Gesicht für immer in der Tiefe.
59. Blick vom Balkon
ei den ersten drei Schiffen war Cathyll noch ganz ruhig geblieben, ja, sie hatte fast Mitleid mit den Norr, die sich, wie sie wusste, auf den Drachenschiffen befanden, denn diese wurden durch den Sturm durch das Meer gewirbelt, wie Blätter im Wind. Beim nächsten Blitz waren allerdings schon 10 Schiffe zu sehen gewesen und als ein weiterer Blitz die Dunkelheit durchbrach, hatte sie das Gefühl, dass das Wasser übersät von Schiffen war.
Zum ersten Mal seit langer Zeit machte sie sich ernsthafte Sorgen um ihre leibliche Unversehrtheit. Sie fragte Arla, die ebenso beunruhigt nach draußen schaute, wie sie: „Würde Thorgnyr mich auch töten lassen, wenn er die Stadt nähme?“ Arla hatte sie angeschaut und nichts gesagt. Da wusste sie, welches Schicksal sie im Falle einer Eroberung treffen würde.
Außer Arla waren noch Hai’ll Usur und zwei von Arlas Skiprits, die bewegungs- und emotionslos an der Tür standen, im Raume. Balain war endlich nach Athin’stan geritten, wo er, wie er ebenso bedeutungsschwer wie geheimnisvoll erklärt hatte, Forschungen betreiben müsste. An’luin war zu den Wolfingern, die an der nördlichen Seite der Stadt stationiert waren, in der Nähe ihrer neuer Siedlung, gegangen und ihr frischverheirateter Gatte hatte eine Sonderaufgabe bekommen. Sie hatte von Gareth selber nicht viel erfahren, was diese Aufgabe anging, doch als sie auf Edmund, der eher wie sein Vormund als sein Berater wirkte, zugegangen war, hatte dieser eingeräumt, dass er Gareth zu dessem Schutze aus den Kampfeshandlungen hatte heraushalten wollen.
Auch wenn sie es sich nicht hatte eingestehen wollen und auch wenn sie beruhigt war, dass ihr Mann nicht unmittelbar gefährdet war, hatte sie einen Hauch von Enttäuschung verspürt, dass keine Heldentaten über ihn gesungen werden würden. Sie erinnerte sich, wie stolz sie auf An’luin gewesen war, als dieser Steinn in einem Zweikampf besiegt hatte - war das wirklich erst zwei Monate her?
Sie wischte diesen Gedanken beiseite - es würde heute Nacht genug Zeit für Heldentaten geben.
Ketill zum Beispiel hatte es sich nicht nehmen lassen, die Wolfinger im Kampf gegen die Drakinger als König anzuführen - mit Fölsir.
Alle, die an dem Kriegsrat teilgenommen hatten, hatten dies als Wahnsinn bezeichnet. Denn sobald Thorgnyr die Fahne der Wolfi nger erblicken und mitbekommen würde, dass Ketill dort mit dem Schwert kämpfte, welches der Drakinger aufs Tiefste begehrte, würde er all seine Männer ebendort hinbeordern. Aber Ketill war von seinem Vorhaben nicht abzubringen gewesen. „Ich bin König“, hatte er trocken formuliert, „und als solcher werde ich mein Schwert in den Dienst meines Volkes bringen.“ Nach dem Kriegsrat im Beratungszimmer in der Festung hatte Cathyll den jungen Norr auf der Treppe abgepasst und ihn, was sie einige Überwindung gekostet hatte, gefragt, ob sein wahnsinniges Festhalten an seiner überzogenen Idee etwas mit ihr zu tun hätte. Ketill hatte nur gelächelt und mit dem Kopf geschüttelt und war dann die Treppe weiter hinabgestiegen. All ihre Sehnsucht nach seiner Stärke und seiner unbeugsamen guten Laune waren da in diesem Moment zurückgekehrt, doch sie riss sich zusammen und stieg die Treppen hinauf. Danach war sie in ihr Schlafzimmer gegangen, hatte sich auf ihr Bett geworfen und geweint.
Als sie wieder nach draußen blickte, sah sie, dass die ersten Schiffe im Hafen von Mal Kallin waren. Die ursprüngliche Strategie war es gewesen, abzuwarten, bis die Norr in die Stadt liefen und dann mit den tausend Soldaten, die Gareth hier gelassen hatte, einen Überraschungsangriff auf die Drakinger zu starten. Captain Wrah hatte sich durch die unerwartete Anzahl der Verteidiger einen Vorteil versprochen, der die Angreifer in die Flucht schlagen würde.
Cathyll hatte auf Edmund gesehen, der mit den Mundwinkeln gezuckt hatte, bevor er etwas gesagt hatte. „Wenn die Norr erst einmal an Land sind, dann sind sie wie eine ansteckende Krankheit, die sich ausbreitet. Am verwundbarsten sind sie, wenn sie an Land kommen. Dort müssen wir die meisten erledigen. Wenn sie einmal Blut gerochen haben, sind sie unaufhaltsam.“ Er hatte dabei provozierend auf Ketill geschaut, der für ihn in die gleiche Kategorie gehörte. Ketill hatte den Blick kalt erwidert.
Schließlich hatte sich der Kriegsrat allerdings dazu entschlossen, die Drakinger schon im Wasser zu
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