Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
hin.
„Der König hat’s gesagt.“ sagte Josh.
„Ach so, der König.“
Gareth versuchte das Gespräch zu überhören. Tatsache war, dass er selber nicht wusste, wohin sie gingen. Er hatte nur das unbestimmte Gefühl, dass er noch nicht zurückgehen durfte und in Richtung Süden gehen sollte. So stolperten sie den glitschigen Hang auf einem schmalen Fußpfad hinab, obwohl sie kaum weiter als zehn Schritte sehen konnten. Die anderen waren wahrscheinlich genauso durchnässt wie er. Es hatte weiter ununterbrochen geregnet und der Wind war genauso stark wie vorher. Das Gewitter war vom Meer in Richtung Festland gerückt und bewegte sich langsam südlich.
Cail stimmte ein Lied an. Gareth war sich nicht sicher, ob er ta tsächlich gute Laune verbreiten wollte oder ob er die vermeintliche Sinnlosigkeit ihres Unterfangens durch seinen Gesang unterstreichen wollte.
„Ein Schweinehirt, ein Schweinehirt,
der hütete zwei Schweine.
Er legte sich zum Schlafen hin
und streckte seine Beine.
Und als er endlich aufgewacht,
wo waren seine Schweine?
Er sah nach links und sah nach rechts,
doch Schweine warn da keine.“
Sobron war in den Gesang mit eingestimmt und selbst Fran hatte mitgebrummt. Gareth merkte, dass er diese Männer gut leiden kon nte. Sie waren schlichte Soldaten und doch hatten sie eine Art die Dinge zu akzeptieren wie sie waren, dass ihm in dieser kalten Nacht warm ums Herz wurde. Dies waren keine hochnäsigen Edelleute, die alles daran taten, um sich selber als großartige Kämpfer darzustellen, sondern Menschen, die taten was getan werden musste.
Sie durchquerten einen kleinen Wald und traten auf eine Ebene. Ein Blitz zuckte durch den Himmel und offenbarte einen Abgrund, ke ine 50 Meter entfernt. Gareth erschrak.
„Der Humb“, murmelte Bran, der sich hinter ihm befand. Gareth erinnerte sich. Über diese Schlucht waren sie auch mit der Armee in den Norden gekommen, damals über eine Brücke westlich von hier. Doch die musste noch meilenweit entfernt sein. Als Bran Gareth’ Zögern bemerkte, erklärte er: „Östlich, Richtung Meer, gibt es eine kleine Steinbrücke, sehr alt. Sie wurde von Ca’el erbaut. Ist nicht so weit.“
Gareth versuchte selbstsicher zu wirken. Aus irgendeinem Grund hatte er das Gefühl, dass es richtig war diese Brücke zu betreten. Er deutete nach Osten und schritt voran. Die anderen folgten. Sie gingen am Rande des Felsvorsprungs entlang, der sich immer höher vom Fluss absetzte, je näher sie dem Meer kamen. Irgendwann würde der Vorsprung in der Steilklippe enden, die sich vom Meer absetzte.
Nach einer guten halben Stunde Fußmarsch erreichte die Gruppe schließlich die schmale Brücke, die sich wie ein dünner weißer F aden von der einen Seite der Schlucht zur anderen streckte. Der Fluss darunter war nur zu erahnen, aber anhand der weißen Felsen konnte Gareth erahnen, dass er weit unten liegen musste. Es war in der Tat eine alte Brücke, verziert mit typischen Ca’el-Mustern, Linien die sich durch den Stein zogen, sich ineinander verwoben und wieder auflösten. Die Brücke war zwar sehr schmal, wurde aber jeweils an den Seiten von einer Mauer gesichert. In der Mitte prangten zwei Figuren auf den Mauern, die so alt waren, dass man nicht genau erkennen konnte, wen sie darstellen sollten - es mussten alte Krieger sein, die in einem Bogen über der Mitte die Schwerter kreuzten. Gerade wollte Gareth sich die Steinfiguren aus der Nähe anschauen, als ein Blitz den Himmel erhellte und Josh keuchte: „Norr.“ Die Männer, die bis jetzt nicht nach unten auf den Fluss geschaut hatten, taten es spätestens jetzt. Es war zwar mittlerweile wieder dunkel, aber deutlich waren durch die Schwärze der Nacht, die vom Regen noch verstärkt wurde, drei Segel an der gegenüberliegenden Seite der Schlucht zu sehen. Bei genauerem Hinsehen konnte man den Doppelkreis auf den Segeln erkennen - das Sonnenzeichen, Merkmal der Drakinger. Trotz des Unwetters hatten die Schiffe wohl die Mündung des Humb vom Meer aus gefunden und waren den Fluss bis hierher hinaufgesegelt. Gareth sah, wie die Norr unten damit beschäftigt waren, die Boote zu vertäuen und sich auf den Weg zu machen - einen kleinen Weg hinauf, wie er sah, bis zur Brücke. Offensichtlich wollten die Männer über das Hinterland in die Festung von Mal Kallin gelangen.
Die Männer standen mit offenen Mündern da und glotzten nach unten. Bran rief: „Hinsetzen.“ Sie kauerten sich auf den Boden hi nter die Steinmauer. Gareth
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