Das Runenschwert (Die Saga von den drei Königreichen) (German Edition)
gegenüber so ablehnend handeln musste. Er war ganz einfach eifersüchtig auf den Platz, den er nun in der Familie Halldorson einnahm. Er setze sich an den Küchentisch und schaute hinaus in die Dunkelheit. Das Feuer wärmte ihn wohlig und erneut ging die Tür auf. Diesmal wurde ihm nicht kalt. Nieda trat mit roten Wangen ein, schüttelte ihr blondes Haar aus und lächelte ihm zu. Er war froh, dass sie Steinns Werben nicht nachgegeben hatte.
24. Eiswind
yvind war der Besitzer des einzigen Pferdes des Tals. Das Pferd hieß „Eiswind“, von Eyvind so getauft, ohne, dass er sich der Ähnlichkeit zu seinem Namen bewusst war, und es war die Quelle von stetiger Freude für Cathyll. Sie konnte alles verge ssen, die Kälte, die Dunkelheit und ihre Trauer was ihre Familie anging, wenn sie auf dem Schimmel über die weißen Ebenen sprengte. Eyvind hatte das Tier als Preis für eines seiner Lobgedichte auf einen König aus dem Südosten erhalten. Starkir hatte ihm damals geraten das Tier zu verkaufen, doch Eyvind hatte aus Gründen, die er selber nicht kannte, auf stur geschaltet und darauf bestanden Eiswind den langen Weg die Küste hinauf auf der Wolfsang zu transportieren. Die Anderen hatten die Augen verdreht und sich über die Sturheit des Skalden ausgelassen und grummelnd die Pferdeäpfel während der Fahrt über Bord geworfen und den Schimmel bei Sturm an Deck vertäut. Heimlich hatten sie sich aber an Eyvinds Sturheit erfreut, denn alle waren sich einig, dass es nicht nur ein wunderschönes Pferd, sondern Eyvind auch ein treuer Freund war, was den alten Skalden weniger kauzig werden ließ.
Auch Cathyll hatte sich mit dem Pferd angefreun det, es erinnerte sie auf der einen Seite an die schönen Tage auf der Jagd mit Bran, auf der anderen Seite an ihre eigenen Pferde, von denen sie in ihrer Eigenschaft als Thronerbin drei Stück hatte. Sie musste sich schon bald eingestehen, dass keines an Eiswind heranreichte.
Es war ein sonniger Mittag, a ls sie dem Skalden zuwinkte, dann das Pferd herumdrehte und davon galoppierte. Sie ritt einen kurzen Bogen in Richtung Talmitte, um dann gen Norden abzubiegen und dann über eine kurze Strecke durch den nun schwarzen, blätterlosen Wald auf die Hochebene zu reiten. Dabei ritt sie in einiger Entfernung am Steinnshof vorbei, wo sie Nod und Steinn auf einem Baumstamm vor dem Haus sitzen sah, die aufschauten, sie anblickten, dann miteinander redeten und zu lachen schienen. Cathyll störte sich nicht daran. Sie war neidische Blicke vom Hofe her gewohnt. Sie freute sich, dass die den warmen, festen Körper Eiswinds unter sich hatte und spornte das Pferd an noch schneller zu reiten. Sie überlegte, ob sie Ketill besuchen sollte, entschloss sich dann aber dagegen. Der Tag sollte ihr, dem Pferd und ihrer Freiheit gehören.
Auf der Hochebene angekommen, sah sie zunächst nur gleißenden Sonnenschein. Der Schnee und das Eis wirkten wie ein millionenfacher Spiegel und sie wusste, dass sie im Bakkenhof erst wieder einige Zeit brauchen würde, bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen würde. Aber jetzt mussten sich ihre Augen erst einmal der extremen Helligkeit anpassen. Rings herum sah sie am Horizont Berge, im Süden die Berge, die als Grenze nach Völsund dienten, im Norden die Asberge. Danach, so hatte Hjete ihr erklärt, endete das Reich der Menschen. Sie befand die Norr für seltsame Menschen, die viel von Riesen und Trollen redeten, aber außer ihren eigenen Hütten nie etwas anderes gesehen hatten – zumindest diejenigen nicht, die nicht auf Beutefahrt mitkamen.
Cath trat ihre Füße in die Flanken des Pferdes und ließ den Zügel locker, um das Pferd in die Unendlichkeit des Schnees galoppieren zu lassen. Zwar hatte Eyvind sie vor Löchern in der Schneedecke gewarnt, doch sie war nicht gewillt, diesen wunderschönen Tag ungenutzt verstreichen zu lassen. Sie ritt auf die Berge zu und schrie vor Vergnügen. Der Schnee stob von den Seiten des Pferdes und beide schienen unendliches Vergnügen zu empfinden. Es war fasz inierend, mal ritt sie nach links, mal nach rechts, immer hatte sie die Unendlichkeit der Berge vor sich. Es war wie im Himmel. Cathyll verlor das Zeitgefühl. Erst als Eiswind etwas langsamer zu traben anfing, wurde Cathyll klar, dass sie das Pferd nicht überfordern sollte. Der Schnee ging zuweilen bis zum Bauch des Tieres, was die Fortbewegung noch erschwerte.
Als sie umkehren wollte, bemerkte sie, dass sie keine Ahnung hatte in welche Richtung sie genau reiten
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