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Das Sakrament

Das Sakrament

Titel: Das Sakrament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Willocks
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Maniacio bestand, die er mit einem gleichfalls von diesen Mönchen gekelterten herben Rotwein herunterspülte.
    Seine Schultern füllten einen massigen Stuhl aus Walnußholz ganz aus, der mit abgewetztem grünem Leder bezogen war, in das mit Blattgold der Spruch Usque ad finem eingeprägt war. Der Stuhl war in der Taverne als »Tannhäusers Thron« bekannt, und jedem Säufer, der betrunken genug war, um sich einzubilden, er könne sich hierhersetzen, drohte eine Tracht Prügel, gefolgt von einem Sturz in die Gosse vor der Tür. Tannhäuser war erst vor kurzer Zeit zu einem Geschäftsmann von einigem Wohlstand geworden, und er hatte das Gefühl, daß ihm sein neuer Berufsstand gut bekam.
    Die Taverne hatte sich beinahe wie von selbst aus dem Vorraum des Lagerhauses entwickelt, das Tannhäuser für sein anderes Geschäft, den Waffenhandel, als Stützpunkt benutzte. Der Tisch, an dem er aß, stand in einer Nische zwischen den Fässern im hinteren Bereich, von wo aus er den gesamten Raum überblicken konnte. Dieser Alkoven war mit Teppichen von exotischer Herkunft und voller wundersamer Muster ausgeschlagen, die seiner Arbeitsstube einen Hauch von Karawanserei schenkten. Auf dem Tisch befand sich eine zerbrochene Uhr aus Prag, deren Innenleben er mit selbstgeschmiedeten Teilen reparieren wollte. Daneben lag ein Astrolabium aus Messing, mit dem man die Position der Himmelskörper berechnen konnte und in dessen Gebrauch ihn Professor Mauricolo höchstselbst unterwiesen hatte. Um diese Instrumente herum aufgehäuft waren dicke Bücher der seltsamsten Herkunft. Sie waren in vielen verschiedenen Sprachenverfaßt, die Tannhäuser zwar nicht alle verstehen konnte, aber aus einigen deklamierte er, wenn er betrunken war. Seine Bibliothek enthielt auch Bruciolis verbotene Übersetzung des Neuen Testamentes – deretwegen der Mann in den Kerkern der Inquisition gestorben war – und Traktate von Ramón Lull und Trithemus von Sponheim sowie Bücher über Naturmagie, in denen die Anschauungen antiker Philosophen und die Ursachen wunderlicher Wirkungen ausgeführt wurden. Inmitten all dieser bizarren Gerätschaften erschien Tannhäuser mit seinen sehnigen Unterarmen und den heidnischen Tätowierungen, mit seinem narbenübersäten Gesicht, dem bronzefarbenen Haar und den Lapislazuliaugen seinen Mitmenschen wie ein Mogul aus einem fernen, fremden Reich. Das gefiel ihm, denn in jedem Mysterium lag Macht, und die Macht allein schenkte ihm ein Gefühl der Freiheit.
    Sobald Tannhäuser mit dem Essen fertig war, kam Dana mit schwingenden Hüften herüber, um seinen Teller zu holen. Sie war füllig und in voller junger Schönheit erblüht. Wie die drei anderen Frauen, die an den Tischen bedienten, stammte Dana aus Belgrad. Man hatte die vier aus einem Bordell für Korsaren in Algier befreit, als die Galeeren des Ordens ihr Schiff gefangennahmen. Tannhäuser seinerseits hatte die Mädchen aus den Bordellen von Messina gerettet, nicht ohne ein wenig Gewalt an den Docks und zum Nachteil eines zeternden Haufens geprellter Zuhälter. Wegen dieser Tat hielten ihn die Damen für außerordentlich galant, nicht zuletzt, weil sie zu ihrer großen Verwunderung feststellten, daß Hurerei im »Orakel« verboten war. Trotzdem trugen die Mädchen ein gerüttelt Maß zu seinem Geschäft bei, denn die Männer, die hierherkamen, wollten genauso gern ihre Augen erfreuen wie ihren Durst stillen, den ihre unbefriedigte Lust nur noch erhöhte. Da die Mädchen wußten, daß unwillkommene Aufmerksamkeiten mit noch größerer Strenge bestraft wurden als das Benutzen des hausherrlichen Stuhls, trugen sie ihre Reize ohne jede Scham und ohne jegliches Mitleid zur Schau.
    Dana hob einen Krug in die Höhe und warf Tannhäuser ein Lächeln zu, das man kaum noch ehrbar nennen konnte. Er lehnteden Wein ab, indem er die Hand auf den Becher legte. Er vermochte allerdings seine zweite Hand nicht daran zu hindern, ihr unter dem Rock die Waden zu liebkosen. Dana streifte seine Wange mit ihrer Brust und murmelte leise eine serbische Zärtlichkeit. Mächtig erregt verschob er sein Gewicht auf dem Stuhl und ließ die Hand unter dem Stoff weiter nach oben gleiten. In den letzten Wochen hatte sie schon das Bett mit ihm geteilt – und sich auch, der Eingebung des Augenblicks folgend, an einer ganzen Reihe von anderen Orten tief in den verborgenen Winkeln seines Lagerhauses mit ihm getroffen. Inzwischen genossen sie diese Stelldicheins mehrere Male an jedem Tag. Tannhäuser war klar,

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