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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Dachverantwortung übernimmt«, sagte Galus. Als ausgebildete Artisten hättet ihr damit ein schönes Privileg gehabt ...«
    »Aber wir verstehen nichts von den Geheimnissen der Dachkonstruktion!«
    Galus winkte ab.
    »Dafür gibt es Schander! Das Bleidach, Jan, das Bleidach ist der genialste Teil des ganzen Sakriversums. Siehst du die feinen Lichtstrahlen, die sich über dem Dorf und den Feldern zu einer Glocke vereinigen? Wer weiß, wie man zu allen Jahreszeiten dieses Licht unterschiedlich bündeln muß, beherrscht hier das Wachstum und das Leben! Bei den Schandern hatte diese Kenntnis bisher nur die Familie der Alchimisten ...«
    »Meister Wolfram!«
    »Ja. Sie sind nie selbst zu den Beryllos-Linsen hinaufgestiegen. Dafür gab es andere. Aber sie wußten, wann der Mond sein fahles Licht über die Hügel schicken sollte und wann es nötig war, Schnee, Frost und Kälte über die Felder zu schicken. Die Alchimisten waren die Wettermacher im Sakriversum!«
    »Aber die Familie ist nicht mehr zusammen. Meister Wolfram ist tot, und seine Enkel sind noch in den Bleikellern geflohen ...«
    »Der alte Logenmeister hat seinem Enkel das Vermächtnis übermittelt«, sagte Galus. »Wenn wir nicht rausfinden, wie das Sakriversum funktioniert, werden wir nicht einmal den ersten Winter überleben! Zuwenig Licht oder zuviel zur falschen Zeit bringt schlechte Ernten. Ich kenne das, denn ich gehörte zu den Ausgestoßenen, die ohne das geheime Wissen auf der anderen Seite leben mußten!«
    Seine Augen funkelten. Jan wich unwillkürlich vor Galus zurück. Wie mußte dieser Mann die Schander hassen und immer wieder nur verflucht haben!
    »Wir müssen dafür sorgen, daß uns die Schander nach und nach Vertrauen schenken! Nur so können wir ihnen nach und nach ihre Geheimnisse entlocken! Ich mache dich daher zu meinem persönlichen Sonderbeauftragten. Wenn du nur mir gehorchst, ganz gleich, was Corvay oder andere sagen, wirst du zu den Überlebenden gehören ...«
    Jan verstand nur halb, was Galus meinte. Aber er spürte, daß seine Vermutung richtig gewesen sein mußte: Galus war der Kopf und hatte seine eigenen Pläne ...
    »Du wirst der Ombudsmann der Schander! Hilf ihnen und verteidige sie in jeder Situation! Ich höre, daß ihr vorhabt, auch noch die anderen von den Mauern zu holen. Das ist der Anfang, Jan! Tu, was du kannst - sie werden dir dafür dankbar sein!«
    »Ich brauche den Sessel von König Corvay. Damit könnten wir die Schwachen und Erschöpften wie in einem Sessellift bis zum Rosettenfenster holen.«
    »Nicht schlecht, nicht schlecht!« sagte Galus lächelnd und rieb sich die Hände. »Du kannst den Sessel haben! Aber kein Wort zu irgend jemanden über das, was wir eben besprochen haben!«
    Jan nickte. Galus schlug ihm auf die Schulter, drehte sich um und ging zu Corvay. Er beugte sich über den König, sprach kurz mit ihm und winkte dann Jan herbei.
    Llewellyn Corvay stand auf. Er betrachtete den jungen Artisten von oben bis unten.
    »Wer sagt denn, daß wir keine Menschenfreunde sind«, sagte er schließlich lachend. »Hier, nimm den Sessel und mach deine Sache gut, mein Sohn!«
    Jan hob den großen, geflochtenen Sessel auf und schleppte ihn zu seinem Motorrad. Ronco hatte die Maschine auf den Kopf gestellt und zwischen Mauerblöcken und Balken festgekeilt. Das Hinterrad wies auf das Rosettenfenster.
    »Warst ja nicht gerade gesprächig«, maulte Ronco. »Dachte mir aber dann, was du vorhattest ...«
    Jan lachte zufrieden.
    »Jetzt noch die Seile von der Trapezstange an die Achse des Vorderrades und den Sessel darunter!«
    Sie montierten ihren Sessellift mit schnellen, geschickten Handbewegungen zusammen. Als sie fast fertig waren, kam Pete mit einem Führungsseil zurück. Er spannte es an einem Pfeiler straff. Jan und Ronco hoben das Rad auf das Seil, zogen von der Achse eine Schlinge bis zu einem zweiten, dünneren Seil, und hängten Corvays Korbsessel unter das Rad.
    »Also dann!« sagte Jan und wischte sich die Hände ab. »Erster Probelauf!«
    Ronco hielt das Zugseil fest. Pete setzte sich in den Sessel.
    »Gib Seil!« rief er. Einige Bankerts und Schander beobachteten verwundert die seltsame Konstruktion. Als Pete auf dem Sessel nach außen schwebte, begannen sie zu verstehen. Er erreichte den schmalen Bogen zwischen zwei vorstehenden Ecktürmchen. Direkt daneben drängten sich einige weinende Kinder.
    Innerhalb des Rosettenfensters zog Ronco das straffe Zugseil bis zum Hinterrad des Motorrades. Jan hatte

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