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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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weil sie wußten, daß die resolute Tochter von Meister Wolfram recht hatte. Niemand durfte die Schuld auf sich laden, irgendeinen der Lebenden draußen aufzugeben ...
    Selbst einige Bankerts kamen voller Bewunderung für Mathilda zur Hilfsmannschaft. Jan und die beiden anderen Überlebenden der Artistentruppe sprachen leise miteinander. Sie hatten sich noch nicht vom Schock des Unglücks erholt. Als Mathilda wie eine Furie unter die erschöpften Angehörigen der beiden kleinen Völker fuhr, blickte Jan sie mit großen, leeren Augen an.
    Er hatte Schuld am Tod von drei Menschen. Aber vielleicht konnte er sein Versagen jetzt wieder gutmachen! Kurz entschlossen sprang er auf.
    »Kommt mit!« rief er Pete dem Seiltänzer und Ronco dem Fänger zu. Er eilte zu seinem Motorrad. Nachdem Nancy die Truppe verlassen hatte, hatten sie den Kraftstoff aus ihrer Maschine in seine umgefüllt. Jan ahnte, daß Pete und Bronco ähnliche Schuldgefühle haben mußten wie er selbst. Als Seiltänzer war Pete für das Spannen des Seils verantwortlich gewesen. Und Bronco hatte beim Aufprall gegen die Kathedralenmauer die Fliegerin und ihre beiden Partner losgelassen ...
    Das Motorrad hatte Doppelvergaser und eingekerbte Hartgummireifen.
    »Wenn wir es umdrehen und festkeilen, haben wir eine Seilwinde«, erklärte Jan. »Du, Pete, spannst ein straffes Seil zum Südturm. Und du, Bronco, baust das Vorderrad aus!«
    »Wozu?«
    »Du wirst schon noch sehen!« sagte Jan ungeduldig. »Los jetzt!«
    Er drehte sich um und lief einige Schritte nach unten. Am Rand des Waldes, der den ersten Hügel des Sakriversums bedeckte, hatten Corvays Leute ein Zwischenlager eingerichtet. Alles, was sie mühsam nach oben geschleppt hatten, stapelte sich in unordentlichen Haufen.
    Corvay hatte den Befehl ausgegeben, zunächst auf die Wasserholer zu warten. Er sagte nicht, daß er einigen von ihnen aufgetragen hatte, nach Lebensmitteln zu suchen. Innerlich verfluchte er längst die blinde Wut, mit der sie vor fast zwei Monaten über die Vorräte im Dorf hergefallen waren. Aber damals hatte niemand voraussehen können, wie lange diese Fluchtperiode dauern sollte ...
    »He, Corvay!« rief Jan dem König zu. »Wir brauchen deinen Sessel!«
    Llewellyn Corvay hatte gerade den Plan seiner Berater angehört. Er kostete noch jedes Wort von Galus nach. Der Plan gefiel ihm, denn ein Gott war mehr als ein König.
    Ed Jankowski und Severino schoben sich auf Jan zu. Sie waren die beiden Berater Corvays, die unten in den Bleikellern festgestellt hatten, daß die Schander tatsächlich keine Vorräte mehr besaßen. Nur einmal hatten ihre Fähigkeiten versagt. Das war kurz vor der Katastrophe gewesen, als sie vergeblich versucht hatten, die Schlösser der Bohlentüren jenes bollwerkartigen Turms zu öffnen, der in der Mitte des Dorfes alle anderen Häuser überragte ...
    »Wie kommst du dazu, König Llewellyn Corvays Sessel zu fordern?« fragte der schmalgesichtige, hohlwangige Ed Jankowski.
    »Du mußt verrückt geworden sein!« nickte Severino, sein beleibter Partner.
    »Wir brauchen den Sessel, um damit die letzten Bankerts und Schander von den Mauern zu holen.«
    »Ach - laßt sie doch verrecken!« lachte Ed Jankowski böse. »Wir sind schon jetzt zu viele Esser!«
    Jan ballte die Hände zu Fäusten. Entmutigt blickte er zu den anderen Beratern Corvays. In diesem Augenblick begann er zu begreifen, in welche Clique er geraten war. Er dachte an Nancy. Sie hatte vor ihm erkannt, daß sie alle auf einen krankhaften Traum von Macht hereingefallen waren. Corvay und seine Berater wollten nichts anderes als einen eigenen Staat, ein eigenes Reich, in dem die anderen bestenfalls die Funktion von Sklaven hatten.
    Jan merkte plötzlich, daß Galus ihn beobachtete. Der Arzt, der bereits auf der Nordseite des Sakriversums gelebt hatte, war der intelligenteste und einflußreichste Berater Corvays. Ob er nicht sogar der Kopf des ganzen Unternehmens war?
    Galus kam auf ihn zu. Ed Jankowski und Severino machten bereitwillig Platz.
    »Was willst du?« fragte Galus freundlich. »Ich weiß, du hattest Pech mit deiner Truppe. Erst lief dir deine Partnerin davon, dann stürzten drei von deinen Leuten kurz vor dem Ziel ab. Ein höchst bedauerlicher Unfall!«
    Er legte seinen Arm auf Jans Schulter und führte ihn etwas zur Seite. Zum erstenmal nach langer Zeit hörte Jan wieder Vogelgezwitscher. Es kam aus dem Wald.
    »Es war geplant, daß deine Truppe zusammen mit einigen anderen Spezialisten die

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