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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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die Bankert- Horde von König Corvay.
    In der Mitte des Gartens angelangt, blickte sie nach oben. Sie wunderte sich, daß die Beryllos-Linsen verschlossen waren. Nach dem Licht über den Aasbergen im Osten zu urteilen, war schon längst Tag.
    Zwei weitere Dinge machten sie immer unsicherer: Die Clan-Chefs hatten sich bisher noch nicht sehen lassen. Was war mit ihnen geschehen?
    Außerdem fürchtete sie plötzlich, daß niemand mehr in der Lage sein könnte, die Beryllos-Linsen wieder zu öffnen. Sie kannte nur einen Teil der großen und geheimen Mechanik des Sakriversums. Als Tochter eines Logenmeisters und Clan-Chefs der Alchimisten hatte sie in den vergangenen Jahren mehr gehört als andere Frauen in ihrem Alter.
    Sie wußte sogar, was die Clan-Chefs in jeder Nacht zum Sonntag im Buch-Heim getan hatten. Und sie kannte die Aufgaben eines Weltwächters, der bei einer Flucht in die Bleikeller der Kathedrale als einziger im Sakriversum zurückbleiben mußte.
    Der letzte Weltwächter war Meister Albrecht gewesen. Er hätte nicht zulassen dürfen, daß sich die Beryllos-Linsen an einem 24. April schlossen, denn dieser Dienstag war ein ganz normaler Arbeitstag. Der erste Frühjahrsvollmond war vorbei, und auch das Osterfest, das eine Woche später darauf folgte.
    Mathilda schüttelte erneut den Kopf. Es gab nur wenige Anlässe, aus denen das Sakriversum an einem hellen Tag verdunkelt werden durfte. Der Karfreitag gehörte dazu, der Totensonntag und eine drohende Inspektion durch die Weltlichen ...
    Das war es, mußte es sein!
    Mathilda pflückte sich erleichtert eine Himbeere von den Sträuchern. Dann reagierte die Mechanik doch noch nach den alten Vorschriften. Und Meister Albrecht paßte auf!
    Sie setzte sich auf eine Bohlenbank. Von ihrem Platz aus konnte sie das ganze Dorf überblicken. Sie vermied es, ganz nach Osten zu sehen. Dort hatte das Haus ihres Vaters gestanden. Wolfram lebte nicht mehr. Und Ludolf auch nicht ...
    In diesem Augenblick spürte sie, wie sehr sie die vergangenen Wochen mitgenommen hatten. Die Tränen rannen über ihre Wangen und tropften in ihren Schoß. Sie weinte lautlos. Selbst als sich eine Hand leise streichelnd auf ihre Schulter legte, sah sie nicht auf.
    »Es muß sehr schwer für dich sein«, sagte Lea. Die Frau von Ulf setzte sich neben Mathilda und nahm sie in den Arm. Noch nie zuvor waren sich die beiden ungleichen Frauen so nahe gewesen.
    Sie saßen eine Weile schweigend nebeneinander, dann sagte Lea: »Lello ist fort.«
    Mathilda wischte sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem Gesicht. Sie sah Lea lange an.
    »Ich war nicht sonderlich gut zu dir in den vergangenen Jahren. Wahrscheinlich konnte ich dir einfach nicht verzeihen, daß du dich mit dem Kind meines Bruders in unser Leben gedrängt hast.«
    »Du weißt, daß ich das nie gewollt habe.«
    »Uta und Ekkehard wären nie umgekommen, wenn es dich und Lello nicht gegeben hätte!«
    »Vergißt du, was du selbst mit meinem Sohn getan hast - in der Johannisnacht im letzten Jahr?«
    Mathilda sah ihre Schwägerin mit großen Augen an.
    »Das weißt du?«
    »Ja. Hanns weiß es auch - und Ulf ...«
    Mathilda preßte die Hand gegen ihre Zähne.
    »Sie haben sich nie etwas anmerken lassen.«
    »Nein! Weil ich sie darum gebeten habe!«
    »Du hast ...«
    Lea nahm Mathilda wieder in den Arm.
    »Kann irgend jemand besser verstehen als ich, was es heißt, für eine einzige Nacht ein Leben lang bestraft zu werden?«
    »Schon gut!« räusperte sich Mathilda schroff. »Aber worüber reden wir eigentlich? Es ist schon längst Tag. Die Häuser müssen geputzt werden! Gärten und Felder sind verwildert. Auf der Straße und auf den Wiesen liegt der Unrat dieser Bankerts. Im Dorf sind Häuser abgebrannt und unsere Vorräte reichen nicht für fast zweihundert Menschen ...«
    »Jetzt bist du wieder die energische Mathilda!« sagte Lea lächelnd.
    »Ach was! Wie sollen wir denn weiterkommen, wenn keiner etwas tut! Oben am Eichberg liegt ein Weltlicher ; der unsere Gärten mit ein paar Schritten zu Mus zerstampfen kann. Hast du das etwa vergessen?«
    Lea schüttelte den Kopf.
    »Ich möchte wirklich wissen, wo Guntram sich herumtreibt und was die Meister machen«, schimpfte Mathilda. Sie stand auf und stemmte die Hände in die Seiten. Außer den Tieren rührte sich noch immer nichts im Dorf. Sie hob den Arm und drehte mit dem Zeigefinger kleine, flauschige Löckchen in ihr Haar. Das machte sie stets, wenn sie angestrengt nachdachte.
    »Ich muß zu

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