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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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größer waren als er selbst ...
    Da lag er nun! Der Riese, der im Turm der Kathedrale Nahrungsmittel wie für die Vögel in den Wintermonaten ausgelegt hatte! Der Mann, vor dem Agnes und er geflohen waren!
    Er schlief.
    Guntram sah sich das Gesicht des großen Fremden ganz genau an. Es sah nicht böse oder gefährlich aus. Trotzdem fürchtete sich Guntram vor dem Augenblick, an dem der Weltliche aufwachte.
    Wer war er? Und was wollte er hier oben?
    Zu jeder anderen Zeit wäre Guntram laut schreiend ins Dorf zurückgelaufen. Er hätte die Kinder und Frauen in die Häuser getrieben und die erwachsenen Männer alarmiert. Mit Dreschflegeln, Sensen und Seilen wären sie zurückgekehrt - voran die Clan-Chefs unter Anführung der Logenmeister.
    Jetzt mußte er selbst entscheiden.
    Meister Wolfram, Meister Wirnt und Meister Albrecht lebten nicht mehr. Außer ihm selbst gab es nur noch Bieterolf als Eingeweihten. Das war nicht ausreichend, um ein Dreieck zu bilden!
    Er mußte eine andere Lösung finden ...
    Wahrscheinlich waren die Familien ebenfalls ins Dorf gezogen. Er wußte nicht, ob sie bereits Kenntnis vom Auftauchen des Fremden hatten. Oder waren sie vielleicht wegen ihm vom Eichberg und vom Sündanger geflohen?
    Unwillkürlich stolperte er ein paar Schritte höher. Er setzte sich auf einen Stein, griff in seinen Gürtelbeutel und holte eine Zwiebel hervor. Er schälte sie mit den Fingern. Nachdenklich kauend musterte er den großen Menschen.
    Vor siebenhundert Jahren mußten Lancelot und Gudrun auch so groß gewesen sein! Doch warum waren ihre Nachkommen von Generation zu Generation immer kleiner geworden?
    Guntram erkannte plötzlich, daß der andere ihn ansah.
    Er hatte beide Augen geöffnet.
    Das linke war grau und das rechte hellblau ...
    Ein Logenmeister!
    *
    Mutter Mathilda ärgerte sich über die Unordnung in der Küche. Sie konnte im Halbdunkel nicht viel erkennen, aber das, was sie sah, machte sie bereits wild.
    Nach den furchtbaren Ereignissen des vergangenen Tages hatten die Schander lange nicht einschlafen können. Schon als der riesige Weltliche am Abendzeichen auftauchte, waren viele verstört in den Wald geflohen. Niemand konnte ihnen Anweisungen geben und sagen, was sie tun sollten. Ohne die Clan-Chefs liefen sie wie eine in Panik geratene Schafherde durcheinander.
    Mathilda hatte versucht, zu retten, was zu retten war. Zusammen mit Hanns, Ulf und Dietleib hatte sie die Führung des kopflosen, verängstigten und noch immer von den Qualen des langen Aufstiegs ermatteten Volkes übernommen.
    Als sie sahen, daß der Weltliche sich nicht regte, hatten sie beschlossen, auch gegen den Befehl von König Corvay in ihr Dorf zurückzukehren. Nach unten in die Bleikeller konnten sie nicht mehr. Dafür fehlte ihnen die Kraft.
    Nach und nach hatte Mathilda die anderen Erwachsenen davon überzeugt, daß das Dorf ihre einzige Zuflucht war.
    Als es Abend wurde, war der lange Zug mit Sack und Pack über die Hügel gewankt. Am Hirseberg war ihnen ein Trupp Bankerts entgegengekommen. Sie wußten nicht, daß dieser Trupp den Befehl erhalten hatte, sie zu holen.
    Noch einmal war es zu einem dramatischen Zwischenfall gekommen. Einer aus dem Trupp erkannte Lello an seinem Hinken. Obwohl der ehemalige Narr sich verkleidet und sein Gesicht mit Holzkohle geschwärzt hatte.
    Der Narr versuchte zu fliehen. Mathilda handelte schneller. Sie schickte Hanns mit einem hastig geflüsterten Auftrag hinter ihm her. Erst spät in der Nacht hatte Hanns den besinnungslosen Sohn von Ekkehard und Lea heimlich ins Haus von Meister Lamprecht getragen.
    Mathilda stieg über die Körper der Schlafenden hinweg. Sie öffnete die Tür neben dem Herd. Dahinter befand sich ein schuppenartiger Vorbau mit einem weit vorspringenden Dach und halbhohen Wänden. In einer Ecke waren zersägte und gespaltene Baumstämme aufgeschichtet. In der anderen hatte Lamprechts Familie Körbe und Säcke mit allerlei wiederverwertbaren Abfällen gestapelt.
    Mathilda ging in den Garten. Hier sah es ebenfalls verheerend aus. Überall wucherte das Unkraut über zerschlagenem Geschirr und weggeworfenen, zerbrochenen Gegenständen aus dem Haus.
    Das konnten unmöglich die Angehörigen der Sammler-Familie gewesen sein!
    Mathilda preßte die Lippen zusammen. So also hausten Bankerts!
    Sie schüttelte den Kopf und ging weiter. Die ganze Zeit überlegte sie, was wohl geschehen würde, wenn der Weltliche am Abendzeichen aufwachte. Die Angst davor war schlimmer als ihr Zorn über

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