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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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während der Dunkelheit, war Lello im Garten von Meister Lamprechts Familie auf Agnes und Nancy getroffen.
    Er war eine Weile Guntram gefolgt, bis er ihn an den Zisternen vor der Teufelsmauer aus den Augen verloren hatte. Danach war er überaus vorsichtig ins Dorf hinunter gehumpelt.
    »Wo warst du denn die ganze Zeit?« fragte Agnes.
    »Wenn ihr wüßtet, was ich alles gesehen habe«, stöhnte Lello. Er hinkte zum Wassertrog, wusch sich und trank erst einmal. Und dann berichtete er von seinen Erlebnissen.
    Die beiden Mädchen hörten staunend zu. Weder Agnes noch Nancy hatten jemals etwas von Kraftwerken oder Maschinen unten am Irrlichtmoor gehört. Bei Nancy war das verständlich, aber auch Agnes war niemals in den verbotenen Gebieten gewesen.
    Lello erzählte, wie er am Eichberg die Wache des Königs getroffen und weggeschickt hatte.
    »Du hast Guntram gesehen«, unterbrach ihn Agnes erregt. »Was ist mit ihm? Warum kommt er nicht zurück?«
    Lello dachte lange nach.
    »Ich glaube, er weiß mehr als wir alle. Er hat einen Auftrag von eurem Großvater und von Meister Albrecht erhalten. Bronco hat den Überlebenden und Guntram länger belauscht als ich. Sicher ist, daß sie beide miteinander gesprochen haben. Das habe ich selbst gesehen und gehört ...«
    »Du sagst, daß mein Mann wirklich mit einem Weltlichen geredet hat?«
    »Sie sprachen so wie wir jetzt - nur lauter ... ich meine, Guntram mußte lauter sprechen, damit ihn der andere hören konnte.«
    »Was ist dann geschehen?«
    Agnes faßte mit beiden Händen Lellos Hand.
    »Bitte, Lello, sag mir alles!«
    »Nach einer Weile haben sie sich verabschiedet. Dann ist der Überlebende durch das Rosettenfenster gestiegen. Guntram hat ihm noch eine halbe Stunde nachgesehen. Als der andere unten war, haben sie sich zugewinkt.«
    »Und dann?« drängte Agnes.
    »Dann ist Guntram zur Teufelsmauer hinaufgestiegen. Ich bin ihm nachgegangen - ganz vorsichtig natürlich. Oberhalb von Meister Albrechts Haus ist er plötzlich in einem Mauerspalt verschwunden. Ich habe die Höhle ganz genau gesehen, aber als ich ankam, konnte ich nicht den kleinsten Spalt mehr entdecken ...«
    Agnes stöhnte leise. Nancy nahm sie in die Arme.
    »Er weiß bestimmt, was er macht«, sagte sie.
    »Sie wollen jeweils um Mitternacht miteinander sprechen«, meinte Lello.
    »Kommt dann der andere wieder hoch?« fragte Nancy erschreckt.
    Lello schüttelte den Kopf.
    »Ich habe nicht ganz verstanden, was sie sagten, aber es ging um irgendwelche Rohre, Beichtstühle und das Buch-Heim ...«
    Agnes fuhr herum. »Das können nur Logenmeister!« Sie lachte plötzlich und strahlte über das ganze Gesicht. »Dieser dumme Kerl! Und mir wollte er die ganze Zeit nichts sagen! Kommt, das müssen unbedingt die Clan-Chefs wissen!«
    Im gleichen Augenblick fiel wieder Licht durch die Beryllos-Linsen.
    »Übernehmt ihr das«, sagte Lello hastig. »Ich darf hier nicht gesehen werden, sonst hängt mich Corvay auf ...«
    »Wo willst du hin?« rief Agnes ihm nach. Lello drehte sich im Laufen halb um.
    »Ich suche ihn! Und wenn ich mich jeweils um Mitternacht ins Buch-Heim schleichen muß!«

23. KAPITEL
    Goetz war nicht überrascht, als er das Portal der Kathedrale offen fand. Er hatte es sich inzwischen abgewöhnt, sich um Vorgänge, die er nicht verstand, zu kümmern. In den ersten Tagen war das noch ganz anders gewesen. Da hatte er übersensibel, verstört und introvertiert gedacht und gehandelt. Seit er wußte, daß es noch andere Menschen außer ihm gab, fühlte er sich nicht mehr von unbekannten Fallen umgeben.
    Natürlich mußte er auch weiterhin vorsichtig sein. Als Mensch des einundzwanzigsten Jahrhunderts waren viele im Verborgenen funktionierende Systeme selbstverständlich für ihn gewesen.
    Jetzt mußte er sich wieder an die alten, natürlichen Überlebensinstinkte erinnern. Das würde nicht leicht sein!
    Trotzdem war er froh und optimistisch.
    Er hatte nicht nur Menschen und einen Freund gefunden, sondern Verwandte! Ein ganzes Volk von Verwandten ...
    Während er durch das Mittelschiff der Kathedrale ging, amüsierte er sich über die Vorstellung, daß er selbst ebenso klein sein könnte, wenn Roland von Coburg seinen ehelichen Sohn Anselm ebenfalls unter dem Dach der Kathedrale versteckt hätte.
    Was war nun besser?
    Im Augenblick brauchte er sich über diese Frage keine Gedanken zu machen. Er ertappte sich dabei, daß er bereits öfter an das Sakriversum als an seine eigene, zerstörte Welt draußen

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