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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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leicht öffnen, denn sie war nicht viel höher als er selbst ...
    Er trat in einen hohen, hellen Raum, in dem weder Fenster noch Lampen sichtbar waren. Doch was er dann sah, ging bis an die Grenze seines Verstandes!
    Die riesige Maschine lag wie ein startbereiter Flugdrachen auf einem schrägen, katapultartigen Podest. Sie hatte ihre wie reines Gold leuchtenden Vogelflügel angewinkelt. Ihr breitgefächerter Schwanz schimmerte in allen Farben des Regenbogens.
    Über einem gläsernen, an der Spitze runden Schnabel leuchtete ein weißblaues Facettenauge. Von ihm kam das Licht im Raum, aber auch die diffuse Helligkeit im Labyrinth der Teufelsmauer. Hatte es in den vergangenen Jahren nicht auch Nächte gegeben, in denen ein magischer weißblauer Schein die feingesponnenen Netze unter geschlossenen Beryllos-Linsen aufglühen ließ?
    Guntram erkannte in diesen stillen Augenblicken, daß er noch sehr viel lernen mußte! Sehr viel und sehr schnell, denn unten im Dorf würde bald neue Panik entstehen ...
    *
    Guntrams hellsichtiger Gedanke traf zu. Am Spätnachmittag öffneten sich völlig unerwartet die Luken vor den Beryllos-Linsen im schrägen Dach der Kathedrale. Niemand wußte, wer den geheimnisvollen Mechanismus betätigt hatte. Nur die Clan-Chefs in den Häusern atmeten erleichtert auf.
    Das warme, aus Hunderten von feinen Lichtstrahlen gebündelte Sonnenlicht malte einen hellen Fleck in die Mitte des Sakriversums. Er war nicht viel größer als das Dorf. Dennoch erwachte in den Gärten und auf den Feldern die Natur. Vögel zwitscherten wie an einem schönen Sommermorgen. Von den Weiden oberhalb des Irrlicht-Moors kamen Ziegen, Schweine und Schafe zum See.
    Alle Blätter an Bäumen und Sträuchern öffneten sich und hoben sich dem guten Licht entgegen.
    Kinder lachten. Ein paar Bankerts klatschten Beifall, andere zogen sich instinktiv vor der Helligkeit in die Schatten der Häuser zurück. Nur die Schander waren nicht überrascht. Sie hatten in den vergangenen Jahrhunderten gelernt, daß auch der schönste Tag plötzlich durch tarnende Dunkelheit oder gar durch das Fluchtzeichen über die ganze Länge des Daches unterbrochen werden konnte ...
    Am Bach blinzelten König Corvay und seine Berater mißtrauisch nach oben.
    »Gut, daß es endlich wieder hell ist«, schnaufte Hector.
    »Nein, schlecht, schlecht, schlecht!«
    Corvay und seine Berater blickten Galus verständnislos an.
    »Jetzt kann er uns doch sehen!« sagte Galus bebend.
    »Verdammt!« sagte Patrick und schnippte mit den Fingern. Er richtete sich steil auf dem Rücken seines Mulis auf.
    »Wo sind denn Jankowski und Severino?« fragte Hector.
    Corvay sah sich nach beiden Seiten um, dann winkte er unwillig ab. Im gleichen Augenblick entdeckte er Bronco unter den Büschen im Garten von Meister Konrad.
    »Kerl! Was machst du hier! Ich hatte doch befohlen ...«
    Neben Bronco trat Jan ins Licht.
    »Er wurde abgelöst.«
    »Von wem?«
    »Von Lello!«
    Corvays Gesicht verfärbte sich. Die Adern an seiner Stirn schwollen an.
    »Verrat!« keuchte er. »Alles Verrat! Der Kerl steckt mit den Schandern unter einer Decke!«
    »Vielleicht«, sagte Jan und hob die Schultern. »Aber er ist wieder im Dorf und hat berichtet, daß der Fremde fortgegangen sei!«
    »Fortgegangen?«
    »So sagten die Schander ...«
    »Schafft alle Clan-Chefs her!« befahl Corvay aufgebracht. »Und dann wird dieser Narr hier an der Linde vor Gericht gestellt!«
    Menennery Luck kam unter der Bank hervor, unter der er die ganze Zeit geschlafen hatte.
    »Vor Gericht gestellt!« sagte er eifrig.
    »Sollte nicht erst mal einer nachsehen, ob er auch wirklich weg ist?« fragte Patrick. Corvay stieß einen halb brummenden, halb grunzenden Laut aus. Er strich sich über seinen Bart und dachte nach. Dann nickte er plötzlich.
    »Du bist mit deinem Muli der Schnellste von uns! Gib ihm die Sporen und sieh nach!«
    Patrick wollte protestieren. Er preßte die Lippen zusammen. Der Ton, wie Llewellyn Corvay mit ihm sprach, gefiel ihm nicht. Noch ehe er seinem Ärger Luft machen konnte, trabte das Muli los. Das hatte Patrick noch nie erlebt.
    Hector hakte die Daumen unter seine Brustriemen und lachte schadenfroh.
    »Ein Esel, der dir gleich gehorcht, Corvay!«
    Corvay schnaufte wütend.
    »Was willst du damit sagen?«
    »Wieso? Ich meine nur, daß Patricks Muli wohl mehr Verstand hat als sein Besitzer ...«
    »Paß auf!« warnte Corvay. »Noch mehr von diesen Doppelzüngigkeiten und du bist nach Lello der nächste

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