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Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale.

Titel: Das Sakriversum. Der Roman einer Kathedrale. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas R. P. Mielke
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Duschen mehr gab.
    Kurzentschlossen lief er an den Regalen entlang bis ganz nach hinten. Er stemmte einen Kanister mit Mineralwasser hoch. Angestrengt keuchend schob er ihn auf einen Vorsprung der Felsenmauer, auf der ein kleines, silbernes Kruzifix stand. Es fiel nach unten und zerbrach.
    Unwillkürlich bückte sich Goetz. Er hob das Kruzifix und einen Schmuckstein auf, der unter dem I.N.R.I. aus der Fassung gebrochen war. Es war ein Amethyst.
    Aus irgendeinem Grund ging er zu der Stelle zurück, an der er die erste Nacht in der Kathedrale verbracht hatte. Als er das zerbrochene Kruzifix neben die anderen Sachen legen wollte, die er in den vergangenen Tagen eingesteckt hatte, fiel ihm der kleine Stoff-Fetzen auf: das erste Lebenszeichen, das er von den Schandern im Turm gefunden hatte.
    Direkt daneben lag das Medaillon.
    Er hatte es bisher noch nicht genauer angesehen. Erst als er das Kruzifix auf den Stoff legte, fielen ihm die Zeichen an der gewölbten Seite auf.
    Und wieder entdeckte er einen Hinweis auf sein Familienwappen!
    Die Kälte von den Steinplatten des Bodens zog in seine Beine. Gleichzeitig wurde ihm innerlich heiß. Er wußte, daß er sich eigentlich duschen und anziehen sollte. Deswegen war er so überstürzt in die Gruft gelaufen.
    Oder gab es noch einen ganz anderen, rational nicht erklärbaren Grund für seine Handlungsweise?
    Nachdenklich strich er mit den Fingerkuppen über die drei Punkte des Dreiecks auf dem Medaillon. Waren sie ebenfalls versteckte Hinweise auf ein großes, kostbares Geheimnis?
    Er dachte plötzlich an die Begegnung mit Guntram.
    Dreieinigkeit der Dinge ...
    Körper, Geist und Seele ...
    Quarks!
    Das Geheimnis der Alchimisten!
    Universum - Sakriversum!
    »Mein Gott!« stammelte er. »Und ich wollte aufgeben ...«
    Er legte das Medaillon zurück und rannte zum Wasserkanister. Er hatte einen ganzen Tag verloren.

27. KAPITEL
    »Die Flugmaschine!« schrie Menennery Luck. Jan und Hector kamen nicht mehr dazu, ihn aufzuhalten. Zusammen mit bewaffneten Bankerts lief er an ihnen vorbei.
    Weiter oben tauchte Patrick mit seinem Muli auf. Lello und Nancy folgten ihm. Sie kamen um das Buch-Heim herum. Als Patrick die Bewaffneten sah, hob er die Schlegel. Er kreuzte sie hinter seinem hohen Kardinalshut, dann ließ er sie hart und kraftvoll auf die gespannten Kesselfelle sausen.
    Die Schander wichen instinktiv zurück. Aber nicht alle!
    Hanns, Ulf und Dietleib sperrten die Straße an der Brücke über dem Bach. Mathilda faßte zwei andere Frauen an den Händen. Eine davon war eine Bankert.
    Hinter ihnen versuchte Llewellyn Corvay vergeblich, ebenfalls zur Straße vorzudringen. Er rannte gegen die Schultern von Schandern , verfing sich in den Sträuchern von Herborts Gartenbegrenzung und rief immer wieder nach Hector, Jan und Patrick.
    Keiner hörte auf ihn. Wie ein Heerführer ohne Armee irrte König Corvay von einem zum anderen. Er griff nach Mänteln, Kleidern und Händen.
    »Was tut ihr?« keuchte er heiser. »Hört nicht auf Menennery Luck! Er wird euch verraten! Ich bin der König! Ich habe euch hierher geführt!«
    Wenn er Schander ansprach, wichen sie zurück. Die Bankerts lachten nur. Einige spuckten vor ihm aus.
    »Ihr könnt nicht nach draußen! Es wird euch töten, wenn ihr es nur versucht!«
    »Verschwinde!«
    »Steh uns doch nicht im Weg!«
    Und wieder einmal war für einen Llewellyn kein Platz mehr vorgesehen in der Geschichte. Der letzte echte Prince of Wales war um ein Königreich betrogen worden. Vom Bankert , den er auf der Flucht vor der Inquisition zeugte, kannten nur die Nonnen des Klosters von Altomünster den Namen. Jetzt mußte Llewellyn Corvay, ihr direkter Nachkomme, ebenfalls abtreten.
    Plötzlich loderten Fackeln auf. Ihre Flammen sahen dünn und gelblich aus im hellen Licht vom Westen.
    »Zur Teufelsmauer! « schrillte die Stimme von Menennery Luck durch das Sakriversum. »Dort ist das Nest des goldenen Vogels!«
    Die anderen johlten. Am Buch-Heim erkannten Lello und Nancy die Gefahr.
    »Das dürfen wir nicht zulassen!« rief Nancy Lello zu. »Agnes ist oben. Sie wartet auf Guntram.«
    Lello biß die Zähne zusammen.
    »Bleib hier!«
    Er drückte ihre Hand. Mit weiten, humpelnden Schwüngen eilte er zur Straße. Die Männer um Menennery Luck hatten kehrt gemacht. Sie kamen auf das Buch-Heim zu. Im gleichen Augenblick flogen die ersten Fackeln auf die Dächer von Wirnts und Konrads Haus.
    Lello suchte verzweifelt nach einem Ausweg. Er wußte, daß die Clan-Chefs

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